Ein dicker Algenteppich im Saalbachkanal in Graben-Neudorf. (Foto: SWR, SWR/LauraBisch)

Gemeinde fordert schnelle Säuberung

Streit wegen grünem Pflanzenteppich im Saalbachkanal in Graben-Neudorf

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Laura Bisch

Zwischen der Gemeinde Graben-Neudorf und dem Karlsruher Regierungspräsidium gibt es Unstimmigkeiten um den Saalbachkanal. Die Gemeinde fordert Sofortmaßnahmen.

Der Saalbachkanal ist etwa 15 Kilometer lang und fließt durch die Gemeinde Graben-Neudorf bei Karlsruhe. Aktuell steht der Kanal allerdings nahezu still. Weil das Kanalbett verschlammt ist und sich eine grüne Pflanzenschicht gebildet hat, melden sich immer mehr besorgte Anwohnerinnen und Anwohner - es kommt zu Feuerwehr und Polizeieinsätzen. Ein Mann, der direkt am Kanal wohnt, erklärt:

"Ein schönes Bild ist das nicht für Graben-Neudorf."

Der Saalbachkanal fließt kaum noch - auf der Wasseroberfläche schwimmen Wasserlinsen. (Foto: SWR, SWR/LauraBisch)
Der Saalbachkanal fließt kaum noch.

Bürgermeister Eheim schreibt Brandbrief

Dass der Saalbachkanal aktuell kein schönes Bild abgibt, findet auch der Bürgermeister von Graben-Neudorf, Christian Eheim. Dagegen tun kann er aber nichts. Denn der Saalbachkanal ist als Gewässer "erster Ordnung" eingestuft. Damit ist nicht die Gemeinde Graben-Neudorf für den Kanal zuständig, sondern das Regierungspräsidium Karlsruhe.

"Es gibt Straßen, für die ist eine Gemeinde zuständig. Oder der Bund bei der Autobahn. Oder eben das Land - und so ist das bei den Gewässern auch. Und dieser Saalbachkanal ist ein Gewässer des Landes."

Die Verantwortung dafür, dass der Kanal jetzt so verschlammt und voller Wasserlinsen ist, sieht Bürgermeister Eheim deshalb beim zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe. Der Kanal müsse regelmäßig abgemäht werden und auch der Schlamm, der sich am Boden festsetzt, müsse regelmäßig entfernt werden, so der Bürgermeister. "Hier ist das Regierungspräsidium untätig und hat diese Situation verursacht", so Christian Eheim.

Christian Eheim, Bürgermeister von Graben-Neudorf (Foto: SWR, SWR/LauraBisch)
Er macht Druck beim Regierungspräsidium Karlsruhe: Graben-Neudorfs Bürgermeister Christian Eheim.

Kanal hat wichtige Bedeutung für Region

Dass die Situation beseitigt wird, liegt nicht nur im Interesse der Gemeinde Graben-Neudorf. Der Kanal ist nämlich auch wichtig für die Region. Er ist Teil des Hochwasserschutzkonzeptes.

In Graben-Neudorf spüren die Menschen die Auswirkungen der Verschlammung schon jetzt. Laut Bürgermeister Eheim stinkt es in der Umgebung des Kanals. Außerdem befürchte die Gemeinde, dass das stehende Wasser zur Brutstätte für Stechmücken werden könnte. Die Menschen in der Gemeinde machen sich laut Bürgermeister Eheim große Sorgen um die Tiere im Kanal. Das sei auch immer wieder verbunden mit Feuerwehr- und Polizeieinsätzen.

"Jeder, der hier vor diesem Kanal steht, der sieht, dass jetzt dringend gehandelt werden muss."

Wie gefährdet sind die Fische und Tiere im Kanal?

Ob die Tiere von den Wasserlinsen und der Verschlammung bedroht sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Sprecherin des Regierungspräsidiums Karlsruhe, Irene Feilhauer, sagte, die Wasserlinsen an sich seien keine Bedrohung für Fische und Tiere im Kanal. Derzeit würden Wasserproben aus dem Gewässer untersucht. Ergebnisse würden in den nächsten Tagen erwartet.

Parallel werde aktuell ein toter Schwan, der aus dem Kanal geborgen wurde, vom Veterinäramt Karlsruhe untersucht. Andere Berichte - teils in sozialen Netzwerken - wonach tote Nutrias am Kanal gesehen wurden, bestätigte Bürgermeister Eheim nicht. Das Veterinäramt habe bekräftigt, dass die Fische im Kanal noch Luft bekämen, so Eheim.

Nutria im Saalbachkanal in Graben-Neudorf (Foto: SWR, SWR/LauraBisch)
Wenn man genau hinsieht, dann sieht man es: Ein Nutria streckt den Kopf durch den Pflanzenteppich im Saalbachkanal.

Früheres Fischsterben im Kanal sei vor allem damit zu begründen, dass starke Regenfälle Inhalte der Kanalisation in den Kanal spülten - und die Fische deshalb verendet seien, so Eheim.

Regierungspräsidium wartet auf Bericht eines Fachbüros

Auf eine Anfrage des SWR antwortete das Regierungspräsidium, man habe in dem betroffenen Gewässerabschnitt Mäharbeiten geplant - aktuell sei aber nicht sicher, wann diese stattfinden könnten. Das habe naturschutzfachliche Gründe, so die Sprecherin des Regierungspräsidiums, Irene Feilhauer. Aufgrund der aktuellen Situation habe das zuständige Referat aus technischer Sicht geprüft, ob unmittelbar mit einem Mähboot der Wasserbewuchs gemäht werden könne. Das sei grundsätzlich auch möglich.

Allerdings haben die Fischereibehörde des Regierungspräsidiums und Experten der LUBW von Mäharbeiten in der jetzigen Situation dringend abgeraten. Dadurch könne - nach Aussage des Regierungspräsidiums - eine erhöhte Sonneneinstrahlung im Kanal entstehen - was die letzten Rückzugsräume für die Fische und die Gewässerorganismen zerstören könne. Nun warte man auf die Einschätzung eines Fachbüros zum weiteren Vorgehen.

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