Auf einer Tafel steht der Schriftzug "1.2. Stunde fällt aus!!!". (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Caroline Seidel/dpa | Caroline Seidel)

Lehrkräftemangel an Schulen

Studie zu Unterrichtsausfällen an Schulen: BW-Regierung bezieht Stellung

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Aufgrund des anhaltenden Lehrkräftemangels in Baden-Württemberg seien viele Schulen im "Notbetrieb", so eine neue Studie des VBE. Die Politik wehrt sich gegen diese Darstellung.

Unterrichtsausfälle, zusammengelegte Klassen, Vertretungslehrkräfte ohne Lehramtsausbildung: Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht aufgrund des anhaltenden Lehrermangels die Qualität des Schulsystems in Baden-Württemberg bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Verbands an 884 Schulen im Land, die zu Beginn des neuen Schuljahres durchgeführt wurde. Auch politische Ziele wie Inklusion und Ganztagsbetreuung seien dadurch gefährdet. Die Studie ist nicht repräsentativ.

Wie dramatisch sich der Lehrermangel auf den Schulbetrieb auswirken kann, beschreibt ein Schulleiter aus Heitersheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald):

Kultusministerin: "Nicht gerechtfertigt, von Notbetrieb zu sprechen"

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) räumte ein, dass die Lehrerversorgung in der Krisensituation angespannt sei. "Aus den Rückmeldungen der Regierungspräsidien und den Staatlichen Schulämtern wissen wir, dass die Schulen aber grundsätzlich arbeitsfähig sind. Deswegen ist es nicht gerechtfertigt, von einem Notbetrieb an den Schulen zu sprechen." Es sei auch deshalb wichtig, nicht ins Negative zu übertreiben, weil das dem ohnehin stark belasteten Schulsystem mehr schade als helfe.

Die Notrufe der Schulen müsse die Landesregierung ernst nehmen und die Zahl der Lehramts-Studienplätze ausbauen, fordert die SPD im Landtag. Der FDP-Bildungsexperte Timm Kern spricht von einer beschämenden Situation und sieht den Bildungsstandort in Gefahr. Bis im Jahr 2030 fehlen in Baden-Württemberg mehr als 10.000 Lehrkräfte. Zum Start des neuen Schuljahres vor drei Wochen waren 890 von 6.000 offenen Stellen an den Schulen im Land nicht besetzt. Anfang September einigte sich die Landesregierung auf 500 neue Stellen für Lehrkräfte im Doppelhaushalt 2023/2024.

Unterrichtsausfälle über alle Schularten hinweg

Die Unterrichtsversorgung sei über alle Schularten hinweg an einem kritischen Punkt angelangt. Besonders dramatisch sei die Situation an den Grundschulen, stellt der VBE fest. Die Umfrage zeige, dass es an jeder fünften Grundschule zu wenig Lehrkräfte gebe. Jede zehnte Grundschule könne wegen der Unterversorgung keinen Regelbetrieb anbieten. An knapp einem Drittel der Grundschulen falle Unterricht aus. Bei weiteren 21 Prozent müssten Personen ohne Lehramtsausbildung in Vertretung unterrichten. Auch an weiterführenden Schulen komme es regelmäßig zu Unterrichtsausfällen. Jede fünfte sei nach Verbandangaben im Notbetrieb angekommen.

"Unterm Strich sind wir über alle Schularten hinweg an einem kritischen Punkt angelangt."

GEW fordert mehr Vertretungslehrkräfte

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, die Reserve an Vertretungslehrkräften aufzustocken. "Wir schlagen vor, in der Kampagne 'The Länd' Geld einzusparen und mit 12 Millionen Euro pro Jahr einen Stufenplan zum Ausbau der ständigen Vertretungsreserve mit 200 neuen Stellen jährlich zu starten", sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.

VBE: Inklusion und Ganztagsbetreuung gefährdet

Laut VBE-Umfrage fordert über alle Schularten hinweg eine Mehrheit von 50 bis 60 Prozent der Schulleitungen, auf bildungspolitische Großprojekte wie Ganztag und Inklusion zu verzichten. Damit könne weiterer Notbetrieb abgewendet und der Regelbetrieb mit dem vorhandenen Personal abgedeckt werden.

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