Tropfender Wasserhahn (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Lino Mirgeler)

Versorgung mit Wasser, Strom und Gas

Angriffe auf kritische Infrastruktur: Wie sich Stadtwerke vor Sabotage schützen können

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Matthias Stauss
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Nach dem Sabotage-Angriff auf die Deutsche Bahn schauen auch Stadtwerke verstärkt auf die Sicherheit ihrer Versorgungsnetze. Zum Beispiel in Ettlingen, wo ein Test-Angriff gelang.

Angriffe auf die unternehmenseigene Infrastruktur erlebt Sven Scherer jeden Tag. Er leitet den Netzbetrieb bei den Stadtwerken in Ettlingen. Das meiste kommt über schadhafte Mails, die massenhaft an viele Unternehmen verschickt werden.

"Die Angreifer finden jede Woche neue Ideen und Angriffsszenarien, denen wir uns erwehren müssen.“

Betroffen ist davon meistens die Bürokommunikation. Durch die IT-Systeme und geschulte Mitarbeiter können die Angriffe in der Regel problemlos entschärft werden. Die Strom-, Wasser- und Gasnetze der Stadtwerke seien nochmal extra geschützt und daher noch schwerer zu hacken, so Scherer.

Stadtwerke Ettlingen wurden gehackt: Große Defizite in der Sicherheit

Das Unternehmen hat aus der Vergangenheit gelernt. Ein Hacker hat sich bei den Stadtwerken Ettlingen vor ein paar Jahren Zugang zu sensiblen Daten verschafft. Nach kurzer Zeit war er im Computersystem drin. Zum Glück war der Hackerangriff nur ein gewollter Test, um Schwachstellen ausfindig zu machen. Das Ergebnis: Es gibt erhebliche Defizite. Tausende Haushalte hätten von der Strom- und Wasserversorgung getrennt werden können.

Als Reaktion darauf haben die Stadtwerke ihre Server und Systeme neu aufgesetzt. Die Netze für Strom, Gas und Wasser seien heute zu 99,9 Prozent sicher, so Scherer. Angriffe darauf habe es in letzter Zeit nicht gegeben.

Schon ein Drucker im Büro kann zum Problem werden

Die Sicherheitssysteme bei den Stadtwerken Ettlingen werden laufend angepasst. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der IT-Abteilung hat sich seit dem Test-Angriff auf zehn verdoppelt. Alle werden immer wieder geschult, denn nur geschultes Personal weiß, wie man mit neuartigen Cyberangriffen richtig umgehen kann. Das sagt auch Sadeeb Ottenburger, der sich am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem Thema Energiesicherheit beschäftigt. Er unterscheidet zwischen Angriffen auf Software und Hardware. Bei der Deutschen Bahn wurden am Wochenende wichtige Kommunikationskabel zerstört, also Hardware.

Bei Angriffen auf Software könne man schon über einfache Schnittstellen wie einen Drucker im Foyer auf geheime Daten kommen und die dann unzugänglich machen, so der KIT-Forscher. So ähnlich ist auch der Hacker bei seinem Test bei den Stadtwerken Ettlingen vorgegangen.

"Lücken in der Cybersicherheit wird es immer geben."

Trotzdem sei Deutschland ein versorgungssicheres Land, sagt Ottenburger. Dass viele Stadtwerke dezentral und für sich arbeiten würden, sieht er bei Angriffen auf kritische Infrastruktur als großen Vorteil. So wären nicht alle Stadtwerke auf einmal betroffen.

Bei einem Ausfall: Genügend Vorrat an Trinkwasser und Kerzen zuhause haben

Ottenburger rät den Stadtwerken zum Beispiel genügend Stromspeicher zu haben. Diese könnten den Betrieb für eine gewisse Zeit aufrecht erhalten "falls das lokale Kraftwerk gehackt wurde oder Stromtrassen nicht mehr funktionieren."

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