Vorwürfe gegen die Abschiebehaft in Pforzheim (Foto: SWR)

Justizministerium widerspricht

Vorwurf: Wenig Raum für Seelsorge im Pforzheimer Abschiebegefängnis

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Rebekka Plies
Ein Bild von Rebekka Plies (Foto: SWR, Patricia Neligan)
Andreas Fauth
Ein Bild von Andreas Fauth (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Die Pforzheimer Kirchengemeinden erheben schwere Vorwürfe gegen das Abschiebegefängnis. Die Ausübung des Glaubens als Menschenrecht komme dort zu kurz.

Hohe Mauern, Stacheldraht - im Pforzheimer Abschiebegefängnis warten aktuell 24 Menschen unterschiedlichen Glaubens darauf in ihre Heimatländer abgeschoben zu werden. Eine schwierige Situation, in der dem einen oder anderen ein seelsorgerisches Gespräch vielleicht gut tun würde.

Vorwurf: Wenig Raum für Seelsorge im Abschiebegefängnis

Kein Raum für interreligiöse Gottesdienste, die Gesprächsatmosphäre steril und beengt in einer kleinen Besucherzelle, so der Vorwurf der Seelsorger. Andreas Quincke ist seit 2017 Gefängnispfarrer der evangelischen Kirche in Pforzheim und weist darauf hin, dass es sich nicht um Kriminelle handelt, sondern um Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde. Die Insassen müssten seiner Meinung nach jederzeit eine Anlaufstelle im Gebäude haben.

"Die Einschränkung der persönlichen Freiheit sollte eigentlich die Ultima Ratio sein. Und dass ich das, was in Pforzheim passiert, in einem Rechtsstaat erleben muss, ist sehr bedrückend."

Justizministerium weist Vorwürfe zurück

Ob die Bewohner auf das seelsorgerische Angebot der evangelischen und katholischen Kirche ausreichend hingewiesen werden, bezweifelt er. Das baden-württembergische Justizministerium widerspricht den Vorwürfen.

"Die Vorwürfe von Missständen im Zusammenhang mit der ungestörten Religionsausübung und von Menschenrechtsverletzungen in der Abschiebehafteinrichtung in Pforzheim entsprechen nicht den Tatsachen und weisen wir entschieden zurück."

"Im ehemaligen Jugendgefängnis war Situation viel besser"

Ursprünglich war in dem Gebäude das Jugendgefängnis in Pforzheim untergebracht, bis die Einrichtung vor einigen Jahren geschlossen wurde. Dann wurde es zum Abschiebegefängnis umgewandelt. Früher seien die Bedingungen für die Seelsorge deutlich besser gewesen, so Georg Lichtenberger von der katholischen Kirche. Er war damals im Jugendgefängnis für die Betreuung zuständig.

"Der Kontakt zu den Gefangenen früher war wesentlich unkomplizierter. Jetzt sitzt man in dieser engen Besucherzelle mit Menschen, die keine Strafgefangenen sind. Die Standards haben sich deutlich verschlechtert."

Vorwürfe gegen die Abschiebehaft in Pforzheim (Foto: SWR)
Georg Lichtenberger von der katholischen und Andreas Quincke von der evangelischen Kirche wollen die Situation im Pforzheimer Abschiebegefängnis zügig verbessern.

Gespräche zwischen Einrichtung und Kirchen sollen Situation verbessern

Die psychische Belastung für die Insassen sei enorm, ihre Zukunft und die Situation ihrer Familien oft vollkommen unklar. Immer wieder sei darauf hingewiesen worden, dass der Zugang zu Gesprächen erleichtert werden müsse.

Das Justizministerium sagt, man wolle für den weiteren Einsatz externer Seelsorger sowie das Angebot regelmäßiger Gottesdienste die vertrauensvollen Gespräche mit den Kirchenleitungen fortführen und auch die weiteren Rahmenbedingungen für eine Seelsorge festlegen. Georg Lichtenberger hofft, dass die neue Anstaltsleitung zugänglicher für konstruktive Vorschläge ist.

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