Pop Up Church in Pforzheim (Foto: SWR)

Pfarrer zum Mitnehmen

Pforzheimer Kirche begegnet den Menschen zu Allerheiligen mit einer Pop Up Church

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AUTOR/IN
Tobias Zapp

Einen Pfarrer oder eine Pfarrerin "zum Mitnehmen". Das versprach die Pop Up Church zu Allerheiligen in Pforzheim. Die Kirche will den Menschen so näher kommen.

Wer den Pforzheimer Hauptfriedhof über den Haupteingang betreten hatte, konnte sie direkt sehen: Männer und Frauen in langen, schwarzen Roben. Es waren Pfarrerinnen und Pfarrer der Ökumenischen Citykirche in Pforzheim, die hier ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Aktion fand unter dem Namen "Pop Up Church" statt, also frei übersetzt so etwas wie "Kirche, die spontan irgendwo auftaucht".

Pop Up Church in Pforzheim (Foto: SWR)
Sitzgelegenheiten, Kerzen und Figuren zum Schmücken der Gräber und eine Tafel, auf der man Verstorbenen eine letzte Botschaft hinterlassen kann: Die Pop Up Church zu Allerheiligen auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof.

Und das war auch das Ziel, die Menschen überraschen, mit ihnen ins Gespräch kommen, für sie da sein. Das man dafür Allerheiligen als Tag gewählt hat, war kein Zufall. Denn an dem Tag, an dem man im christlichen Glauben den Toten gedenkt, können viele ein bisschen Beistand vermutlich gut gebrauchen.

Zuhören und Trost spenden

So wie zum Beispiel Katrin Stockert-Schäfer. Sie besuchte zusammen mit ihrer Schwester das Grab ihres Vaters, der vor Kurzem verstorben war. Dabei ließ sie sich spontan von einer Pfarrerin begleiten und kam mit ihr ins Gespräch. Eine Unterhaltung, die Katrin Stockert-Schäfer unerwartet Trost gespendet hat.

"Sie hat meine Schwester und mich nach unserem Vater gefragt, welche Erinnerungen an ihn wir im Herzen tragen. Es war traurig, lustig, schön, irgendwie alles zusammen. Ich fand es unheimlich schön, dass die Pfarrerin uns begleitet hat. Das hat Trost gespendet."

Auch Dietlinde Hess und Eugen Ruhl haben sich lange mit den Pfarrerinnen und Pfarrern auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof unterhalten. Allerheiligen hat für die zwei über 80-Jährigen eine besondere Bedeutung. Die beiden haben erst im vergangenen Jahr geheiratet, am 1. November nehmen sie sich aber die Zeit, gemeinsam die Gräber ihrer früheren, bereits verstorbenen Ehepartner zu besuchen. Das sie dabei auch mit den Pfarrerinnen und Pfarrern ins Gespräch kommen können, ist für Dietlinde und Eugen eine willkommene Abwechslung. Dass die Kirche so aktiv auf die Menschen zugeht, würden sie sich öfter wünschen.

Pop Up Church in Pforzheim (Foto: SWR)
Auch im hohen Alter voller Lebensfreude: Dietlinde Hess und Eugen Ruhl.

Weitere Aktionen geplant

Mehr Kontakt mit den Menschen, das wünscht sich auch Pfarrerin Heike Reisner-Baral. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Ökumenischen Citykirche Pforzheim hat sie die Pop Up Church organisiert. Für sie war die Aktion ein voller Erfolg. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv gewesen, zudem hätten viele Menschen das Gespräch gesucht.

Dass die Zukunft der Kirchen nicht mehr nur in Gotteshäusern, sondern immer öfter auch direkt draußen im Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern liegt, kann sich Pfarrerin Reisner-Baral gut vorstellen. Deshalb plane man auch schon weitere Aktionen. Wann und wo die stattfinden, bleibt aber geheim. "Sonst wäre es ja keine Überraschung mehr", so Heike Reisner-Baral.

Pop Up Church in Pforzheim (Foto: SWR)
"Was ich dir noch sagen wollte...": An dieser Wand konnten Menschen Verstorbenen eine letzte Botschaft hinterlassen.
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Tobias Zapp