Winfried Kretschmann im Foyer des Baden-Württembergischen Landtags in Stuttgart. (Foto: SWR)

Nach Vorstoß von Habeck 2021

"Schäme mich, dass ich die Klappe gehalten habe": Kretschmann bedauert Versäumnis bei Waffenlieferungen an die Ukraine

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann hat es als Fehler bezeichnet, dass er nicht schon 2021 Forderungen nach Waffenlieferungen in die Ukraine unterstützt hat.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bedauert eigene Versäumnisse im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. "Ich schäme mich dafür, dass ich die Klappe gehalten habe, als Robert Habeck im Mai letzten Jahres aus der Ukraine zurückkam und Defensivwaffen forderte", sagte er dem Berliner "Tagesspiegel" (Sonntagsausgabe).

Im vergangenen Jahr war Habeck, damals noch Bundesvorsitzender der Grünen, nach Kiew und an die sogenannte Kontaktlinie zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischer Armee im Osten der Ukraine gereist. Anschließend erklärte er, man könne dem Land Waffen zur Selbstverteidigung nicht verwehren.

Daraufhin hatte es heftige Kritik an Habeck gegeben - auch aus seiner eigenen Partei. Kretschmann reagierte gar nicht und bedauert sein Schweigen. "Wir alle waren still. Auch ich, obwohl ich nie Pazifist war", sagte der 73-Jährige im Zeitungsinterview.

"Das sind schwere Fehler, die uns in den Kleidern hängen werden"

Er habe nicht aus Angst vor seiner Partei geschwiegen, sondern weil er sich als Ministerpräsident nicht zuständig sah: "Das war ein Fehler", so Kretschmann.

Kretschmann heizt seit Ukraine-Krieg zu Hause weniger

Mit Blick auf die durch den Krieg entstandene Energiekrise erklärte Kretschmann, auch er spare zuhause: "Wir heizen anders als vorher", sagte er dem "Tagesspiegel".

Bislang habe sich seine Heizung nachts automatisch abgesenkt, so dass sie am nächsten Morgen zum Frühstück wieder den Raum voll erhitzt habe. "Das machen wir jetzt anders, wir drehen die Heizung einfach abends ab", so der Grünen-Politiker.

Ministerpräsident rechnet mit Wohlstandsverlust durch den Krieg

Kretschmann rechnet mit einem spürbaren und langanhaltenden Wohlstandsverlust in Deutschland durch den Krieg. Das hatte er schon in seiner Regierungserklärung am vergangenen Mittwoch gesagt.

Er erwartet, dass die Energiepreise weiter steigen werden und Deutschland eine "lange Phase der Konfrontation mit einem aggressiven Russland" bevorstehe. Darauf müsse sich das Land vorbereiten und finanzielle Härten für Geringverdiener abfedern.

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