Der Zorn der Kundschaft zum Beispiel bei Facebook ist groß: "erst ewig nichts, dann auf einmal ein voller Briefkasten" lautet eine häufig wiederholte Kritik in den Foren. Zum Teil wichtige Schreiben mit Zahlungsfristen seien verspätet geliefert worden. "Bei uns kommt schon seit Wochen nichts mehr", schreibt ein Postkunde aus Leopoldshafen. Eine weitere Kundin aus Hochstetten berichtet, sie habe nach Ankündigung eines Briefs noch zehn Tage lang auf das Schreiben gewartet.
Post bestätigt Personalprobleme
Die Post bestätigt die Vorwürfe. Man habe derzeit überall im nördlichen Landkreis Karlsruhe massive Personalprobleme, erklärte Pressesprecher Marc Mombauer auf SWR Anfrage. In den Bezirken Stutensee, Bruchsal und Östringen fehlen im Moment 41 Zusteller. Man versuche alles, um neues Personal zu rekrutieren, aber die Situation sei nicht kurzfristig zu beheben.
"Wir nutzen alle möglichen Kanäle der Rekrutierung. Die Mitarbeitergewinnung ist jedoch aktuell nicht nur für uns besonders schwer."
Neben verärgerten Kommentaren gibt es unter den Postkunden aber auch viel Verständnis. "Die Briefträger sind nett und können ja nichts dafür", meint eine Kundin auf Facebook. Tatsächlich gelingt es der Post aber nicht nur im nördlichen Landkreis Karlsruhe nicht, genügend Zusteller zu finden. Erst Anfang des Monats musste die Post entsprechende Berichte aus dem Murgtal bestätigen. Auch dort, so war zu hören, sei schnelle Abhilfe nicht in Sicht. Im Murgtal fehlen demnach aktuell mindestens sieben Zusteller.
Arbeitsbedingungen bei der Post seien gut
An den Arbeitsbedingungen liege es nicht, so die Post AG. Anderes als viele Wettbewerber biete die Post ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tarifgebundene Arbeitsplätze, außerdem Weiterentwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens und den Beschäftigten eine langfristige Perspektive.
Tariflohn für Zusteller bei 14,89 Euro
Postsprecher Mombauer verweist sogar auf optimale Arbeitskleidung und Betriebsmittel. Außerdem gebe es ein festgelegtes Anlernkonzept für neue Mitarbeiter. Trotzdem scheint der Beruf des Zustellers nicht überall auf Interesse zu stoßen. Vielleicht mag es an der Entlohnung liegen. Laut der Gewerkschaft ver.di liegt der aktuelle Tariflohn für Zusteller bei 14,89 Euro. Ein Sortierer verdient in der Stunde nur knapp über dem Mindestlohn, nämlich 13,60 Euro pro Stunde.
Post beklagt ungewöhnlich hohen Krankenstand
Was die Situation bei er Briefzustellung im nördlichen Landkreis Karlsruhe zusätzlich erschwert, so Mombauer, sei ein für die Jahreszeit unüblich erhöhter Krankenstand. Der Sprecher der Post spricht dabei aber nicht explizit von Corona. Und das Problem ist auch nicht nur auf den Landkreis Karlsruhe beschränkt: Erst vergangene Woche waren ähnliche Personalprobleme der Post auch aus dem Murgtal gemeldet worden.