Noch vor einem Jahr sah die Welt auf dem Tierschutzhof Karlsruhe gut aus: Neben den vielen geretteten Hunden, Hühnern und anderen Tieren hatten sich auf dem Gelände sogar bedrohte Arten wie Siebenschläfer und Ringelnattern niedergelassen. Mit der Stadt Karlsruhe gab es eine Sauberkeitspatenschaft. Unter den Beschäftigten fanden sich Menschen mit Autismus, auch Sozialstunden konnten hier abgeleistet werden. Alles in Allem ein Engagement, das die Stadt erst kürzlich mit dem Tierschutzpreis auszeichnete.
Das Glück schien perfekt, als dem Verein das bisher gemietete Gelände zum Kauf angeboten wurde. Um Bedenken zur Seite zu räumen, kontaktierte der gemeinnützige Verein die Stadt. Von dort kam dann die niederschmetternde Rückmeldung: Das Gelände sei weder für Bebauung noch zur Tierhaltung zugelassen. Der Tierschutzhof dürfe nicht bleiben.
Suche nach neuem Zuhause ergebnislos
Eine neue Bleibe musste also her: Doch besonders viele Grundstücke gibt es in Karlsruhe nicht, auf denen ein Tierheim einziehen darf.
Auch eine Anfrage an das städtische Liegenschaftsamt brachte keine Lösung. Stephan Winterhoff, Vorsitzender des Tierschutzhofs, schrieb daraufhin an die Fraktionen im Karlsruher Gemeinderat. Einige kamen zu Besuch und schauten sich den Tierschutzhof an. Viele bekundeten ihr Mitgefühl. Eine Lösung fand bisher trotzdem niemand.
Mehr als 70 Grundstücke sind betroffen
Der Tierschutzhof ist bei weitem nicht die einzige Partei, die überraschend Post vom Bauordnungsamt erhält: Auf über 70 Grundstücken in dem Gebiet wurde in den vergangenen Jahrzehnten illegal gebaut. Auch die Nutzung entspricht nicht überall der im Bebauungsplan festgelegten Sport- und Grünanlage.
Dass das Bauordnungsamt erst jetzt darauf reagiert, erklärt Leiterin Monika Regner auf Anfrage mit Personalmangel und großem Aufwand. Die Stadt sei in Gebiete unterteilt, die nacheinander abgearbeitet werden – nun sei dieses Gebiet an der Reihe.
Keine Ausnahmen für den Tierschutz
Aufgrund der Gemeinnützigkeit seines Hofes hofft Stephan Winterhoff nun auf eine Ausnahmeregelung – doch auch diese Hoffnung führt ins Leere, das Bauordnungsamt verweist auf fehlende rechtliche Grundlagen.
Stattdessen soll ein Duldungsvertrag unterzeichnet werden, wonach der Tierschutzhof fünf Jahre Zeit bekommen soll, eine neue Bleibe zu finden. Angesichts der bisher ergebnislosen Suche für den Vorsitzenden des Tierschutzhofs keine gute Perspektive. Eine Schließung in fünf Jahren würde bedeuten, dass der Hof keine neuen Tiere mehr aufnehmen könnte und die Arbeit schon bald einstellen müsste.
Der Appell des Vorsitzenden: Die Stadt solle den Tierschutz ernster nehmen und Einrichtungen wie den Tierschutzhof in ihrer Unterbringung unterstützen.