Laut Sozialministerium leiden etwa zehn Prozent der erkrankten Erwachsenen und zwei bis vier Prozent der erkrankten Kinder unter Long Covid. Wie sich die Krankheit bemerkbar macht, kann allerdings von Verlauf zu Verlauf unterschiedlich sein.
Long Covid noch nicht klinisch definiert
Als Long Covid gelten generell Beschwerden, die länger als vier Wochen nach einer Infektion bestehen. Als Post Covid bezeichnet man es, wenn die Beschwerden länger als zwölf Wochen danach den Alltag einschränken. Welche Symptome genau unter Long Covid fallen, sei allerdings bisher nicht einheitlich definiert, so die Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Betroffene berichten von Erschöpfung, schlechtem Erinnerungsvermögen sowie Herz- und Lungenproblemen. Ein weiteres Problem: Es gibt laut der KV auch noch immer keine einheitlichen Behandlungswege.
Corona-Langzeitfolgen Das ist über Long Covid bekannt
Wer unter Long Covid leidet, der zeigt noch Wochen nach einer akuten Coronainfektion anhaltende Symptome. Wen trifft es? Und wie kann Betroffenen geholfen werden?
Bund und Land fördern Forschung zu langanhaltenden Symptomen
Die langanhaltenden Symptome einer Corona-Infektion werden derzeit erforscht. Ziel ist es, das Krankheitsbild zu verstehen. Der Bund und das Land fördern verschiedene Projekte zum Beispiel die sogenannte EPILOC-Studie. Hier wurden 11.000 an Covid-19 erkrankte Erwachsene gefragt, deren Infektion sechs Monate bis ein Jahr zurücklag. Mehr als ein Drittel berichtete darin davon, noch an chronischer Müdigkeit zu leiden. Etwa 30 Prozent klagten über Atemprobleme. Die Teilnehmenden werden nun in einem zweiten Schritt weiter an Unikliniken untersucht. Auffällig ist: Die Teilnehmer waren fast ausnahmslos vorher nicht geimpft.
So viele Weiterbildungen wie lange nicht
Darüber hinaus sollen Ärztinnen und Ärzte weitergebildet werden, um in Zukunft Long Covid behandeln zu können. Bereits bei der Weiterbildung sei ersichtlich, welches Tempo aufgenommen werde, betont die Regierung. Vergangenes Jahr hatte sich die Landesärztekammer an 30 Weiterbildungen beteiligt. Dieselbe Zahl an Veranstaltungen wurde dieses Jahr bereits bis Ende März absolviert.
Für die Behandlung gab es zwar ursprünglich über 1.400 Corona-Praxen im Land, diese waren allerdings nicht darauf ausgerichtet, speziell Long Covid zu behandeln. Das liegt daran, dass vielerorts die Expertise zu dieser noch recht neuen und von Mensch zu Mensch unterschiedlich ablaufenden Erkrankung fehlt. Rehas sollen nun eine umso bedeutendere Rolle spielen. Rund 100 geeignete Reha-Stationen listen die Krankenkassen derzeit auf. Darunter sind neun, die auch für Kinder geeignet sind. Manche Reha-Standorte haben auch spezielle Long Covid Behandlungskonzepte eingereicht, zum Beispiel in Aalen, Göppingen, Mannheim, Stuttgart oder Bad Rappenau.
Ein weiteres Konzept in der Behandlung von Long Covid soll ein Telemedizin-Netzwerk sein. Dieses hat die Aufgabe, Long Covid-Expertinnen und -Experten und Betroffene zusammenzubringen.
Einschränkungen im Beruf bei rund einem Prozent der Corona-Infizierten
Länger anhaltende Beschwerden nach einer Corona-Infektion machen laut einer Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) vorerst nur einen kleinen Anteil an Fehlzeiten im Job aus. Von den Erwerbstätigen, die 2020 eine Corona-Diagnose mit PCR-Test bekommen hatten, war 2021 knapp ein Prozent mit der Diagnose Long Covid krankgeschrieben, wie die Kasse am Mittwoch auf Basis eigener Versichertendaten mitteilte. Beschäftigte mit Long Covid fielen dann aber lange aus, so das Ergebnis. Die Krankschreibung dauere im Schnitt 105 Tage.
Long-Covid auch bei leichten Corona-Verläufen
Dabei könnte bereits eine leichte Corona-Infektion für vergleichsweise viele Fehltage im Folgejahr sorgen, hieß es weiter. Nach einem leichten Verlauf seien Long-Covid-Betroffene laut der Auswertung 2021 im Schnitt 90 Tage krankgeschrieben gewesen - Patientinnen und Patienten, die über eine Woche wegen Corona im Krankenhaus lagen, waren es im Schnitt sogar 168 Tage. Zum Vergleich: Im Schnitt war jeder erwerbstätige Versicherte der Kasse im vergangenen Jahr 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet. TK-Chef Jens Baas sagte, die Zahl der Long-Covid-Betroffenen erscheine relativ gering, man gehe aber zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Patientinnen und Patienten keine konkrete Diagnose hätten.