- Khaterah aus Karlsruhe: "Ich bin in Deutschland wegen der Taliban in Afghanistan"
- Simone in Elternzeit: "Ich finde es schön, dass ich mich verwirklichen kann"
- Mina aus Karlsruhe: "Mir gehts als Frau in Deutschland viel besser als in Italien"
- ITlerin Jessi : "Frauen sorgen dafür, dass mehr aufs Bauchgefühl gehört wird"
- Rentnerin Angelika: "Gott sei Dank haben sich die Frauen verändert!"
Khaterah: "Ich bin eine Frau in Deutschland wegen der Taliban in Afghanistan"
Khaterah lebt seit 17 Jahren in Deutschland. Sie hat vier Kinder und ein Pflegekind. Als Frau fühlt sie sich hier zwar nicht ungerecht behandelt, allerdings immer wieder als Ausländerin:
Vor ein paar Tagen hat ein Ehepaar bei mir einen Kaffee getrunken und mich danach gefragt: 'Wie viel Prozent von diesem Kaffee schickst du zu den Taliban?' [...] Ich wollte fast heulen. Ich bin eine Frau und wegen der Taliban bin ich hier in Deutschland.
Weil Khaterah ihre Meinung zu Religion frei äußern kann, fühlt sie sich als Frau sehr wohl in Deutschland. Auch zu sehen, wie ihre zwei Töchter hier aufwachsen, bereitet ihr viel Freunde. Der Unterschied zu ihrer eigenen Kindheit ist groß. Fahrradfahren, Schwimmen oder bei Schulfreunden übernachten - das alles durfte sie in Afghanistan nicht.
Für Khaterah steht die Frau in der Familie an erster Stelle. Zukunftsentscheidungen, Urlaubspläne, Sorgen und Wünsche – in ihrer Familie wenden sich alle an sie. Deshalb ist für sie die Rolle als Mutter besonders wichtig und eine, die sie stolz macht.
Für die Zukunft wünscht sich Khaterah, dass die Menschen sich nicht nur über Medienberichte kennenlernen, sondern durch echte Begegnungen und Gespräche.
Wir müssen uns freimachen von der Hautfarbe, der Religion oder der Herkunft des anderen und uns als normale Menschen kennenlernen. Damit die Politik uns nicht ausnutzen kann.
Simone aus Karlsruhe ist in Elternzeit und dankbar, dass sie so viel Zeit mit ihrem Sohn verbringen darf
Simone ist im September Mutter geworden und lebt in Karlsruhe. Ihr selbst geht es als Frau in Deutschland gut – auch wenn sie seit Corona Angst hat, alleine nach Hause zu gehen. Ihre Elternzeit ist für sie ein Positivbeispiel als Frau in Deutschland.
Ich finde es schön, dass ich mich als Frau mit diesem kleinen Wurm verwirklichen darf und mit ihm zu Hause bleiben kann.
Natürlich sehe sie auch, dass sie als Frau mehr Zeit mit dem Kind verbringt als der Vater. Ihre Rolle als Frau ist gerade jetzt eine andere und darunter leidet auch ihre Freizeit. Vor der Geburt ihres Sohnes hat sie keinen Unterschied zu ihrem Partner gesehen. An sich fühlt sie sich gleichberechtigt. Simone sieht beim Thema Gehalt noch einen Unterschied zwischen Mann und Frau:
Wenn man zur Arbeit zurückkommt, da merkt man gehaltstechnisch schon noch einen Unterschied. Aber ich finde, als Frau hat man auch relativ die gleichen Chancen wie als Mann – wenn man sich als Frau auch für seine Rechte einsetzt.
Mina fühlt sich als Frau in Deutschland viel wohler als in Italien
Mina lebt seit 2009 in Deutschland und betreut Auslandsstudierende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Sie schätzt an ihrem Job besonders den Austausch und den Kontakt mit verschiedenen Kulturen.
Mir gehts als Frau in Deutschland viel besser als in Italien. Ich bin 37 Jahre alt und andere Frauen in meinem Alter in Italien haben weniger Rechte in der Familie – das ist mein Gefühl. Sie übernehmen viel mehr als Männer: Sie kümmern sich um die Kinder, um den Haushalt und sie arbeiten auch viel.
Auch in Sachen Gehalt sind laut Mina Frauen in Italien im Vergleich zu Männern benachteiligt, weil sie weniger verdienen.
Wenn Mina in Deutschland über Themen wie Gleichberechtigung spricht, hat sie das Gefühl, dass die Männer das besser nachvollziehen können. Natürlich ist ihr auch bewusst, dass es auch in Deutschland Ausnahmen gibt.
Für die Zukunft wünscht sich Mina, dass das Thema Gleichberechtigung mehr in der Schule besprochen wird. Sie selbst kritisiert Schulbücher, in der noch konservative Rollenbilder vertreten werden.
Wenn in Schulbüchern gezeigt wird, dass die Mama bügelt und kocht und der Papa wenn überhaupt hilft – dann hat man immer im Kopf, dass die Mama sich um den Haushalt kümmern soll und der Papa arbeiten geht.
Jessi arbeitet im IT-Bereich in Karlsruhe und musste sich erst einmal beweisen
Jessi ist 32 Jahre alt und hat in ihrem beruflichen Umfeld bisher kaum Ungerechtigkeiten aufgrund des Frauseins erfahren.
Vielleicht hatte ich bisher auch einfach nur Glück.
Ungerechtigkeit sieht sie, wenn sie auf Social Media unterwegs ist oder in ihrem Umfeld erwähnt, dass sie in der IT arbeitet:
'Frauen in der IT haben doch nichts zu suchen, die Männer können das doch besser.' Damit wurde ich schon konfrontiert. Es ist noch ausbaubar, wie mit Frauen in solchen Bereichen umgegangen wird. Auch wenn es nur vereinzelte Leute sind, die das sagen.
Jessi arbeitet in einem Team mit drei Männern. Davor war das Team jahrlang nur mit Männern besetzt. Sie selbst findet, dass der "weibliche Touch" dem Team guttut.
Es wird nicht mehr straight up nach Daten und Fakten gegangen, sondern auch mal bisschen mehr aufs Bauchgefühl gehört.
Sie wünscht sich mehr Offenheit, und, dass man als Frau mehr angereizt wird, in andere Bereiche reinzuschnuppern.
Angelika vom Bodensee besucht ihren Sohn in Karlsruhe: "Gott sei Dank haben sich die Frauen verändert!"
Angelika ist Rentnerin und hilft zweimal die Woche in einer Schule aus. Sie selbst wächst mit vier Brüdern auf und hat die Zeit positiv in Erinnerung – auch wenn sie nicht in jeder Situation gleichberechtigt behandelt wurde:
Ich durfte nicht so viel weg wie meine Brüder. Als Eltern ist man bei einem Mädchen immer vorsichtiger. Meine Brüder durften nächtelang irgendwo sein und ich halt nicht. Bei mir wurde mehr nachgefragt. Was ja auch ok ist – einer Frau kann mehr passieren.
Mit ihrer aktuellen Situation ist Angelika als Frau in Deutschland sehr zufrieden. Das liege auch daran, dass ihr aus ihrer Familie und ihrem Umfeld viel Wertschätzung entgegengebracht wird.
Ich habe aber auch lang genug in einer Männerwelt gearbeitet und da muss man sich einfach zur Wehr setzen. [...] Als ich im Einkauf gearbeitet habe, musste ich mich schon beweisen, um nicht als Tippse abgestellt zu werden.
Weil Frauen heute in Deutschland studieren dürfen und die gleichen Ausbildungen durchlaufen wie Männer, sieht Angelika eine deutliche Verbesserung für Frauen in Deutschland.
Ich denke schon, dass sich die Frauen verändert haben – Gott sei Dank haben sie sich verändert.