Winfried Kretschmann (Bündnis 90Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht im Landtag bei einer Regierungs-Pressekonferenz zu Journalisten. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)

Nach Drosselung der Gaslieferung

Gasmangel: Kretschmann sieht Baden-Württemberg vor schwieriger Lage

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Nachdem Russland die Gaslieferungen erneut gekürzt hat, stimmt Ministerpräsident Kretschmann auf harte Sparmaßnahmen ein. Nur so könne eine Krise im Winter abgefedert werden.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht die Situation in Baden-Württemberg nach der Drosselung des Gasflusses durch die Pipeline Nord Stream 1 prekärer als zuvor. Der "Schuss Zuversicht", den man beim Gasgipfel am Montag noch ausgestrahlt habe, sei verfrüht gewesen. "Da hat uns Putin ein Stück am Seil heruntergelassen", räumte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart ein.

Kretschmann: Sparen mildert Folgen im Herbst und Winter

Der Ministerpräsident hob hervor, dass das Sparen nun umso wichtiger sei. Das mildere in jedem Fall die Krise im Herbst und Winter ein stückweit ab. Nach dem Gipfel mit Wirtschaft, Kommunen und Versorgern hatte sich Kretschmann noch optimistisch gezeigt, dass mit Sparanstrengungen die Füllmenge in den Gasspeichern ausreichen werde, um den Winter zu überstehen.

Voraussetzung für dieses positive Szenario war aber, dass durch Nord Stream 1 weiter 40 Prozent der Lieferkapazität fließt. Doch wenige Stunden nach dem Krisentreffen in Stuttgart kündigte der russische Konzern Gazprom an, dass von diesem Mittwoch an nur noch 20 Prozent Gas täglich durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland fließen werde.

Kretschmann will Stresstest zu Streckbetrieb von AKW abwarten

Kretschmann betonte außerdem, dass ein möglicher sogenannter Streckbetrieb bei Atomkraftwerken, um die Energiekrise abzufedern, ihn "in keiner Weise schmerzen" würde. "Wir sind in einer Krise. Die Krise macht mir Schmerzen - und nicht die Maßnahmen gegen die Krise", sagte Kretschmann. Allerdings liege die Entscheidungsmacht darüber beim Bund. Zudem müssten die Ergebnisse des "Stresstests" abgewartet werden, dem die Kernkraftwerke derzeit unterzogen werden.

Die letzten drei verbliebenen Atomkraftwerke Neckarwestheim 2 (Landkreis Heilbronn), Emsland und Isar 2 sollen wie geplant Ende des Jahres vom Netz gehen. Bei einem Streckbetrieb könnte die Leistung der Atomkraftwerke verlängert werden. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) hatte zuvor einen längeren Betrieb nicht ausgeschlossen, um etwa bei Notsituationen Krankenhäuser weiterhin mit Strom versorgen zu können.

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Kretschmann: Auch Kirchen mit Photovoltaik bestücken

Ministerpräsident Kretschmann unterstrich am Dienstag zudem, dass für die Energiewende auch denkmalgeschützte Gebäude wie Kirchen mit Photovoltaikanlagen bestückt werden könnten. Zwar stünden die meisten alten Kirchen in Baden-Württemberg unter Denkmalschutz, doch würde eine Solaranlage diesen Status kaum beeinträchtigen, so der Ministerpräsident.

Kretschmann warnte allerdings vor einer Überbewertung der Möglichkeiten denkmalgeschützter Gebäude. Nur drei Prozent der Bauwerke in Baden-Württemberg stünden unter Denkmalschutz.

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