Schockanrufer im Raum Karlsruhe werden immer dreister (Foto: IMAGO, Sven Ellger)

Interview mit Hauptkommissar Thomas Mackert

Schockanruf und Enkeltrick: Betrugsdezernat Karlsruhe klärt auf

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Johannes Stier

Nachrichten von Schockanrufen, vom Enkeltrick und falschen Polizisten häufen sich. Kriminalhauptkommissar Thomas Mackert vom Betrugsdezernat der Polizei Karlsruhe im Interview.

SWR Aktuell: "Herr Mackert, ich denke, die allermeisten, die von solchen gemeinen Betrugsgeschichten hören, fragen sich, wie machen die Täter das, dass die Angerufenen glauben, da ist die eigene Tochter oder der eigene Enkel am Telefon?"

Mackert: "Wie der Name Schockanruf schon sagt, der Angehörige stammelt ins Telefon und weint bitterlich und sagt, er hätte jemand totgefahren und müsse jetzt ins Gefängnis. Danach kommt dann auch gleich der Polizist ans Telefon, in ruhiger, sachlicher Art und Weise. Danach kommt möglicherweise neben dem falschen Polizisten auch noch der falsche Staatsanwalt ins Spiel und dann werden Summen im hohen fünfstelligen Bereich gefordert."

SWR Aktuell: "Wenn man das so hört, was sie da erzählen, dann sagt man sich vielleicht als jemand, der davon nicht betroffen ist: Mir könnt sowas auf alle Fälle nicht passieren. Was sagen Sie als Experte dazu?"

Mackert: "Tatsächlich ist es so, dass es wirklich jeden treffen kann, auch Personen, die noch unter 60 Jahren sind. Wir haben in letzter Zeit immer häufiger festgestellt, dass die Opfer auch immer jünger werden in diesem Kriminalitätsfeld des Schockanrufes."

SWR Aktuell: "Wenn ich mir da nicht sicher bin am Telefon, Herr Mackert, woran erkenne ich denn ganz eindeutig, dass da kein echter Polizist oder keine echte Staatsanwältin am Telefon ist?"

Mackert: "Eine Person, die einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht hat, lässt man nicht am Telefon bitterlich weinen. Man würde die Personen, die nahen Angehörigen, persönlich aufsuchen und im Gespräch über den Sachverhalt informieren."

SWR Aktuell: "Ist es tatsächlich so, dass man von Seiten der Polizei in gewissen Fällen eine Kaution fordert für jemanden, der einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht hat?"

Mackert: "In der Tat ist es nicht so, dass es zu Kautionszahlungen kommt. Das sind reine Fantasiegeschichten der Betrüger."

SWR Aktuell: "Die Fallzahlen dieser Betrugsmasche am Telefon mit allen Varianten nehmen zu. Viele der Opfer melden sich aber nicht, weil sie sich schämen. Das heißt aber auch die Dunkelziffer ist noch höher?"

Mackert: "Wir gehen davon aus, dass das Dunkelfeld sehr hoch ist. Gerade letzte Woche hatten wir wieder einen Fall, wo das Opfer zum Polizeiposten gegangen ist, und erst dort wurde es über die Betrugsmasche informiert und wollte dann keine Anzeige bei der Polizei erstatten."

SWR Aktuell: "Herr Mackert, abschließend noch mal bitte kompakt zusammengefasst: Auf was muss ich achten, wenn ich so einen verdächtigen Anruf bekomme?"

Mackert: "Wenn jemand ins Telefon heult beziehungsweise die Polizei vor mutmaßlichen Betrügern oder Einbrechern warnt oder vor einem Überfall in der Nachbarschaft, da sollten Sie sofort das Gespräch beenden. Auch gerne die Polizei unter dem Notruf 110 verständigen."

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Johannes Stier