Angeklagter im Baden-Badener Prozess wegen Mord an sechsjährigem Mädchen (Foto: SWR)

Vater des Opfers überraschend im Gerichtssaal

Mord an sechsjährigem Mädchen in Baden-Baden: Prozess hat begonnen

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AUTOR/IN
Patrick Neumann

Im Baden-Badener Landgericht hat der Prozess gegen einen 34-jährigen Mann begonnen, der im Verdacht steht, ein sechsjähriges Mädchen ermordet zu haben. Er schweigt zu den Vorwürfen.

Der Gerichtssaal war am ersten Prozesstag voll besetzt. Auch der Vater des Opfers war überraschend anwesend. Der Prozess wurde zu Beginn wegen Verfahrensfragen unterbrochen und dann nach mehr als einer Stunde Pause mit der Verlesung der Anklage fortgesetzt. Der Angeklagte hat weder Angaben zur Person, noch zum Tatvorwurf gemacht.

Der Tatvorwurf: Mord und Missbrauch

Am vierten Advent vergangenen Jahres hatte das Mädchen mit Erlaubnis seiner Mutter bei einem Spielkameraden, dem Sohn des mutmaßlichen Täters, übernachtet.

Dort wurde es dann vermutlich vom Vater des Jungen getötet, anschließend soll er sich am Leichnam vergangen haben. Das Mädchen soll nicht zum ersten Mal in der Wohnung übernachtet haben. Warum der Mann, der zum Tatzeitpunkt 33 Jahre alt war, das Mädchen mutmaßlich missbraucht und umgebracht hat, ist nicht bekannt.

Der mutmaßliche Täter schweigt

Nach der Tötung des Mädchens soll der Angeklagte versucht haben, die Wohnung in Brand zu stecken, wohl um Spuren zu verwischen. Zum Zeitpunkt des Brandes befanden sich sowohl der Sohn des Mannes, als auch sein Bruder und seine zwei Kinder im Haus. Der mutmaßliche Täter sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft. Er schweigt zu den Vorwürfen. Nicht einmal mit einem Psychiater will er sprechen.

Der Baden-Badener Staatsanwalt Michael Klose bezeichnete die Tat gegenüber dem SWR als eines der grausamsten Sexual-Verbrechen der Nachkriegszeit. Auch einige der Polizeibeamten und Rettungskräfte seien durch die Erlebnisse in der Tatnacht seelisch schwer belastet. Das Schweigen des Täters mache den Fall besonders schwierig.

"Offiziell und verwertbar macht er keine Angaben, so dass wir auf andere Beweismittel angewiesen sind."

Urteil wird Ende September erwartet

Die Mutter des Mädchens wird auf ärztlichen Rat hin am Prozess nicht teilnehmen. Dirk Schmitz, Anwalt der Mutter, sagte, dass seine Mandantin seit der Tat selbst in psychiatrischer Behandlung sei. Es sei für die Frau nicht zumutbar, dass sich der mutmaßliche Täter und sie im Gerichtssaal begegneten, so Schmitz weiter.

Die Verhandlung vor dem Baden-Badener Landgericht ist auf acht Tage angesetzt. Das Urteil wird Ende September erwartet. Der Mord an dem Mädchen hatte wegen der besonderen Grausamkeit für bundesweite Schlagzeilen gesorgt.

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