Eine gute Ausrüstung sei für den Bevölkerungsschutz immer wichtiger, betonen Katastrophenhelferinnen und -helfer in Baden-Württemberg. Sie fühlen sich in vielen Regionen des Landes vom Bund im Stich gelassen. Der wiederum will künftig bundesweit über 100 Millionen Euro beim Bevölkerungsschutz streichen.
Stefan Hermann ist Kreisbrandmeister im Zollernalbkreis und Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes. Er sagte dem SWR, dass der Bevölkerungsschutz in Baden-Württemberg nicht für jede Lage ausreichend gerüstet sei. "Das Stichwort Blackout, Stromausfall, ist ein ganz spannendes Thema. Oftmals haben die Leute die Erwartung, dass der Katastrophenschutz im Falle eines Stromausfalls jedem sofort helfen kann. Das ist sicher nicht der Fall.“
Der Feuerwehrmann aus Balingen ist unzufrieden mit der vorhandenen Ausrüstung. Bei einer Flut oder einem Erdrutsch habe die Feuerwehr im Zollernalbkreis nur ein Fahrzeug, das in verwüstetes Gelände vorrücken könne, so Hermann.
DRK: Bei Stromausfall nicht ausreichend vorbereitet
Ähnliche Kritik kommt aus dem Kreis Esslingen. Dort unterhält der DRK-Landesverband ein Zentrallager. Es ist unter anderem mit Schlafsäcken und Feldbetten gefüllt. Der DRK-Katastrophenschutz-Chef Jürgen Wiesbeck sieht sich bei einem Stromausfall dennoch nicht ausreichend vorbereitet: "Kein Einkaufsmarkt wird uns was verkaufen, weil seine Kassen nicht mehr funktionieren, wir können nicht mehr Tanken gehen, weil die Zapfsäulen mit Strom funktionieren. Also es wird eine ganze Menge passieren. Das dauert nicht lange, es dauert 72 Stunden und dann bricht in und um uns herum eigentlich schon das Chaos aus."
BW-Innenministerium kritisiert Streichungen
Vor diesem Hintergrund kritisiert das baden-württembergische Innenministerium die vom Bund geplanten Einsparungen beim Katastrophenschutz. In einer schriftlichen Mitteilung des Ministeriums an den SWR heißt es: "Die Kürzungen bei der Inneren Sicherheit auf Bundesebene sind absolut unverantwortlich."
Im Mai plante der Bund 286 Millionen Euro in den Bevölkerungsschutz zu stecken. Laut Haushaltsentwurf sind es nur noch 174 Millionen - also über 100 Millionen Euro weniger.
Bund weist Kritik zurück
Das Bundesinnenministerium reagierte auf die Kritik und verwies darauf, dass der Katastrophenschutz eigentlich Ländersache sei. Der Bund ergänze nur und investiere in vielen Bereichen. Für DRK-Mann Wiesbeck ist unterdessen klar: Bund und Land müssten gemeinsam deutlich mehr für den Katastrophenschutz tun.