Wegen der Pandemie hatte das Kultusministerium erlaubt, dass bei einem Ausfall von bis zu einem Fünftel der Fachkräfte diese eins-zu-eins durch nicht-pädagogische Helferinnen und Helfer ersetzt werden können. Diese Ausnahmeregelung für den Personalschlüssel in Kitas läuft nun Ende August endgültig aus. Grund ist die Sorge, dass Erzieherinnen und Erzieher wegen der Belastung durch zu große Gruppen ihren Job aufgeben. Fehlende Erzieherinnen und Erzieher sollen künftig durch jeweils zwei nicht-pädagogische Kräfte ersetzt werden.
Land will Abhilfe schaffen
Das Land will zugleich ein Programm für Direkteinsteigerinnen und -einsteiger starten, um schneller Arbeitskräfte für die Kitas zu gewinnen. Mit dem Programm, das an ausgewählten Standorten Anfang kommenden Jahres angeboten wird, soll eine verkürzte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin und ein Weg zum Abschluss als Erzieherin oder Erzieher angeboten werden. Bildungsstaatssekretär Volker Schebesta (CDU) erklärte außerdem, man weite die Vertretungsregelung aus, um den kurzfristigen Ausfall von Fachkräften zu kompensieren. Acht Wochen lang könne eine Erzieherin oder ein Erzieher durch eine andere geeignete Kraft ersetzt werden - bisher galt hier die Frist von vier Wochen.
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Kommunen warnen vor Kollaps
Die Kommunen warnten das Land vor einer dramatischen Verschärfung der Personallage in den Kitas. Die Maßnahmen des Ministeriums reichten nicht aus, "um den bereits akuten Platzmangel in den Kitas kurzfristig in den Griff zu bekommen." In hunderten von Kommunen seien bereits Öffnungszeiten reduziert oder sogar Gruppen geschlossen worden, sagte Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg. Der Mangel an Erzieherinnen und Erziehern sei dramatisch. Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung könne vielerorts schon jetzt nicht mehr eingelöst werden.
"Das frühkindliche Bildungssystem steuert auf einen Kollaps zu".
Die Kommunen wiesen auch darauf hin, dass das Programm für Direkteinsteigerinnen und -einsteiger erst im übernächsten Kindergartenjahr starten solle, "so dass es Jahre dauert, bis dieses greift."
Land muss dringend gegensteuern
Gemeindetagspräsident Jäger dringt darauf, dass das Kultusministerium es weiter erlaubt, die Gruppengröße bei Bedarf zu erhöhen und die Mindestzahl von Erzieherinnen und Erziehern zu senken. Die entsprechende Sonderregelung müsse vom Land verlängert werden, so Jäger.
Alles andere hätte aus seiner Sicht ernste Folgen: "Wenn das Kultusministerium sich gegen eine Verlängerung der zentralen Flexibilisierungsmöglichkeiten entscheidet, dann trägt das Land die Verantwortung dafür, wenn viele tausend Kinder keinen Kita-Platz bekommen," betonte Jäger. Die Kommunen könnten das nicht lösen.
Angemessene Betreuung für Kinder wichtig
Man verkenne nicht, dass der Kita-Alltag mit mehr Kindern pro Gruppe schwieriger werden könne, erklärte Jäger. Aber: "Die Folgen für die Kinder, die keine adäquate Betreuung erfahren würden, wären unseres Erachtens noch gravierender." Das müsse das Ministerium bei den Maßnahmen für das neue Kita-Jahr beachten.