Eine Klimaschutz-Demonstrantin der Gruppe "Letzte Generation" im Juni 2022 in Berlin (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Paul Zinken (Archivbild))

Aktionen der "Letzten Generation"

Kommentar zu radikalen Klimaprotesten: Ziel verfehlt!

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Susanne Henn

Die Forderung der "Letzten Generation" nach mehr Klimaschutz ist absolut berechtigt. Dennoch: Mit ihren Aktionen könnten die Aktivisten ihrem Anliegen einen Bärendienst erweisen, findet Susanne Henn aus der SWR-Redaktion Wirtschaft und Umwelt.

Viele haben ihr Urteil gefällt - Klima-Chaoten, Klima-Extremisten, Klima-Kriminelle. Ganz klar: Wer absichtlich Stau verursacht oder sich an wertvollen Kunstwerken festklebt, der ist böse. Das ist praktisch, denn dann muss man sich mit dem Anliegen nicht auseinandersetzen. Diese Klimaaktivisten nennen sich "Letzte Generation". Die letzte Generation, die dem Klimawandel noch etwas entgegensetzen kann. Das kann man anmaßend finden, aber ihre Forderung, endlich entschiedener gegen die Erderwärmung vorzugehen, ist absolut berechtigt und notwendig.

Trillerpfeife und Plakat reichen nicht mehr aus

Gerade zur Zeit, in der die Klimakrise angesichts der vielen anderen Krisen droht, in der öffentlichen Wahrnehmung unwichtiger zu werden. Und man kann durchaus zu dem Schluss kommen, dass es nicht mehr reicht, auf einer Trillerpfeife zu blasen und ein Plakat hochzuhalten. Das ist gesellschaftlich akzeptiert, bringt aber niemanden mehr zum Umdenken. Manchmal muss es halt richtig nerven, damit der ein oder andere vielleicht doch noch zum Nachdenken angeregt wird. Das ist in einer Demokratie erlaubt, das müssen wir aushalten.

Aber so berechtigt das Anliegen ist, die Aktionen der "Letzten Generation" muss man kritisch hinterfragen. Denn sie sorgen mittlerweile für so viel Aufregung, dass sie ihrem Ziel - den Klimawandel wieder stärker in den Vordergrund zu rücken - mehr schaden als nutzen. Den Rahmen eines Kunstwerks zu beschädigen wird vermutlich kaum einen Museumsbesucher dazu bringen, das nächste Mal mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu kommen. Und Straßen zu blockieren ist keine Option mehr, wenn dadurch Menschenleben gefährdet werden.

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Auch wenn der Grund für den Tod der Radfahrerin in Berlin nicht der Klimaprotest, sondern ihr Unfall mit einen Lkw war, muss geklärt werden, inwieweit die Straßenblockade die Ankunft des Bergungsfahrzeugs verzögert hat. Und auch wenn jeden Tag Rettungsfahrzeuge nicht rechtzeitig zum Einsatzort kommen, weil sie im Stau stehen, gibt das der "Letzten Generation" nicht das Recht, solche Situationen zu provozieren. Die Aktivisten müssen die Form ihrer Proteste dringend überdenken und auch ändern, denn sonst erweisen sie ihrem richtigen Anliegen - den Klimaschutz viel stärker ins Bewusstsein zu rücken - einen Bärendienst.

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