Es geht wieder was: Eineinhalb Jahren nach Ausbruch der Pandemie sorgt die neue Corona-Verordnung für ein befreiendes Gefühl nach lähmend langen Lockdown-Monaten. Wer vollständig geimpft oder genesen ist, kann weitgehend normal am öffentlichen Leben teilhaben, alle anderen müssen sich testen lassen. Ein klarer Weg und einfacher als der ständige Blick auf die Inzidenzen, auch wenn in der neuen Verordnung bei genauem Hinschauen vieles noch ziemlich kompliziert ist.

Die Politik geht mit den neuen Regeln auf jeden Fall ins Risiko. Mit 3G-Nachweis ohne Personenobergrenze ins Konzert, zum Handball-Bundesligaspiel oder ins Theater. Wenn so viele Menschen auf engstem Raum zusammenkommen, können die Infektionszahlen schnell wieder steigen - weil auch Geimpfte ansteckend sein können und Schnelltests nicht immer zuverlässig sind.
Ich hätte mir von der Landesregierung Personenobergrenzen gewünscht, um einen Mindestabstand zu ermöglichen. Jetzt ist es in etwa so, wie wenn in einem langsamen Auto plötzlich der Turbo gezündet wird. Und die Insassen, die froh sind, dass sie überhaupt wieder fahren können, werden in die Sitze gedrückt. Schleudergefahr inbegriffen. Es bleibt ein mulmiges Gefühl.
Baden-Württemberg als Vorreiter
Für eine sorgfältige Ausarbeitung war offenbar keine Zeit, weil Baden-Württemberg unbedingt schneller sein wollte als anderen Bundesländer und nicht bis zum 23. August warten wollte. Nur mit dieser Eile ist auch das Hin und Her mit der ursprünglich geplanten PCR-Testpflicht für Kultur- und Sportveranstaltungen zu erklären. Das hätte das Risiko zwar verringert, wäre aber nicht akzeptiert worden und rechtlich bedenklich gewesen.
3G-Regel statt Inzidenz im Alltag Neue Corona-Verordnung: Das gilt aktuell in Baden-Württemberg
Seit dem 16. August bestimmt nicht mehr die Inzidenz den Alltag in Baden-Württemberg - sondern die 3G-Regel. Für Ungeimpfte bedeutet das eine Testpflicht in vielen Bereichen. Die neue Verordnung im Überblick.
Umso wichtiger ist es daher, dass wir alle gewissenhaft mit den neuen Freiheiten umgehen. Das ist heute kein Freiheitstag, es ist ein Stück Normalität. Nur wenn wir verantwortungsvoll handeln, auf Abstand und Maskenpflicht achten, bleibt sie uns auch erhalten. Sonst heißt es im Herbst schnell wieder: Es geht nichts mehr.