"Eine zweite Corona-Welle rollt auf uns zu", sagte Kretschmann (Grüne) in einer Ansprache an die Bürger am Freitag in Baden-Württemberg. Vor dem Hintergrund steigender Corona-Zahlen im Land sei es immer schwieriger, die Kontaktpersonen von Infizierten nachzuverfolgen und zu isolieren. Diese Entwicklung bereite ihm "sehr große Sorge", so Kretschmann.
In der Ansprache appelliert Kretschmann an die Menschen, sich weiter an die Abstands- und Hygiene-Regeln zu halten. Er kündigte engmaschige Kontrollen an. Außerdem bittet er darum, ausreichend zu Lüften, trotz kälter werdender Temperaturen.
"Nach mehr als einem halben Jahr mit Corona sind viele von uns pandemie-müde geworden."
Kretschmann zeigte auch Verständnis: "Wir sehnen uns nach Normalität". Ihm ginge es genauso, aber dieser Wunsch werde so schnell nicht Wirklichkeit. "In den nächsten Monaten müssen wir weiterhin mit der Pandemie leben", so Kretschmann.
Er bat in seiner Rede auch darum, persönliche Treffen so weit es geht zu reduzieren. "Überlegen Sie es sich, ob die nächste Feier oder Party wirklich sein muss. Und meiden Sie große Gruppen oder Gedränge", so Kretschmann. "Wir haben es selbst in der Hand, ob wir mit vergleichsweise milden Maßnahmen durch die nächsten Monate kommen", sagte der Ministerpräsident. "Aber dafür braucht es jede und jeden von uns".
Pandemielage in BW bleibt weiter angespannt
Die Pandemielage in Baden-Württemberg bleibt weiter angespannt. Die größten Sorgen bereitet den Behörden derzeit der Kreis Esslingen als Corona-Hotspot: Der Kreis ist mit über 50 Fällen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen besonders von den aktuell steigenden Corona-Infektionszahlen betroffen. Aber auch die Landeshauptstadt Stuttgart bewegt sich auf die kritische Marke zu. Dort lag der Wert am Donnerstag bereits bei 43,7. Mehrere Stadt- und Landkreise liegen inzwischen nur noch knapp unter dem Warnwert von 35 für die Sieben-Tage-Inzidenz. So etwa der Kreis Göppingen mit 34,9.
Die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen stieg am Donnerstag im Vergleich zum Vortag um 584, wie die Gesundheitsbehörden am Abend mitteilten. Insgesamt haben sich nun 52.806 Menschen nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus blieb konstant bei 1.898.