Ein neuer Morgen im Lernfreundehaus. Überall rennen Kinder umher und spielen, ein paar der älteren Mädchen verteilen Sitzkissen um den großen Teppich im Kaminzimmer. Sie bereiten den Morgenkreis vor - der gemeinsame Start in den Tag. Die Stimmung wirkt gelöst. Der Krieg in der Ukraine scheint hier in diesem Moment ganz weit weg.
Derzeit vor allem ukrainische Kinder betreut
2016 wurde das Lernfreundehaus von UNESON, einem gemeinnützigen Kinderhilfswerk, gegründet und unterstützt seitdem Kinder aus Flüchtlingsfamilien in Karlsruhe. Die Kinder können erste Sprachkenntnisse sammeln, werden mit Essen und Trinken versorgt, vor allem aber können sie nach der Flucht endlich wieder Kind sein. Seit Ausbruch des Krieges werden hauptsächlich ukrainische Kinder betreut. Allein im Zeitraum von März bis Juni waren es über 230.
"Die Kinder sind schlichtweg traumatisiert, unruhig und haltlos, und wir versuchen ein Stück weit Geborgenheit zu geben."
Aufgenommen werden Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren. Über 50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagieren sich in der Einrichtung.
Fester Tagesablauf im Lernfreundehaus in Karlsruhe
Jeder Tag beginnt nach dem Frühstück mit dem gemeinsamen Morgenkreis. Auf 13 verschiedenen Sprachen wünschen sich ukrainische Flüchtlingskinder und die ehrenamtlichen Helfer einen guten Morgen. Das ist festes Ritual.

Danach werden die Kinder altersgerecht in Lerngruppen eingeteilt und erhalten Deutschunterricht. Langfristiges Ziel ist, sie damit auf das deutsche Schulsystem vorzubereiten. Nach den Lerneinheiten folgen das Mittagessen und zahlreiche Freizeitaktivitäten. Neben einem Kunst- und Werkraum finden immer wieder wechselnde Angebote statt. Der Tag endet mit einem gemeinsamen Abschlusskreis. Diese feste Tagesstruktur soll den verunsicherten Kindern Orientierung und Sicherheit vermitteln, erklärt Jasmin Sahin.

SWR Herzenssache unterstützt Lernfreundehaus mit 5.000 Euro
Die Einrichtung ist ausschließlich spendenfinanziert. Die SWR Herzenssache steuerte jetzt 5.000 Euro bei. Davon wurden Schulmaterialien und Malutensilien angeschafft. Vor allem aber wurde das Geld in die Ausstattung des Kunstraumes investiert. Die Kinder sollen ihrer Kreativität hier freien Lauf lassen können.
"Wenn sie lachen und einem entgegen kommen morgens, das ist das, was es ausmacht, weil man dann weiß, man hat sie wieder bei sich."

Kinder blühen nach wenigen Wochen wieder auf
Die Arbeit mit den Kindern ist anstrengend, erzählt Jasmin Sahin. Der Umgang mit ihren Fluchterfahrungen nicht immer einfach. Oft wird es auch ein bisschen chaotisch. Es gebe aber jeden Tag viele schöne Momente, die den Aufwand und die Geduld wieder wettmachen. Vor allem, wenn man sehe, wie die Kinder nach ein paar Wochen wieder aufblühen und das Erlebte ein Stück weit hinter sich lassen.