Der Kurort Baden-Baden bietet neben verwinkelten Gässchen, urigen Gaststätten und einem prächtigen Schloss vor allem Weingüter und Weinberge. Mit der Weinlese steht in Neuweier jetzt der arbeitsreichste Teil im Jahr eines Winzers an.
Kontrolle im Weinberg
An manchen Tagen arbeitet Winzer Holger Dütsch auch mal 14 bis 15 Stunden. Während der Lese geht er abends in den Weinberg und kontrolliert die Reben. Er schaut nach dem Reifezustand oder misst das Mostgewicht. Wird am Tag geerntet, weiß er ganz genau, wo welche Trauben von den Helferinnen und Helfern gelesen werden müssen.

Weinlese: Chardonnay als erster an der Reihe
Am Montag herrscht bei der Lese blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, grüne Reben schmiegen sich an den steilen Weinberg. Zwischen den Reihen sind hier und da Menschen, Wortfetzen sind zu hören und ab und an das Geräusch der Rebschere. Die Chardonnay-Trauben sind an der Reihe - sie wandern in die Kunststoffwannen.

Bei der Lese helfen Familie und Freunde mit. Fünf bis sechs Helferinnen und Helfer sind in den 15 bis 20 Erntetagen auf den Weinbergen dabei, um die Trauben zu schneiden. Welches Produkt aus den Trauben am Ende hergestellt wird, entscheidet Winzer Dütsch erst, wenn er den Most sehen kann, der aus der Presse kommt.
Heute soll es vermutlich Sektgrundwein geben, aber das entscheide ich letztendlich, wenn ich den Most von der Presse sehe und ihn probiere und schaue, wie süß er ist.
Grundsätzlich sollte der Ertrag bei der Lese nie zu groß sein, sagt der Fachmann, der mit insgesamt 3,5 Hektar vergleichsweise wenig Rebfläche bearbeitet. Um die Qualität zu halten, werden im Sommer gezielt Trauben herausgeschnitten. Hier und da tritt Essigfäule auf, den Mehltau hat Holger Dütsch schon im Anfangsstadium in den Griff bekommen.

Fokus auf hochwertigen Wein
Ganz nebenbei gibt es einen traumhaften Ausblick in eine idyllische Landschaft und natürlich zwischendrin auch eine Stärkung für die Helferinnen und Helfer - zum Beispiel Kaffee und selbst gebackenen Apfelkuchen mitten zwischen den Weinreben. Hannelore Dütsch erklärt unterdessen, wie sie und ihr Mann mit der Direktvermarktung ihres hochwertigen Weines eine Nische besetzen. Sie setzen auf Wein-Fans, die sich von einem gehobenen Preis nicht abschrecken lassen.
Diese sorgfältige Arbeit dient dazu, Weine zu kreieren, die qualitativ sehr hochwertig sind. Wir hoffen, dass wir genug Kunden finden, die bereit sind, das was an Arbeit in den Weinen steckt, dann auch zu zahlen.
Das Weinjahr 2023 wird ein gutes, glaubt das Ehepaar Dütsch. Bis die Lese vorbei ist, werden wohl weitere zwei bis drei Wochen vergehen. Ziel seien 20.000 Flaschen Wein in guter Qualität und noch mal rund 5.000 Flaschen Sekt. Damit kommen wir aus", sagt Winzer Holger Dütsch. Und neben den Zahlen müsse natürlich bei allen, die mithelfen, die Leidenschaft für guten Wein vorhanden sein, erwähnt der Fachmann mit einem Lächeln.