Ukrainische Weihnachten in Karlsruhe (Foto: SWR)

13 Tage nach deutschen Heiligabend

Wie Ukrainer in Karlsruhe Weihnachten feiern

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Laura Bisch
Laura Bisch, Reporterin und Redakteurin im SWR Studio Karlsruhe (Foto: SWR, SWR)
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Tobias Zapp

13 Tage nach dem deutschen Heiligabend feiern viele Menschen aus der Ukraine die Geburt Jesu. Beim Verein der Ukrainer Karlsruhe gibt es viele Traditionen - und noch mehr Hoffnung.

Kneten, rollen, formen: Im Ukrainischen Kulturzentrum in Karlsruhe laufen am Freitag die Vorbereitungen für Heiligabend. Denn der wird in der Ukraine am 6. Januar gefeiert.

Dass Heiligabend in der Ukraine nicht wie in Deutschland am 24. Dezember zelebriert wird, hat den Hintergrund, dass die Ukraine ein ehemaliger Teil der Sowjetunion ist. Dort galt bis 1918 noch der sogenannte julianische Kalender, bei dem die Tage im Vergleich zum gregorianischen Kalender, der auch hier in Deutschland gilt, verschoben sind.

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Auch an Weihnachten spielt der Krieg eine Rolle

Eine kleine Gruppe Menschen ist im Ukrainischen Kulturzentrum in Karlsruhe zusammengekommen. Unter ihnen auch Julia Kyrychenko. Normalerweise würde sie mir ihren Liebsten jetzt in ihrer Heimatstadt Odessa feiern. Doch wegen des Kriegs ist dort an ein friedliches Fest aktuell nicht zu denken.

"Die Menschen in der Ukraine können nicht wirklich Weihnachten feiern, keine Weihnachtslieder singen. Viele sind in Kellern - von anderen, vor allem von jungen Männern, fehlt jede Spur."

Sie kam mit ihrem Sohn im März nach Karlsruhe. Ihr Mann und viele andere Verwandte und Bekannte sind noch in der Ukraine. Das macht das Weihnachtsfest zu einer besonderen emotionalen Herausforderung.

Ukrainische Traditionen in Karlsruhe

Umso glücklicher ist Julia, dass sie gemeinsam mit anderen Geflüchteten aus der Ukraine zu Weihnachten ein Stück Heimat nach Karlsruhe holen kann. Dazu gehört auch das traditionelle Anrichten des Weihnachtstischs. Dafür werden beim Verein der Ukrainer in Karlsruhe mindestens 12 Gerichte aufgetischt - alle fleischlos. In den vier Ecken des Tisches werden dann Knoblauch für Gesundheit, Nüsse für Weisheit, Kalyna für Schönheit und Mohn für Reichtum platziert. Etwas abseits sind ein Teller und ein Glas zu finden - ein Symbol, für alle die nicht dabei sein können.

Ukrainische Weihnachten in Karlsruhe (Foto: SWR)
Die Vorbereitungen laufen: im ukrainischen Kulturzentrum in Karlsruhe wird das Weihnachtsessen zubereitet.

Auf den Tellern landet dann unter anderem "Kutja", ein ukrainisches Weihnachtsessen. Das kommt klassischerweise nur an Weihnachten auf den Tisch und wird aus Weizen, Nüssen, Mohn und Honig gemacht. Die Kutja wird traditionell vom Familienältesten gesegnet - anschließend wird ein Gebet gesprochen, verbunden mit dem Wunsch, im nächsten Jahr ebenfalls wieder zusammen feiern zu können.

Ukrainischer Tannenbaum aus Weizen

Traditionell geht es aber nicht nur auf den Tischen zu. Zur ukrainischen Weihnacht gehören auch bunt bestickte Trachten und der sogenannte "Diduch", ein gebundener Strauß aus Weizen. Quasi eine Art ukrainischer Tannenbaum.

Ukrainische Weihnachten in Karlsruhe (Foto: SWR)
Rechts der "Diduch", links der bunt gedeckte Weihnachtstisch.

Feier geht erst abends los

Gefeiert wird aber erst, wenn es dunkel ist - genauer gesagt dann, wenn der erste Stern am Himmel ist. Dann - so heißt es in der Ukraine - ist Jesus geboren. Die Gemeinschaft steht dabei heute an erster Stelle. Zusammen wird gesungen, gelacht - und auch ein bisschen geweint.

Außerdem wird noch ein Video in die Ukraine geschickt. Es ist Teil einer Weihnachtsaktion, bei der Ukrainer aus vielen Ländern mitmachen. Es soll den Zurückgebliebenen in der Heimat Hoffnung schenken. Denn nicht nur Julia Kyrychenko, auch die anderen Geflüchteten im Ukrainischen Kulturzentrum in Karlsruhe, teilen einen Wunsch: dass der Krieg bald zu Ende geht.

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Laura Bisch, Reporterin und Redakteurin im SWR Studio Karlsruhe (Foto: SWR, SWR)
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