Schnell mal in den Supermarkt gehen oder einen Ausflug machen, das kann für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, eine Herausforderung sein. In Eggenstein-Leopoldshafen im Kreis Karlsruhe sollen genau diese Menschen mit einem Rikscha Taxi unterstützt werden. Die Fahrt ist kostenlos.
Rikscha Fahrdienst: Idee gab es schon vorher
Friedrich Jaki aus Eggenstein-Leopoldshafen hat das Projekt ins Leben gerufen. Er ist Vorsitzender im Seniorenbeirat und einer der ehrenamtlichen Fahrer der Rikscha. Genau wie vier andere Männer, die den Fahrdienst in ihrer Freizeit übernehmen. Auf der Rikscha haben zwei Personen Platz. Auch Anschnallgurte sind vorhanden. Sollte es etwas frisch werden, hat Friedrich Jaki auch mal eine Decke dabei.
Bisher laufe das Angebot laut Friedrich Jaki noch nicht so gut in der Gemeinde an. Aber diejenigen, die es schon in Anspruch genommen haben, seien sehr zufrieden gewesen, erzählt der 76-Jährige. Schon vorher habe es eine Art Rikscha Fahrdienst gegeben. Es sei aber nur von einer Person alleine gestemmt worden und auch nur etwa zwei bis vier Stunden pro Tag. "Die Erfahrungen, die wir vor dem Start des neuen Projekts dadurch schon sammeln konnten, waren so positiv, dass wir gesagt haben: Es lohnt sich!"
Daraufhin reichte er den Antrag bei der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen ein und bekam die Finanzierung des Gefährts bewilligt. Die Kosten von 12.000 Euro wurden übernommen. Friedrich Jaki hat sich um die Anschaffung der Rikscha gekümmert, die bei der Diakonie im Ort geparkt wird.
Angebot für nicht (mehr) so mobile Menschen
Zwischen 9 und 17 Uhr können sich Interessierte für Fahrten Termine buchen. Das geht Online, über die Homepage der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen. Dort kann dann der jeweilige Fahrer sowie Tag und Uhrzeit ausgewählt werden und schon kann es losgehen. Eine Fahrt kann eine halbe oder ganze Stunde dauern.
Besonders Seniorinnen und Senioren nehmen bisher das neue Angebot in der rund 15.000 Einwohner großen Gemeinde dankend an. Darunter auch das Ehepaar Emil und Uta Nees. Sie haben die kostenlose Fahrt mit der Rikscha von der Schwiegertochter zum Geburtstag gebucht bekommen. Es ist das erste Mal, dass die beiden über 80-Jährigen damit durch den Ort fahren. "Es ist wunderbar und auch das Wetter passt", freut sich Uta Nees und strahlt. "Sehr entspannend."
"Entspannend" ist es wohl auch für den Fahrer. Beim strampeln mit den Pedalen wird er von einem Elektromotor unterstützt. Quasi wie ein E-Bike. Das sei gewöhnungsbedürftig, so Jaki. Vor allem beim Anfahren. Bei Vollbeladung, also zwei Gäste und ein Fahrer, komme er auf rund 460 Kilo, die er insgesamt bewegen müsse. Durch die Unterstützung sei das aber kein Problem, aber man müsse erstmal den richtigen Gang finden.
Arztbesuche noch schwierig planbar
Mit der Rikscha sollen vor allem Menschen im Alltag unterstützt werden, die nicht mehr so mobil sind, sagt Jaki. Beispielsweise um Besorgungen zu machen. Es sei egal, ob jung oder alt. "Das müssen nicht nur Senioren sein, aber es sind häufig Senioren. Wir unterstützen aber jeden, der in seiner Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt ist", so der 76-Jährige. Auch Kinder könnten das Angebot wahrnehmen.
Arztbesuche seien dagegen aktuell noch schwierig zu planen. Bei einem Arztbesuch sei nicht klar, wann die Person fertig ist. "Hier warten wir noch ab, wie die Erfahrungen sind", sagt Jaki. Aus der Gemeinde erhalte er viel Unterstützung und positives Feedback. "Die Leute lachen und freuen sich, dass es eine neue Idee ist. Ich glaube, es kommt auch gut an - auf lange Sicht."