Eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus ist aus Sicht der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft "die einzige Möglichkeit, die Pandemie in den Griff zu bekommen", so deren Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Es gelte, vor allem vulnerable Gruppen, etwa Senioren und Seniorinnen, zu immunisieren.
Überzeugung sei zwar besser als Zwang - aber trotz aller Aufklärungsbemühungen sei noch immer ein knappes Drittel der Menschen ungeimpft. Für rabiate Impfgegner und Impfgegnerinnen habe er keinerlei Verständnis, sagte Einwag.
32-Jährige hat ständig Schmerzen Tumor-Operation in Stuttgart wegen Corona abgesagt
Tina Roske aus Köngen (Kreis Esslingen) hat permanent Schmerzen - wegen zwei grapefruitgroßer Tumore in ihrer Gebärmutter. Ihre Operation wurde aber wegen Corona abgesagt.
Versorgung aller Patienten würde leiden
Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft befürchtet außerdem weitere Auswirkungen auf die Behandlungsqualität, sollte die Zahl der Covid-Patientinnen und -Patienten auf Intensivstationen noch deutlich ansteigen. Die Kliniken müssten dann in einen "Katastrophenmodus" gehen, so Hauptgeschäftsführer Einwag. Die Versorgung aller Patientinnen und Patienten würde dann aufgrund der Abstriche bei der Personalausstattung nicht auf dem in Deutschland gewohnten Qualitätsniveau erfolgen können.
Arthrose- und Krebs-Patienten leiden Corona-Krise: Kliniken in BW verschieben die Hälfte der planbaren OPs
Viele Intensivstationen in BW sind mit Covid-Erkrankten ausgelastet. Andere Patienten, die an Krebs oder Arthrose leiden, haben das Nachsehen. Oft werden ihre OPs nun verschoben.
Dies hätte zur Folge, dass noch mehr planbare Operationen verschoben werden müssten. Das betreffe schon jetzt auch Menschen, die schwer krank seien und deren Zustand sich durch das Warten verschlechtere. Derzeit verzeichnet die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) für Baden-Württemberg noch rund 950 Betten an Notfallreserve. Von den aktuell rund 2.300 betreibbaren Intensivbetten im Land waren zuletzt rund 2.100 belegt.
Lucha: "Leben retten durch die Impfpflicht"
Auch der Klinikverbund Südwest fordert die sofortige Einführung einer allgemeinen Impfpflicht. Die von Bundestag und Bundesrat beschlossene Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen gehe nicht weit genug, heißt es in einer Resolution. Zur dauerhaften Eindämmung der Pandemie müssten sich jetzt alle dieser Verantwortung stellen, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende und Böblinger Landrat Roland Bernhard (parteilos). Zum Klinikverbund Südwest gehören unter anderem die Krankenhäuser in Calw, Nagold, Böblingen und Herrenberg.
Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) berichtete am Dienstag von Besuchen auf Intensivstationen und Gesprächen mit den Beschäftigten dort. Diese würden sich zu hundert Prozent eine allgemeine Impfpflicht wünschen, so Lucha. Er sei auch Zeuge eines Beratungsgesprächs geworden, in dem Ärzte und Angehörige entschieden hätten, einen Covid-Patienten sterben zu lassen. Dieser sei ungeimpft gewesen. Die Botschaft sei daher, "dass wir Leben retten durch die Impfpflicht", so Lucha.
Impfpflicht für Personal in Kliniken und Pflegeheimen kommt
Bereits beschlossen ist die bundesweite Impfpflicht für Personal in Kliniken und Pflegeheimen. Bis zum 15. März 2022 müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre vollständige Impfung oder Genesung nachweisen.
Bundestag und Bundesrat stimmen zu Änderungen im Infektionsschutzgesetz: Corona-Impfpflicht für Pflegepersonal kommt, Restaurantschließungen wieder möglich
Der Gesetzgeber verschärft das Infektionsschutzgesetz. Für Mitarbeitende in bestimmten Bereichen wird es eine Impfpflicht geben. Die Länder können wieder strengere Regeln erlassen.