Streitpunkt Pyro im Stadion

Keine Lösung in Sicht - Harte Fronten zwischen KSC-Fans und Polizei

Stand

Von Autor/in Rebekka Plies

Vertreter von Fußball-Erst- und Zweitligisten, Polizei und Kommunen in BW treffen sich im Karlsruher Wildparkstadion zum Austausch. Rund um den KSC hat dieser Austausch schwer gelitten.

Es knirscht gewaltig zwischen der Polizei Karlsruhe und den Fans des Fußballzweitligisten Karlsruher SC. Auslöser der aktuellen Diskussion ist der Polizeieinsatz bei der Einlasskontrolle gegen den 1. FC Kaiserslautern am 4. Mai. Die Staatsanwaltschaft prüft die Videoaufnahmen der Polizeibeamten. Es soll Verletzte gegeben haben.

Bereits vor dem Spiel war der Kommunikationsfaden zwischen den Beteiligten weitgehend gerissen. Am 3. und 4. Juni treffen sich in Karlsruhe Vertreter von Fußball-Erst- und Zweitligisten, Polizei und Kommunen in BW auch um diese Probleme zu besprechen. Eine Bestandsaufnahme.

Karlsruhe

Neustart der Zusammenarbeit? Krach hinter den Kulissen: Warum zwischen dem Karlsruher SC und der Polizei Eiszeit herrscht

Der KSC kritisierte den Polizeieinsatz beim Heimspiel gegen Kaiserslautern. Die Polizei rügte lasche Einlasskontrollen. Es ist ein Tiefpunkt in der jahrzehntelangen Zusammenarbeit.

Darum geht's:

Kommunikation zwischen KSC, Fans und Polizei drastisch verschlechtert

Mangelhafte Kommunikation. Das ist einer der großen Streitpunkte zwischen dem KSC, der aktiven Fanszene und der Polizei. Das war nicht immer so.

Durch den Wechsel in der Führungsebene wurden Kommunikationsstrukturen gekappt.

2021 gab es personelle Veränderungen in der Einsatzleitung der Karlsruher Polizei. Die Zusammenarbeit zwischen Verein, Fans, Stadt und Polizei galt bis dahin bundesweit jahrzehntelang als ein Vorzeigeprojekt in Sachen "Stadionallianzen". Die Stadionallianzen sind ein erfolgreiches Projekt des baden-württembergischen Innenministeriums. Es soll helfen, den Austausch aller Akteure im Profifußball zu verbessern, um das Ausmaß von Polizeieinsätzen so gering wie möglich zu halten.

Die Stadionallianzen sorgen dafür, dass die Akteure im Gespräch bleiben.

Und genau von diesem Grundsatz ist in Karlsruhe derzeit nicht viel übrig. Das bestätigt auch der Karlsruher SC gegenüber dem SWR.

Grundsätze der Stadionallianzen, wie eine Kommunikation auf Augenhöhe und ein gemeinsames Verantwortungsgefühl, haben seit 2021 nachgelassen.

Vertreter der Fans werfen der Polizei vor, dass Einsatzleiter teilweise nicht mehr an Sicherheits- und sogenannten Kurvengesprächen vor Heimspielen teilnehmen, anders als vor einigen Jahren. Die Polizei wehrt sich gegen den Vorwurf der Blockadehaltung. Man nehme sehr wohl an diesen Gesprächen teil, allerdings nicht immer der Einsatzleiter, so Andreas Bjedov, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Karlsruhe.

Auch das Karlsruher Fanprojekt hatte sich aus Teilen der Gesprächen zurückgezogen, weil weiterhin die juristische Aufarbeitung des Pyro-Skandals 2022 läuft. Bei der Pyro-Aktion vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli waren elf Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Eine Person erlitt bleibende Lungenschäden.

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Seit etwa zwei Monaten ist das Fanprojekt eigenen Aussagen zufolge wieder bei Kurvengesprächen dabei.

Fan-Kritik in Karlsruhe: Ein Einsatzleiter im Fokus

Im Kreuzfeuer der Kritik steht ein Einsatzleiter, der auch den Polizeieinsatz beim Hochrisikospiel gegen Kaiserslautern verantwortete. Von den Fans wurden er und seine Maßnahmen beim letzten Heimspiel der Saison mit kritischen Spruchbändern bedacht. Der Polizei geht das zu weit.

Persönliche Angriffe gegen einzelne Beamte, da überschreiten wir eine rote Linie.

Der Polizei-Vizepräsident stellt sich hinter seine Beamten. Alle Maßnahmen seien abgesprochen gewesen, so Bjedov. Ein Fehlverhalten einzelner könne er nicht erkennen.

Verbotene Pyro im Wildparkstadion: Streitpunkt ohne Lösung

Der Pyro-Skandal im November 2022 und die juristische Aufarbeitung hat das Fass im Verhältnis von KSC-Fans und Polizei zum Überlaufen gebracht. Derzeit laufen die Berufungsverhandlungen gegen Fans vor dem Landgericht Karlsruhe.

Vor allen Dingen fehlt mir seitens der Fanszene, aber auch des Fanprojekts, der kritische Umgang mit diesen Ereignissen.

Fans und KSC halten dagegen, dass es eine Aufarbeitung des Pyro-Skandals und klare Aussprachen gegeben habe. Allerdings sei man unterschiedlicher Meinung mit der Polizei in der Frage, was "kritische Aufarbeitung" bedeutet.

Auch gegen Sozialarbeiter des Fanprojekts laufen in dieser Sache die Verfahren vor Gericht weiter. Das Fanprojekt spricht von einem herben Schlag und einem erheblichen Vertrauensverlust. Es bestehe Sorge, dass auch heute noch Aussagen gegen die Sozialarbeiter verwendet werden könnten.

Wir sind in einem Dilemma, das wir gerne auflösen würden. Das führt dazu, dass die Arbeit nicht so gemacht werden kann, wie wir es uns wünschen würden.

Die Polizei teilt die Einschätzung, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und Kommunikation erst wieder aufgebaut werden könne, wenn die juristische Aufarbeitung des Pyro-Skandals beendet ist.

Kritisierte Einlasskontrollen im Wildparkstadion sollen besser werden

Pyrotechnik ist im Stadion verboten und dieses Verbot will die Polizei durchsetzen. Die Behörde hat deswegen die Einlasskontrollen am sogenannten Materialeingang im Wildparkstadion ins Visier genommen.

Nach dem Heimspiel gegen Kaiserslautern, bemängelte die Polizei zu lasche Einlasskontrollen des KSC. Bei der Kontrolle war es zum Zusammenstoß von Fans mit der Polizei gekommen. Danach kündigten die Ultras in einer Stellungnahme an, ihre Unterstützung von den Rängen zurückzufahren.

Der Materialeingang wird vorerst nicht mehr durch uns genutzt und wir werden nur das mit ins Stadion nehmen, was ohne eine separate Kontrolle möglich ist. Das betrifft leider auch die optische Unterstützung wie Fahnen und Choreografien.

Keine Verbesserung vor Saisonstart in Sicht

Die Sommerpause bis zum Start der Zweitligasaison 2025/26 Anfang August wollen alle Beteiligten nutzen, um die Situation zu entschärfen. Der KSC kündigte gegenüber dem SWR an, den Austausch mit allen Beteiligten intensivieren zu wollen, um "zielgerichtet in die neue Saison zu gehen".

Wir sind in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen des KSC darüber, wie wir die Qualität der Eingangskontrollen verbessern können. Die ersten Gespräches zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind.

Fanvertreter klagen gegenüber dem SWR, dass sie nicht zu allen Kooperationsgesprächen eingeladen seien. Wilfried Grüßinger vom Stadtjugendausschuss ist verantwortlich für das Fanprojekt und betont, es müsse das Ziel sein, auf Augenhöhe zu agieren.

Dazu gehöre Respekt und Vertrauen gegenüber der Arbeit der Polizei auf der einen Seite. Die Polizei müsse aber auch Respekt gegenüber der Arbeit der Fanverbände zeigen.

Aktualisierung 6. Juni: Polizei und KSC unterstreichen gemeinsame Ziele

Zwei Tage nach dem Treffen der "Stadionallianzen BW" sprechen Polizei, KSC, Fanprojekt und Vertreter kommunaler Behörden von einem "intensiven Austausch". In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es, dass die Gespräche konstruktiv gewesen seien. Andreas Bjedov, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Karlsruhe, spricht von einer gemeinsamen Basis, auf die man aufbauen wolle.

Der Gesprächsfaden zwischen den Netzwerkpartnern in Karlsruhe reißt nicht ab. Uns alle eint das gemeinsame Ziel, den Stadionbesuch auch weiterhin bei jedem Spiel zu einem sicheren Erlebnis zu machen.

Auch vom Karlsruher SC werden nach dem Austausch im Rahmen der "Stadionallianzen" die gemeinsamen Ziele hervorgehoben. KSC-Präsident Holger Siegmund-Schultze betont die langjährige gute Zusammenarbeit am Standort Karlsruhe.

Der nun wieder begonnene Austausch auf Augenhöhe markiert zumindest den ersten Schritt und lässt uns positiv in die Zukunft blicken.

Die Gespräche sollen bis zum Saisonstart fortgeführt werden.

Karlsruhe

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