Neues Jahr, neues Glück? 2021 soll alles besser werden als im pandemiebelasteten letzten Jahr. Doch schon der Start in den Online-Unterricht war am Montag an vielen Schulen Glücksache und mehr als holprig. Wacklige Bilder, fehlender Ton, langsamer Datenaufbau - was schon bei normalen Gesprächen per Videoleitung nervig ist, macht Vokabeln pauken oder Mathe kapieren zu einem Ding der Unmöglichkeit.
Zahlreiche Berichte über Probleme mit Lernplattform Schulstart im Lockdown misslungen? Kultusministerin Eisenmann widerspricht
Zum Schulstart per Fernunterricht hat es in Baden-Württemberg Probleme bei der digitalen Lernplattform Moodle gegeben. Kultusministerin Eisenmann sprach indes lediglich von "einigen wenigen Standorten". mehr...
Das nimmt die Opposition zwei Monate vor der Landtagswahl dankbar auf: SPD und FDP reagieren mit Hohn und Spott und werfen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) Versagen vor. Statt das letzte dreiviertel Jahr für ein optimales Fernlernsystem zu nutzen, sei die CDU-Spitzenkandidatin mit Wahlkampf beschäftigt gewesen, lautet die beißende Kritik. Keine Frage: Schleppende Digital-Ausstattung und ungenügende Vorbereitung auf den Online-Unterricht hat in Baden-Württemberg die Kultusministerin zu verantworten.
Moodle statt Ella - doch die Probleme bleiben
Nachdem Eisenmann die Bildungsplattform Ella wegen massiver technischer Probleme gestoppt hat, setzt das Land auf ein System namens Moodle, das jetzt in die Knie gegangen ist. Hätte man Ella, bräuchte man kein Moodle - stattdessen halten die technischen Probleme an. Auch was die Datenleitungen angeht, wofür übrigens Digitalisierungsminister Thomas Strobl (CDU) zuständig ist.

Wesentliches Problem neben der technischen Ausstattung ist jedoch, dass für die Schulpolitik in Corona-Zeiten ein klares Konzept fehlt. Nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in allen Ländern. Erster Fehler: Die Digitalisierung der Schulen hat bundesweit erst nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie an Fahrt aufgenommen. Viel zu spät im Vergleich zu dem, was in Wirtschaft und Industrie längst Standard ist. Das Versäumte in neun Monaten aufzuholen, geht halt nicht.
Festhalten am Präsenzunterricht erweist sich als Fehler
Zweiter Fehler: die Kultusministerkonferenz hat viel zu lange am Präsenzunterricht festgehalten, statt wie von Lehrerverbänden und Elternvertretern gefordert, Wechselunterricht zu praktizieren. Das wäre schon zu Beginn des neuen Schuljahres sinnvoll gewesen und hätte die erneute Schließung der Klassenzimmer verhindern können. Außerdem wären nie so viele Schüler gleichzeitig online und die Systeme würden nicht so schnell überlastet.
Dritter Fehler: es gibt keine Perspektive für den Rest des Schuljahres. Stattdessen hangelt man von Lockdown zu Öffnung und wieder zurück. Macht unterm Strich ein schlechtes Zwischenzeugnis für die Schulpolitik in den Ländern und gibt denjenigen Auftrieb, die mehr Einfluss des Bundes in der Bildungspolitik fordern. Wie zuletzt Bundesbildungsministerin Anja Karlizcek, übrigens eine Parteifreundin der baden-württembergischen CDU-Kultusministerin Eisenmann.