Der Verband der Kinder- und Jugendärzte in Baden-Württemberg berichtet von einer deutlichen Zunahme von Atemwegsinfekten bei Kindern. Einen frühen und ausgeprägten Anstieg bei kleinen Patienten bestätigten etwa die Uniklinik Ulm und das Olgahospital in Stuttgart.
Die Zahl der Kinder, die wegen Infekten mit dem Respiratorischen Syncytial-Virus (RSV) stationär aufgenommen würden, sei ausgeprägt und ungewöhnlich, sagte eine Sprecherin des Olgahospitals, Deutschlands größter Kinderklinik. Insgesamt seien es schon über 50 Kinder gewesen. Ungewöhnlich sei auch, dass dieser Anstieg schon seit Juli zu beobachten sei. Üblicherweise beginnt die Saison für solche Atemwegsinfekte erst ab September.
Bei Atemwegsinfekten kommt es zu Nachholeffekten
An RSV erkranken so gut wie alle Kinder, meist auch mehrmals im Leben. Meist verläuft die Erkrankung ähnlich wie eine Erkältung. Die Infektion kann aber auch Bronchien und Lungen befallen. Vor allem bei Kleinkindern oder Kindern mit Vorerkrankungen und geschwächtem Immunsystem kann eine RSV-Infektion gelegentlich auch einen schweren oder lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.
Bei RSV und anderen Atemwegsinfekten kommt es nun offenbar zu Nachholeffekten. Denn durch die Corona-Maßnahmen mit besonderen Abstands- und Hygieneregeln sei die Infektsaison im vorigen Herbst und Winter nahezu ausgefallen, erklärte das Landessozialministerium. In dieser Saison sei nun von einer deutlich größeren Zahl von Kindern und Säuglingen auszugehen, die für RSV-Infektionen oder andere Infekte empfänglich seien.
Uniklinik Ulm: Belastung ist im vertrauten Bereich
Wie sich das in den kommenden Wochen und Monaten auf die weitere Auslastung der Kinderkrankenhäuser auswirken wird, lässt sich nicht abschätzen.
Eine Sprecherin der Uniklinik Ulm sagte: Der frühere Beginn der saisonalen Infektwelle sei auch für die dortige Kinderklinik ungewöhnlich. Momentan sei die Belastung aber in einem vertrauten und gut handhabbaren Bereich. Wo immer es möglich sei, würden Vorbereitungen für steigende Patientenzahlen getroffen.
Im Schnitt sind 300 der rund 400 Kinderintensivbetten besetzt
Aus dem Olgahospital hieß es, dass es in den vergangenen Wochen nur selten durch Belastungsspitzen zu Engpässen gekommen sei, was freie Betten, OP-Kapazitäten oder Behandlungsplätze auf der Intensivstation betreffe.
Landesweit ist gerade die Auslastung der Kinderintensivstationen seit Monaten konstant, wie eine Sprecherin des Landessozialministeriums berichtete. Von jeweils rund 400 verfügbaren Intensivbetten sind im Durchschnitt 300 belegt. Grundsätzlich würden die Kapazitäten der Kinderkrankenhäuser genau beobachtet. Bei Bedarf könnten die Krankenhäuser sich auch untereinander gut helfen - vor allem wenn es in einzelnen Häusern zu Engpässen auf einer Intensivstation kommen sollte. Dann würden Patienten rasch von einem anderen Kinderkrankenhaus aufgenommen.