Klimaaktivisten der "Letzen Generation" beschmieren ein Denkmal in Berlin mit schwarzer Farbe (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Attacke auf Grundgesetz-Denkmal in Berlin

"Letzte Generation": Auch BW-Grüne entsetzt über "Öl"-Aktion

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Klimaaktivisten haben schwarze Farbe über ein Grundgesetz-Denkmal am Bundestag gekippt. Scharfe Kritik an der Aktion kommt von Politikern aus BW - darunter sind auch viele Grüne.

Die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) hat die Protestaktion der "Letzten Generation" gegen das Denkmal "Grundgesetz 49" verurteilt. Das Grundgesetz stehe für Rechtsstaatlichkeit, schrieb Aras auf Twitter. Es zu beschmieren, sei "einfach nur sinnlos und der Wichtigkeit der Klimadebatte unwürdig."

In der Demokratie bräuchten politische Ziele Mehrheiten, so Aras. Klimapolitik dürfe nicht aus einer Minderheitsposition betrieben werden.

Unser #Grundgesetz steht für Demokratie, Vielfalt und Rechtsstaatlichkeit. Es zu beschmieren ist einfach nur sinnlos und der Wichtigkeit der Klimadebatte unwürdig. #LetzteGeneration

Bayaz: Klimaschutz nicht gegen den Rechtsstaat

Ähnlich äußerte sich Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (ebenfalls Grüne). Klimaschutz als antikapitalistisches und antirechtsstaatliches Projekt werde "krachend scheitern", schrieb er auf Twitter.

Aus Sicht des Grünen-Politikers und ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeisters Fritz Kuhn spielen solche Aktionen nur den Gegnern der Klimaschutzbewegung in die Hände.

Die Aktionen der #AufstandLastGen schwächen die Wirkmächtigkeit der Klimaschutzbewegung. Die jüngste Aktion in Berlin macht das deutlich. So verstärkt man nicht die Hegemonie für #Klimaschutz , sondern man bringt die Gegner in die Vorhand.

Strobl: "Grundgesetz mutwillig besudelt"

Auch BW-Innenminister Thomas Strobl (CDU) äußerte scharfe Kritik an der Aktion der "Letzten Generation". Die Bewegung diskreditiere sich immer wieder selbst. Seinem Protest friedlich Ausdruck verleihen zu können, sei von unfassbarem Wert. Aber: "Was die 'Letzte Generation' da macht, hat für mich nichts mehr damit zu tun. Unser Grundgesetz wird mutwillig besudelt", sagte Strobl dem SWR. Dass nun auch noch das Werk eines israelischen Künstlers geschmäht wird, gehe "absolut gar nicht": "Das sind Geschichtsignoranten, die vor nichts zurückschrecken."

Reaktionen auf Aktion der "Letzten Generation" überzogen?

Der baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Wahlkreis Nürtingen) nannte das Vorgehen der Aktivisten in Berlin "unterstes Niveau", kritisierte aber auch die Reaktionen darauf. Statt über eine einzelne Aktion solle man lieber über Maßnahmen für den Klimaschutz demonstrieren.

Die Aktionsformen von @AufstandLastGen sind unteres Niveau. Das Niveau mancher Kommentare ist noch unterirdischer. Jetzt sind die Grundgesetz-Tafeln wieder sauber. Jetzt ist Zeit, statt über Aktionsformen zu reden endlich Verständigung auf Maßnahmen für #Klimaschutz zu finden. https://t.co/Fs6oGaO4fg

Kritik auch von CDU und SPD

Als Bärendienst für den Klimaprotest bezeichnete der Chef der baden-württembergischen CDU-Landtagsfraktion, Manuel Hagel, die Aktion der Klimaaktivisten:

Wer Klimaschutz instrumentalisiert für den Kampf gegen Kapitalismus erweist unserer Umwelt einen Bärendienst! https://t.co/sAck0Z2Zfw

Die SPD-Landtagsabgeordnete Dorothea Kliche-Behnke sprach ebenfalls von einem "Bärendienst" für den Klimaprotest. Die Radikalisierung der "Letzten Generation" schade der Demokratie.

Wie die "Öl"-Attacke auf das Grundgesetz-Denkmal ablief

Aktivisten der "Letzten Generation" hatten am Samstag die Glasskulptur am Bundestag mit schwarzer Flüssigkeit beschmiert und ein Video von der Aktion veröffentlicht. Sie wollten damit auf die aus ihrer Sicht unzureichende Klimapolitik der Bundesregierung aufmerksam machen und forderten einen früheren Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Erdöl.

++ Berlin: Monument der Grundrechte in „Erdöl” getränkt ++Das Kunstwerk nahe des Bundestagsgebäudes zeigt die Artikel des Grundgesetzes. Wir haben heute gezeigt, wie die Regierung mit diesen umgeht. Erdöl verfeuern oder Grundrechte schützen? 2023 geht nur eines von beidem. pic.twitter.com/Ss3wnNvI8S

Das Kunstwerk "Grundgesetz 49" des israelischen Künstlers Dani Karavan besteht aus 19 Glasscheiben, auf die der Text der 19 Grundrechtsartikel des Grundgesetzes in ihrer Fassung von 1949 eingraviert ist.

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SWR