Anhaltende Hitze und Trockenheit sorgen auch in den Weinbergen in Mittelbaden zunehmend für Probleme. Besonders junge Rebpflanzen leiden unter extremen Trockenstress und müssen bewässert werden, wie Winzer im Baden-Badener und Bühler Rebland dem SWR berichteten.
"Wir bewässern, um den Reben jetzt das Notwendige zum Überleben zu geben."
Vor allem junge Reben auf sandigen oder steinigen Standorten drohten wegen der anhaltenden Dürre zu vertrocknen. Weil sie noch keine tiefen Wurzeln haben, müssen sie nun mit Wasser aus dem Tankwagen oder mit Bewässerungsanlangen versorgt werden.


Auch bei den Affentaler Winzern in Bühl werden viele Weinlagen seit Tagen schon künstlich bewässert. Auch in den Steillagen mit steinigem Grund fehlt der Regen besonders. Dort, wo früher Premiumweine wuchsen, gibt es im Zuge des Klimawandels mehr und mehr Probleme. Möglicherweise müssten die Weinlagen völlig neu bewertet werden, sagen betroffene Weingutsbesitzer.
Außerdem führen die Winzer Rückschnitte bei Trauben durch, um die Pflanzen zu entlasten. Je weniger Trauben die Rebe trägt, desto weniger Wasser braucht sie.
Bei anhaltender Trockenheit "Notreife" befürchtet
Sollte die Trockenheit noch mehr als zwei Wochen anhalten, befürchten Fachleute eine sogenannte Notreife der Trauben. Dabei mobilisiert der Rebstock seine letzten Reserven, um die Trauben reifen zu lassen. Allerdings haben die "notreifen" Trauben dann weniger Säure und weniger Zucker, was negative Auswirkungen auf die Weinqualität des Jahrgangs 2022 hätte.
Trockenheit und Hitze auch bei Hobbygärtnern ein Problem
Auch Kleingärtner kämpfen mit Trockenheit und Hitze. Kleingärtner Matteo d’Anturno aus Pforzheim hat eine ganze Ladung Wasserkanister von der nahen Zapfstelle herbeigeschafft. Er nutzt die noch moderaten Temperaturen am Vormittag für die tägliche Gießrunde. Zwei Stunden benötige er, bis er einmal durch sei. In seinem Kleingarten zieht der Rentner Paprika und Zucchini, Tomaten, Feigen und Kürbisse, sogar Orangen und Zitronen.
Es sprießt und gedeiht in seinem Garten im Pforzheimer Stadtteil Brötzingen – auf den ersten Blick. Doch vieles sei schon eingegangen, erzählt er. Wobei nicht mal die anhaltende Trockenheit das größte Problem sei, sondern die langen Hitzeperioden.
"Schauen Sie mal, wie mein Salat aussieht. Vor Kurzem erst reingesetzt, jetzt kann ich ihn wegwerfen.“
Lieber robuste Kartoffeln statt empfindliche Salatköpfe
Der Klimawandel – auch in den Kleingärten ist er längst angekommen – und bereitet den Besitzern deutlich mehr Arbeit als in früheren Jahren. Viele Kleingärtner haben sich längst an die immer längeren Trockenzeiten angepasst und pflanzen nur noch pflegeleichte Kulturen an: Kartoffeln, Beeren, Zucchini, Kürbisse oder robuste Tomatensorten – am besten geschützt durch ein Foliendach.
„Es graust mir vor den 37 Grad, die’s diese Woche geben soll. Die auf meiner Wetter-App angekündigten Regenwolken sieht man am Himmel über Pforzheim nie.“

Trotz Hitze: Freude an Gartenarbeit bleibt
"Irgendwas wächst immer. Es macht Spaß, in den Garten zu gehen, zu ernten und ein paar Blümchen mitzunehmen.“
Trotz Gießstress und Hitzeschäden: Die Freude am eigenen Garten will sich auch in diesen Zeiten niemand nehmen lassen.