Bettina Volpe-Freiwald muss im Scheinwerferlicht ihrer Taschenlampe schon ganz genau hinschauen. Frösche, Molche und Kröten sind gar nicht so leicht im Gras von Blättern zu unterscheiden. "Es ist wirklich Übungssache und man bekommt ein Auge dafür", sagt sie.
Kein Ekelgefühl bei der Krötensammlung
Volpe-Freiwald ist erfahren, schon seit elf Jahren hilft sie Kröten über die vielbefahrene B3 in Weingarten bei Karlsruhe: "Ich liebe die Frösche und ich habe auch keinen Ekel, die anzufassen". Kühl fühlen sie sich an, aber alles andere als glitschig - eher wie sanftes Leder.
"Die fiepen, wenn man sie anpackt", erklärt Silvia Kuhnmünch. Es ist ihre zweite Kröttenrettungs-Saison. Große Sammelerfolge blieben im vergangenen Jahr aus, aber diesmal klappt es deutlich besser. Um 50 Amphibien hat sie an diesem windigen, aber milden Abend bei Vollmond entlang der B3 bei Weingarten schon in ihrem Eimer eingesammelt.
"Ich habe mich heute über jeden Frosch gefreut, den wir eingesammelt haben."
Ehrenamtliche sammeln bei Dunkelheit Kröten, Frösche und Molche
Insgesamt 20 Ehrenamtliche helfen den Amphibien über die Straße. Rund zwei Kilometer legen die Tiere dabei zurück: "Das ist schon faszinierend, wie weit die kleinen Tiere wandern", findet Ökologe Hans-Martin Flinspach. Er koordiniert die Naturschutzaktion. "Jeden Abend sind wir mit zwei oder drei Leuten hier unterwegs."

Der Weg der Frösche, Kröten und Molche endet entweder vor einem speziellen Schutzzaun oder an einer Betonmauer. Hier werden die Tiere aufgesammelt und in Eimern über die Straße transportiert. An manchen Stellen sind auch Rohre eingelassen - dort fallen die Kröten hinein und können unter der Straße hindurchwandern. Aber dieser Weg hat Tücken. Am Ende einer dieser Rohre findet Flinspach mehrere tote und gelähmte Frösche. "Das war eine Ratte, die ihr Nest hier hat", sagt er. "Da müssen wir uns was einfallen lassen."
Weingartener Moor ist Heimat für seltene Frösche
Weingarten ist ein besonderes Biotop. "Wir haben hier eine ganz wichtige Population von Springfröschen beim Weingartener Moor." Um die Population der geschützten Art zu erhalten - dafür macht sich Flinspach regelmäßig mit Einbruch der Dunkelheit auf den Weg.
Zu erkennen sind die Froschsammler an ihren Taschenlampen und den roten Warnwesten. An die vorbeirasenden Autos haben sie sich mittlerweile gewöhnt. Tempo 70 gilt hier während der Krötenwanderung zum Schutz der Ehrenamtlichen.

Vor ein paar Jahren ist auch Silvia Kuhnmünchen vorbei gefahren, fand die leuchtenden Krötensammler irgendwie interessant und hat sich ihnen angeschlossen: "Ich bin an der frischen Luft und kann so vielleicht auch ein paar Tiere retten," sagt sie. So finden nicht nur Kröten den sicheren Weg zum Laichplatz, sondern auch Ehrenamtliche eine Motivation, sich sinnvoll zu betätigen.