Vorsichtig balanciert René Sperlich auf einem Gestell in Form einer Pyramide. In fünf Metern Höhe muss jeder Handgriff sitzen, sonst stürzt der Künstler ungesichert in die Tiefe. Dank seiner perfekten Körperspannung formt er nur auf eine Hand gestützt Figuren und Skulpturen. Sperlich ist Handstandakrobat und gleichzeitig Junior-Chef des Karlsruher Weihnachtscircus. Er fiebert dem Auftritt schon lange entgegen.
"Das ist jetzt der erste Auftritt seit März 2020. Seitdem bin ich nicht mehr in der Manege oder vor Publikum gewesen. Das Lampenfieber steigert sich noch, wenn die Zuschauer im Zelt sind. Wenn man die Kinder jubeln und schreien hört, dann kann man das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht nehmen."
SWR Reporter Wolfgang Hörter war bei den Proben dabei:
Auftritt am "Todesrad"
Für den 12. Weihnachtscircus kommen Künstler und Künstlerinnen aus der ganzen Welt in Karlsruhe zusammen. Für sie allen stehen 34 Shows in drei Wochen auf dem Programm. Zum gemeinsamen Proben müssen fünf Tage reichen. Mitten in der Manege steht das "Todesrad". Es ist eine Stahlkonstruktion aus zwei Ringen, die durch ein Tragwerk miteinander verbunden sind und sich um eine Achse in der Trägermitte drehen. Die beiden Artisten Maik und Siegfried stehen jeweils in oder auf einem Ring und springen durch die Rotation bis zu zwölf Meter in die Höhe. Noch sind sie in ihren Stunts etwas unsicher.
"Es ist noch nicht ganz so perfekt, wie es damals war. Noch bisschen wackelig und die Ausdauer fehlt noch ein bisschen. Aber ich denke, bis zum Showbeginn wird es wieder wie früher sein, und dann können wir wieder 110 Prozent geben."
Zirkus mit 2G-Plus-Regel und begrenzter Zuschauerzahl
Zwei Jahre war das "Todesrad" eingelagert, denn eine solche Konstruktion passt nur in ein Zirkuszelt. Und das Zelt konnten die Zirkusleute wegen der Corona-Pandemie nicht aufstellen. Auch in diesem Winter war die Unsicherheit lange groß. Wie viele Leute dürfen kommen? Gilt 3G oder 2G? Wird der Zirkus kurzfristig doch noch abgesagt? Aktuell haben sie die Erlaubnis - mit der 2G-Plus-Regel und nur noch der Hälfte der Zuschauer. Wirtschaftlich ist das schwierig, erklärt Junior-Chef Sperlich.
"Es würde reichen, wenn die 50 Prozent der Zuschauer wirklich kommen."
Der Vorverkauf läuft laut Sperlich bisher immerhin gut. Wie gut, zeigt sich dann am Mittwoch bei der Premiere.