Schüler einer 7. Klasse diskutieren im Deutschunterricht, während auf einem Pad Inhalte zu den Zeitformen Futur I und Futur II (Zukunft) zu sehen sind.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

"Leistung muss sich wieder lohnen"

An Schulen in Baden-Württemberg: Vorsitzender von Lehrerverband fordert Rückkehr zum Leistungsprinzip

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"Leistung muss sich wieder lohnen", so der Vorsitzende des baden-württembergischen Lehrerverbands. Er plädiert für die Rückkehr zum Leistungsprinzip im Unterricht.

Der Vorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Ralf Scholl, plädiert für die Rückkehr zum Leistungsprinzip im Unterricht. "Was wir an unseren Schulen brauchen, und was gar nichts kosten würde, ist die klare Ausrichtung: "Leistung muss sich wieder lohnen", schreibt Scholl in einem Gastbeitrag für die "Badischen Neuesten Nachrichten" und das "Badische Tagblatt" (Samstag).

Positive Leistungen sollen gewürdigt werden

"Schule ist ohnehin immer ein Schonraum, auch mit diesem Leistungsprinzip. Aber sie darf nicht zu einem alleinigen Schonraum verkommen," so der Chef des Lehrerverbands, der gymnasiale Lehrkräfte vertritt. "In viel zu vielen Schulen ist das Leistungsprinzip mittlerweile tabu!", heißt es in dem Beitrag. Herausragende Leistungen würden nicht mehr positiv hervorgehoben und als Orientierung für alle herangezogen.

Kritik an Ministerin Schopper

"Vielmehr ist seit einem guten Jahrzehnt 'das Nicht-Beschämen der Schüler' das Prinzip, an dem sich viel zu viele Lehrkräfte orientieren." Das Schulprojekt "Grundschule ohne Noten", das Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) an 39 Grundschulen jüngst gestartet hat, ziele auch in diese Richtung: "Maximierung des Wohlfühlens der Kinder auf Kosten des Lernfortschritts."

Lehrkräfte sollen Schüler gezielt fördern

Lehrkräfte haben aus Scholls Sicht die Aufgabe, von den Schülern immer etwas mehr zu verlangen, als "von selbst" kommt: "Etwas mehr Tempo, etwas mehr Tiefgang." Das liefere den Kindern und Jugendlichen die nötigen Erfolgserlebnisse und stärke sie für ihr künftiges Leben. "Die Orientierung an anspruchsvollen Bildungszielen ist uns aber weitgehend verloren gegangen, sowohl für den Hauptschulabschluss wie für die Mittlere Reife und das Abitur", schreibt Scholl.

Über das Thema Schule und Lehrkräfte hat SWR Aktuell am 3. Juli 2022 so berichtet:

Tendenz geht zu immer besseren Noten

Er spricht von einer "Verachtung von Noten" an vielen Gemeinschaftsschulen. "Die Vergabe von vielen wertlosen Zeugnissen ist aber gerade kein Kennzeichen einer guten Schule oder eines guten Schulsystems!" Auch Gymnasien seien nicht von der Tendenz zu immer besseren Noten verschont: "Das letztjährige Corona-Abitur hatte den besten Abi-Durchschnitt im Ländle, den es jemals gab", legt der Verbandschef dar. "Und das, obwohl 30 Prozent der Bachelor-Studenten ihr Studium abbrechen, die Hälfte davon wegen Leistungsproblemen."

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