Speziell für die Bürgerinnen und Bürger aus der Ukraine, die wegen des Krieges jetzt Hilfe brauchen, hat die Beiertheimer Tafel in Karlsruhe nun mittwochs zusätzlich von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Bereits eineinhalb Stunden vor Beginn der Öffnungszeiten warten Menschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Vor allem Frauen und Kinder sind da, gedulden sich bis die Tafel öffnet und werden in der Zwischenzeit von Marktleiter Ronny Strobel und Susanne Rohfleisch mit Schokolade versorgt.
In der Marie-Alexandra-Straße bekommen die Menschen vieles von dem, was sie im Alltag brauchen. In Tüten sind lang haltbare Lebensmittel, Obst und Gemüse und Hygieneartikel abgepackt, um die Ausgabe einfacher zu machen. Molkereiprodukte, Brote und Brötchen können sich die Menschen selbst nehmen.
"Damit haben wir auch die Chance mehr zu versorgen.", so Marktleiter Strobel.
Überwältigender Andrang, angespannte Stimmung
Immer mehr Menschen strömen Richtung Tafelladen. Lange Schlangen bilden sich auf den Bürgersteigen und der Straße. Die Stimmung ist angespannt. Schon früh zeichnet sich ab, dass es zu wenig Lebensmittel und andere Dinge für die vielen Menschen gibt.

Auch Anwohner sind zunehmend genervt. Bereits eine Stunde nach Öffnung steht im Raum, dass die Polizei zu Hilfe kommen muss, um die Menschenmenge zu organisieren. Einige Wartende gehen bereits wieder, da sie keine Hoffnung mehr haben, noch an die Reihe zu kommen.
"Ich gehe davon aus, dass ich die meisten Wartenden gleich nach Hause schicken muss."
Wirklich überraschend sei die Situation allerdings nicht, denn die Zahl der Menschen aus der Ukraine verdopple sich aktuell pro Woche. Die Beiertheimer Tafel könne das aber nicht mehr bewältigen, selbst mit diesem Extra Tag für die Ukrainer.
"Jetzt ist alles leer. So früh waren wir noch nie leer."
Am Ende wurden die vorhandenen Lebensmittel und Gegenstände rationiert, sodass jeder irgendetwas abbekommen hat. Viele waren trotzdem enttäuscht, weil sie sich von dem Besuch bei der Beiertheimer Tafel einfach mehr versprochen hatten.
Lange Arbeitstage für Tafelmitarbeiter
Es ist nicht verwunderlich, dass Strobel und sein Team morgens um 6 Uhr anfangen Waren abzuholen, einzupacken, zu sortieren, auszugeben und manchmal erst nach den offiziellen Öffnungszeiten den Laden zu schließen. An Dolmetschern fehlt es, weshalb ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die russisch sprechen, aushelfen. Ansonsten müssen Hände, Füße und Mimik herhalten, erzählt Susanne Rohfleisch lachend.
Wachsende Kosten und Hamsterkäufe
Während die Nachfrage bei den Tafeln wächst, sinkt gleichzeitig der Vorrat von haltbaren Lebensmitteln in den Supermärkten. Die Hamsterkäufe machen sich auch bei den Tafeln bemerkbar. Angefangen hat es mit Öl, doch zunehmend fehlt es auch an Gemüse, bemerkt Marktleiter Ronny Strobel. Nudeln, Öl, Mehl und weitere dringend benötigte Grundnahrungsmittel stapeln sich aktuell bei den Menschen zuhause, statt in ausreichender Menge bei den Tafeln vorhanden zu sein.

Die Spendenbereitschaft sei zwar groß, aber die Nachfrage wächst stetig. Die Tafel, die sonst nur auf reiner Spendenbasis existiert, musste in den letzten Wochen vermehrt Lebensmittel dazukaufen und benötigen deshalb dringend finanzielle Unterstützung.