Stratosphärenprojekt Pforzheim (Foto: SWR, Peter Lauber)

Stratosphären-Projekt in Pforzheim

Wetterballon ohne Messtechnik losgerissen - Experiment muss wiederholt werden

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Peter Lauber

In Pforzheim haben Schülerinnen und Schüler einen riesigen weißen Ballon steigen lassen. Dabei handelt es sich um einen Wetterballon, der in die Stratosphäre geschickt werden soll, um dort Messungen und Bilder zu machen. Doch dann kam es anders.

3.400 Liter Helium benötigen die Schüler der Heinrich-Wieland-Schule, um den weißen Ballon mit einem Durchmesser von ungefähr zwei Metern zu füllen. Die halbe Schule hat sich auf dem Sportplatz versammelt, um dem spannenden Experiment beizuwohnen.

Stratosphärenprojekt Pforzheim (Foto: SWR, Peter Lauber)
Andreas Kuchta vom Projektteam checkt die Technik-Box des Wetterballons

Elftklässler Sascha Lomakin gehört zum 13-köpfigen Projektteam des Experimentes. Er erklärt, wie es für den Riesenballon weitergehen soll: "Der fliegt 40 Kilometer in die Lüfte - unten hängt eine Sonde mit Kameras dran, damit machen wir Bilder von der Erdoberfläche". Nachdem der Ballon wieder gelandet ist, wollen sich die Schülerinnen und Schüler die Bilder - darunter natürlich auch ihre Schule von oben - ansehen.

Es geht um den Aufbau der Erdatmosphäre

Zwei Monate Planung und Arbeit stecken in dem Projekt, das den Schülerinnen und Schülern Erkenntnisse über den Aufbau der Erdatmopshäre, Temperaturen und Luftdruck in 30, 40 Kilometern Höhe geben soll. Es ist ein Chemie- und Physikunterricht der etwas anderen Art für Sascha, Maja und Aday. Sie erzählen, wie sie den Versuch vorbereitet haben:

"Wir haben Checklisten gemacht mit Bestellungen, wir mussten Sponsoren suchen, die Box haben wir zurechtgeschnitten, die ganzen GPS-Tracker haben wir reingemacht und reingebaut, sodass alles gut passt."

Insgesamt haben die Schüler für den Versuch drei GoPro-Kameras und mehrere Messgeräte verbaut, die Wetterdaten liefern sowie Höhe und zurückgelegte Distanz messen sollen, erklären die Projektteilnehmenden weiter.

Stratosphärenprojekt Pforzheim (Foto: SWR, Peter Lauber)
Schülerinnen und Schüler haben sich auf einem Sportplatz für den Start des Riesenballons versammelt.

Letzte Vorbereitungen an der Technikbox

Die Spannung steigt. Teamkollege Andreas legt noch letzte Hand an die Technikbox und schaltet die Kameras ein. Das muss zuletzt passieren, wie der Schüler erklärt.

"Die Kameras haben nur einen begrenzten Akku und da wir den Flug so lange wie möglich begleiten wollen, machen wir die Kameras auch so spät es geht an."

Schließlich fixiert Andreas noch mal alles.

Der Ballon reißt sich los

Der Ballon ist startbereit - doch dann kommt es zu einer Panne: Der Ballon steigt auf - ungeplant. Der Applaus täuscht, wie viele entsetzte Gesichter zeigen. Der Grund: Eine der Schnüre ist gerissen, der Ballon ohne Technik auf und davon. Sascha und seine Mitstreiter schauen ihm ungläubig nach. Das Ganze sei "einfach nur ärgerlich" - die Schülerinnen und Schüler hatten schließlich Monate in die Vorbereitungen investiert. Aber: So etwas passiere - immerhin sei ja nicht die ganze Arbeit weg, sondern nur der Ballon, sagt einer der Schüler.

Stratosphärenprojekt Pforzheim (Foto: SWR, Peter Lauber)
Startbereit: der 2 Meter große Wetterballon der Heinrich-Wieland-Schule

Schülerinnen und Schüler für MINT-Fächer begeistern

Nach den ersten Schreckensmomenten sieht auch Schulleiterin Loralie Kuntner das Malheur gelassen. Denn ein Ziel habe man schon jetzt erreicht: Die Schüler für die sogenannten MINT-Fächer - also Mathe, Informatik Naturwissenschaften - neu zu begeistern und zu zeigen:

"MINT macht Spaß - auch wenn das Ballönchen jetzt ohne Technik losgeflogen ist."

Fehler könnten passieren in der Wissenschaft, so Kuntner. Dann müsse man es eben "noch mal wagen". Jede Anstrengung lohne sich, sagt die Rektorin. Auch hier am Technischen Gymnasium spüre sie das nachlassende Interesse an Mathe und Technik. Man habe festgestellt, dass der Nachwuchs hier fehle, erklärt die Rektorin weiter.

"Wenn das so weitergeht, dann müssen wir diese Schulart einstellen."

Man brauche mehr Unterstützung auch von den zuführenden Schulen, wie Kuntner sagt. Dann könne man das Thema Fachkräftemangel ganz anders angehen, auch durch Projekte wie den Wetterballon.

Stratosphärenprojekt Pforzheim (Foto: SWR, Peter Lauber)
Eine Panne: Der Ballon fliegt ohne die Technik davon.

Neuer Anlauf soll folgen

Und damit auch Projekte, in die Chemie-Lehrer Moritz Knau viel Herzblut steckt - und daran ändere auch das heutige Malheur nichts. Er ist optimistisch: "So schlimm ist es eigentlich auch nicht - wir haben noch die ganze Messtechnik da. Das war jetzt mal ein Probelauf".

Wenn eben mal etwas schiefgehe, dann sei das eben so - da lernten die Schüler draus, so Knau. Jetzt müsse man nur noch einen neuen Ballon besorgen, dann könne man den spätestens in der kommenden Woche steigen lassen.

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Peter Lauber