An der Baustelle des Bahntunnels Rastatt fanden am 25. August 2017 bei Niederbühl Arbeiten statt. Dort haben sich Bahngleise abgesenkt. Zur Stabilisierung der abgesenkten Gleise an der Rheintalbahn wurde der Rastatter Tunnel auf 150 Metern mit Beton befüllt. Die Bahnstrecke zwischen Rastatt und Baden-Baden war seit dem 12. August 2017 gesperrt. Erst Anfang Oktober 2017 wird die Strecke wieder freigegeben. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Uli Deck/dpa | Uli Deck)

Unglück jährt sich zum fünften Mal

Tunneleinsturz in Rastatt - großer Ärger fünf Jahre nach der Havarie

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Patrick Neumann

Vor fünf Jahren, am Vormittag des 12. August, sackte an der Tunnelbaustelle in Rastatt das Gleisbett der Rheintalbahn ab. Die Arbeiten an der Tunnelröhre gehen nur schleppend voran.

Was ein technischer Meilenstein für die Deutsche Bahn werden sollte, wurde innerhalb weniger Sekunden zu einem technischen Desaster. Vor genau fünf Jahren stürzte bei Bohrarbeiten die Oströhre auf der Baustelle für den Eisenbahntunnel in Rastatt (Kreis Karlsruhe) ein. Die Gleise der darüber verlaufenden Rheintalstrecke senkten sich ab.

Havarie an Rastatter Tunnel: Wochenlange Sperrungen

Wochenlange Sperrungen der Strecke waren die Folge. Der gesamte Bahnverkehr auf der europaweit wichtigen Nord-Süd-Magistrale Rotterdam-Genua kam bei Rastatt zum Erliegen. Der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden.

Ursprünglich sollte das Tunnelbauwerk, das unter der Stadt Rastatt verläuft, bereits in Betrieb sein. Durch das Unglück in der Baustelle verzögert sich die Fertigstellung um viele Jahre. Der Weiterbau gestaltet sich schwierig.

100 Millionen Euro Schadenersatz gefordert

Das sorgt für Kritik beim Netzwerk Europäischer Eisenbahnen, deren Vertreter kürzlich im Rastatter Bahnhof gegen die schleppende Fertigstellung des Tunnels protestiert haben und Schadenersatz für ausgefallene Güterzüge in Höhe von rund 100 Millionen Euro haben wollen. Erste Gespräche zu einer möglichen Schadensregulierung habe es mit der Deutschen Bahn bereits gegeben.

Rastatt

Unternehmer wollen Geld von der Bahn Tunnelbaustelle Rastatt: Güterbahner fordern 100 Millionen Euro Schadenersatz

Im Jahr 2017 brach einer der Röhren des Rastatter Tunnels bei Bauarbeiten ein. Die Reparaturen und die Klärung der Verantwortlichkeiten gestalten sich aber schwierig.

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Seit Ostern umkurvt die Rheintalbahn die Oströhre des Tunnels

Auf der havarierten Tunnelbaustelle wurde an Ostern eine Art Bypass eingerichtet. Die Rheintalstrecke wurde auf einer Länge von 700 Metern um die Unglücksstelle herumgeleitet. Das ist notwendig, damit der Zugang zur havarierten Oströhre des Tunnels frei wird. Dort befindet sich noch die tonnenschwere Bohrmaschine, die damals ebenfalls verschüttet wurde.

Es ist geplant, die defekte Oströhre in offener Bauweise fertigzustellen. Das kann allerdings erst geschehen, wenn die Tunnelbohrmaschine geborgen ist. Hierzu muss eine 200 Meter lange und 16 Meter tiefe Baugrube ausgehoben und abgestützt werden. Weil die Arbeiten sehr lärmintensiv sein können, wurde eine zusätzliche Schallschutzwand auf der Baustelle errichtet, um die Anwohner zu schützen. Immerhin: Die Weströhre ist bereits fertiggestellt.

Tunnel Rastatt: Blick in die Weströhre des Bauprojekts (Foto: SWR)
Tunnel Rastatt: Blick in die Weströhre des Bauprojekts.

Europäischer Bahnverkehr zwängt sich durch Nadelöhr bei Rastatt

Kritiker forden die Bahn schon seit langem auf, den Rastatter Tunnel schneller fertigzustellen. Der gesamte europäische Bahnverkehr zwängt sich seit Jahren durch das Nadelöhr bei Rastatt. Dort stehen nur zwei der längst versprochenen vier Gleise zur Verfügung. Nach jetzigem Stand wird der Rastatter Tunnel frühestens im Jahr 2026 in Betrieb gehen.

Die Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der Havarie sind noch nicht geklärt. Das Beweiserhebungs- und Schlichtungsverfahren läuft noch. Erst wenn diese Untersuchungen abgeschlossen sind, wird sich zeigen, wer für den geschätzten volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von rund zwei Milliarden Euro aufkommen muss.

Rückblick: Havarie und Arbeiten am Rastatter Tunnel

Rastatt

Bohrmaschine bleibt noch einbetoniert Fluchtwege werden eingebaut - Bauarbeiten im Rastatter Bahntunnel gehen weiter

Die Arbeiten am havarierten Rastatter Eisenbahntunnel schreiten voran. Zurzeit werden Verbindungen zwischen den beiden Tunnelröhren gebaut. Am Mittwoch gab die Deutsche Bahn Einblicke in die Baustelle.

Deutsche Bahn noch immer ratlos Ursache für Rastatter Tunnelhavarie weiter unbekannt

Wie und warum es 2017 zu der Tunnelhavarie in Rastatt gekommen ist, ist noch immer unklar. Wie die Deutsche Bahn auf SWR-Anfrage mitteilte, werden wohl erst Ende des Jahres Ergebnisse vorliegen.

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Patrick Neumann