Polizei kontrolliert Gefahrguttransporter an der A5 (Foto: SWR)

Fahrer und Ausbildungsstandards fehlen

Lkw-Gefahrgutkontrolle auf der Autobahn bei Bruchsal

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AUTOR/IN
Heiner Kunold

Auf den Autobahnen sind immer mehr Lkw unterwegs. Damit steigt das Unfallrisiko. Die Polizei hat am Mittwoch auf der A5 bei Bruchsal (Kreis Karlsruhe) den Schwerlastverkehr unter die Lupe genommen.

Gefahrgutkontrolle auf der Tank- und Rastanlage Bruchsal West: Der Fahrer kommt aus der Ukraine. Seine Zugmaschine hat ein polnisches Kennzeichen. Der Kühl-Auflieger ist aus Dänemark, Die Fracht, 800 Liter Ethanol, kommt aus Deutschland und ist für Schweden bestimmt.

Es ist alles in Ordnung. Fast alles - das orangefarbene Gefahrgutschild an der Kühlerhaube hätte so gesichert werden müssen, dass es nicht aus seiner Halterung rutschen kann. Vorschrift ist Vorschrift und der Verstoß kostet eigentlich 120 Euro. Heute nicht, der Polizist lässt den Fahrer aus der Ukraine ungeschoren davonkommen.

Paletten in einem Sattelzug (Foto: SWR)
Paletten in einem Sattelzug

Anders ist das bei dem Fahrer eines Gefahrguttransporters zwei Parkplätze weiter. Lithiumionenbatterien hat er geladen. Definitiv Gefahrgut, sagt der kontrollierende Beamte. Der Lkw darf nicht weiterfahren, denn die Ladung, mehrere Paletten mit Lithium-Ionen-Batterien, sind "nicht formschlüssig gesichert", so die Polizei.

Auch die Tankfüllung im Blick

Die Beamten kontrollieren aber nicht nur die Ladung: zwei Experten vom Zoll überprüfen den Tank eines Transporters aus Polen. Sie nehmen eine Dieselprobe. Manche Fahrer tanken Heizöl. Bis zu 400 Euro günstiger ist so eine Heizöltankfüllung. In vorliegenden Fall ist nichts zu beanstanden. Generell sei die Sicherheitsmoral der Fahrer nicht so schlecht sei, meint Einsatzleiter Rüdiger Heiler. Es gebe jedoch vor allem in Osteuropa Defizite.

Zoll zieht Dieselprobe bei Lkw (Foto: SWR)
Zoll zieht Dieselprobe bei Lkw

"Das Wartungsverhalten in Osteuropa ist nicht ganz auf dem Stand wie in Westeuropa".

Dabei sind die Vorschriften überall in Europa gleich. Leider nicht die Ausbildungsstandards, berichtet Notfallmanager Thomas Burkhardt aus Karlsruhe. Er bildet auch Polizisten in Sachen Gefahrgut aus. Während das Thema Ladungssicherheit in Deutschland Bestandteil der Fahrerausbildung sei und auch regelmäßig nachgeschult werde, fehlten solche Fortbildungen in anderen Ländern häufig, berichtet der Notfallmanager.

In Deutschland fehlen 90.000 Fahrer

Aber auch in Deutschland lassen die Standards nach. 90.000 Fahrer fehlen derzeit bundesweit. Die Speditionen müssen nehmen, wen sie bekommen können. Das seien nicht immer die am besten ausgebildeten Berufskraftfahrer.

Schlecht gesicherte Ladung und Verstöße gegen Lenkzeiten

Insgesamt 65 Lkw haben Polizei und Zoll bei Bruchsal überprüft. Bei jedem sechsten war die Ladung nicht ausreichend gesichert. Die betroffenen Fahrer mussten ihre Ladung deswegen unter Aufsicht der Beamten neu sichern.

Besonders schockiert waren die Polizisten von einem Lkw, der gefährliche Abfälle von Italien nach Belgien transportieren sollte. Bei ihm war die Ladung schon teilweise ausgetreten, außerdem war sie falsch deklariert. Jeder vierte kontrollierte Lkw-Fahrer hatte sich nicht an die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten gehalten. Fünf Fahrzeugen wurde die Weiterfahrt untersagt.

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Heiner Kunold