Wie Köche über das Phänomen Foodporn denken

Foodblogger: Wenn Essen als Kunstwerk auf dem Teller landet

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AUTOR/IN
Patrick Neumann

Essen fotografieren ist ihr Hobby: wenn Foodblogger die Kamera über den Teller halten, ist das nicht immer gern gesehen. Wie ein Koch aus Baden-Baden darüber denkt.

Kaum ist das Essen serviert, zücken manche Menschen ihr Smartphone und posten die Bilder dann gleich auf Instagram, Twitter und Co. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Manche möchten eine Erinnerungshilfe, andere sehen das Essen als ein Statussymbol, und wieder andere wollen die Freude an der Kulinarik einfach nur mit anderen teilen. Wie aber geht es den Köchen, wenn ihr Essen fotografiert und in den sozialen Netzwerken geteilt wird?

Foto vom Essen als Statussymbol?

In Spitzenrestaurants kommt es seltener vor, dass Menschen ihr Essen fotografieren, aber auch dort gibt es das Phänomen. Alexander Mayer, Küchenchef vom Wintergarten in Brenners Parkhotel in Baden-Baden, hat nichts dagegen.

"In erster Linie ist es natürlich eine große Wertschätzung für die reine Optik. Aber Optik ist nie die Nummer 1."

Denn es gehe schließlich primär um den Geschmack, so Mayer. Trotzdem sei das Abfotografieren seines Essens durch andere Menschen natürlich auch eine Wertschätzung für seine Arbeit und die seines Teams.

Respekt vor dem Essen gefordert

Ein wenig anders sieht das sein Schweizer Kollege Moses Ceylan. Er brachte es früher als Koch im Restaurant Einstein in St. Gallen bereits zu Sternen. Natürlich: auch er freut sich über Wertschätzung seiner Arbeit, aber - der Respekt vor dem Koch und dem Essen müsse Priorität haben. Fotografie und Essen sei ein zweischneidiges Messer.

"Wenn ich das Essen in einer perfekten Temperatur serviere, es dann aber erst mal fünf bis zehn Minuten fotografiert wird - dann ist das Ess-Erlebnis ein anderes."

Und das wiederum wäre dann schädlich für das Restaurant und nicht zuletzt auch den Koch, meint Ceylan.

Foodporn Spezial - so isst die Redaktion des Studio Karlsruhe:

Ein Apfel zum Mittagessen zeigt die minimalistische Seite des Foodporns (Foto: SWR, Martin Besinger)
Geht das als Mittagessen durch? Für Kollege Martin Besinger hat es nur für einen Apfel gereicht. Er zeigt sich beim Foodporn eher minimalistisch. Bild in Detailansicht öffnen
Kollege Tobias Zapp zeigt seinen persönlichen Foodporn - ein Salamibrötchen.  (Foto: SWR, Tobias Zapp)
Kollege Tobias Zapp wählt die etwas ungewöhlichere Bildgestaltung, er verzichtet auf einen Teller und nennt sein Kunstwerk "Salamibrötchen im Regen". Immerhin ist das Brötchen schon etwas nahrhafter als der Apfel... Bild in Detailansicht öffnen
Für eine Bockwurst zum Mittagessen entscheidet sich SWR Reporter Peter Lauber (Foto: SWR, Peter Lauber)
... die Steigerung vom Salamibrötchen ist die Bockwurst im Brötchen. SWR Reporter Peter Lauber geht mit "Wurst in Brötchen" unter die Foodblogger. Bild in Detailansicht öffnen
Auf einem Teller liegt eine Scheibe Toast mit Paprika (Foto: SWR, Jürgen Essig)
Mit einem ganz puristischen Teller stillt SWR Reporter Jürgen Essig seinen Hunger in der Mittagspause. Ob das Essen in Foodblogger-Kreisen bestehen würde? Bild in Detailansicht öffnen
Ein Teller Maultaschen mit Soße serviert (Foto: SWR, Andreas Fischer)
Den Klassiker aus der SWR Kantine "Maultaschen mit Bratensoße" schickt SWR Reporter Andreas Fischer in den Foodblogger-Wettbewerb der Redaktion. Die Inszenierung auf dem Teller lässt darauf schließen, dass der Kollege sein Essen nicht zum ersten Mal fotografiert. Bild in Detailansicht öffnen
Couscous mit Gemüse gibt es zum Mittagessen bei SWR Redakteurin Sarah Renner (Foto: SWR, Sarah Renner)
Foodblogging aus der Vogelperspektive: SWR Redakteurin Sarah Renner gewährt Einblick auf den heimischen Esstisch von oben. Und der Betrachter erspäht ein komplettes Menü. Bild in Detailansicht öffnen
Grillgemüse an Salat gibt es bei SWR Reporterin Isabel Gotovac zu essen (Foto: SWR, Isabel Gotovac)
Farbenspiel auf dem Teller von SWR Reporterin Isabel Gotovac: mit Grillgemüse, Salat und Brotbeilage schickt sie diesen Teller in den Foodporn-Contest der Redaktion. Bild in Detailansicht öffnen
Buntes Obst auf einem Teller verziert zu einem Gesicht (Foto: SWR, Jürgen Essig)
"Hilfe, mein Essen schaut mich an!" Die fünfjährige Tochter von SWR Reporter Jürgen Essig weiß, worauf es ankommt, wenn man als Foodbloggerin erfolgreich sein will. Sie zeigt ein Händchen für die richtige Inszenierung. An Lilly's Teller kommt kein anderer heran. Bild in Detailansicht öffnen

Gourmet-Hunter fotografiert alles, was auf den Teller kommt

Die Baden-Badener Hobbyköchin Darina Wachaczewsky fotografiert auch gerne Essen im Restaurant. Vor allem aber ihr Eigenes und postet das dann in ihrem Blog auf Instagram. Gourmet-Hunter nennt sie sich dort - Essen ist für sie ein Gemeinschaftserlebnis.

"Essen verbindet - egal, woher man kommt oder wer man ist."

Social-Media-Postings bringen neue Gäste in die Restaurants

Allerdings: Gourmet-Hunter Wachaczewsky ist das Urheberrecht sehr wichtig. Posten dürfe man Essen nur, wenn man die Quelle nenne, das sei die wichtigste Regel. Wie auch immer: den Köchen spült die Social-Media-Welle natürlich auch neue, junge Gäste ins Haus. Brenners Küchenchef Mayer sagt, man dürfe bei Allem das Wesentliche beim Essen aber nicht aus dem Blick verlieren - mit oder ohne Fotografie. "Wir suchen nach Gerichten, an die ein Gast für ewig zurückdenkt", erzählt Mayer. Das sei das Bleibende an der Kochkunst.

"Es geht immer um den vollendeten Geschmack und dann vergisst man so einen Teller nie wieder."

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Patrick Neumann