Naturschützer mahnen zur Vorsicht

Tabletten gegen Tigermücken: BW will leichtere Abgabe

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Von Autor/in Annika Jahn

Baden-Württemberg will sich für die leichtere Abgabe von sogenannten Bti-Tabletten einsetzen. Damit will man die invasive Tigermücke bekämpfen. Naturschützer mahnen zur Vorsicht.

Seit Jahren gehen mehrere Kommunen im Land gegen die Ausbreitung der aus Asien eingeschleppten Tigermücke vor. Das Insekt gilt als potenzieller Überträger von Dengue-, Zika- und Chikungunya-Viren. Beim Treffen der Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder in Weimar, das am Mittwoch beginnt, will sich Baden-Württemberg dafür einsetzen, die invasive Art leichter mit sogenannten Bti-Tabletten bekämpfen zu können.

Tabletten gegen Mückenlarven

Bei Bti-Tabletten handelt es sich um einen biologischen Wirkstoff des Bakteriums Bacillus thuringensis israelensis (Bti). Dieser wird zur Bekämpfung von Stechmückenlarven in stehenden Gewässern eingesetzt, also Seen, Weihern oder langsamen Flüssen, wo sich die Tiere besonders wohl fühlen.

Auch in Gärten Baden-Württembergs werden die wasserlöslichen Tabletten bereits angewendet, zum Beispiel in der eigenen Regentonne oder in Gartenteichen. Laut einem Hersteller reicht eine Tablette für ein Gefäß mit 50 Litern.

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Erschwert EU-Verordnung Abgabe von Tabletten?

Bisher konnten Gemeinden die Tabletten an Bürgerinnen und Bürger ausgeben, zum Beispiel in Rathäusern. Seit diesem Jahr wird in Deutschland aber eine neue EU-Verordnung zu Biozidprodukten umgesetzt, in der es heißt, dass Gemeinden zunächst Beratungsgespräche führen müssen, bevor sie die Tabletten abgeben dürfen. Die EU begründet ihre Verordnung mit Umwelt- und Gesundheitsschutz.

Die Staatssekretärin im Landesgesundheitsministerium Ute Leidig (Grüne) will, dass diese Regelung wieder zurückgenommen wird. Für Beratungen hätten Kommunen weder das Personal, noch das Geld. Außerdem verzögere sich dadurch der wirksame Kampf gegen die Tigermücke.

Auf diesen Aufwand weist auch der Karlsruher CDU-Abgeordnete im Europaparlament, Daniel Caspary, hin. "Die Behauptung, dass das Problem durch eine EU-Verordnung verursacht werde, ist falsch." Er habe sich zur Klärung an die Europäische Kommission gewandt, so Caspary. Er sagt: Der bürokratische Aufwand sei auf die deutsche Gesetzgebung und nicht auf die ursprüngliche EU-Verordnung zurückzuführen.

Warum ist die Tigermücke so gefährlich?

Deutschlandweit ist Baden-Württemberg ein Hotspot für die Tigermücke. Laut Staatssekretärin Leidig wurde sie inzwischen in 24 von 44 Stadt- und Landkreisen nachgewiesen. Die aus Asien eingeschleppte Art gilt als invasiv - kann also negative Auswirkungen auf die einheimischen Ökosysteme haben - und kann mehr als 20 Krankheitserreger übertragen, darunter tropische Infektionen wie Dengue-Fieber.

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NABU Baden-Württemberg für die Beratungspflicht

Naturschützerinnen und Naturschützer sehen den Einsatz der Bti-Tabletten allgemein eher kritisch. Der BUND Naturschutz schreibt, dass Bti auf alle Arten von Stechmücken tödlich wirke. Daher wäre nicht nur die Tigermücke vom Einsatz der Tabletten gefährdet.

Wie der NABU Baden-Württemberg auf SWR-Anfrage erklärt, sind Mücken aber Futter für Fische, Fledermäuse oder Vögel und sollten daher nicht systematisch ausgerottet werden. Daher hält NABU-Artenschutzreferentin Alexandra Ickes eine Beratung weiterhin für sinnvoll. Zwar sei die Wahrscheinlichkeit für Kollateralschäden gering, wenn man die Tabletten im heimischen Regenfass anwendet - "eine Beratung sollte dennoch nach wie vor stattfinden, schon um das Bti nicht unsachgemäß zu 'verschleudern' bzw. nicht fälschlich einzusetzen."

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