David Epremian ist Klavierlehrer an einer Musikschule in Karlsruhe. Wenn seine Schüler zu ihm in den Unterricht kommen, wollen sie oft am liebsten aktuelle Pop-Songs nachspielen. Doch das war lange gar nicht so einfach. Kostenlose Noten im Internet gibt es, aber nicht für alle Songs. Die Originalnotenhefte sind oft zu teuer.
piano2notes: Schneller als jedes menschliche Gehör
Deswegen benutzt David Epremian mitterweile die Software piano2notes. Auf der Internetseite fügt er in ein Feld den YouTube-Link des gewünschten Songs ein und drückt auf Start. Die Software analysiert die Töne und spuckt nach ein paar Minuten ein fertiges Notenpapier aus.

Damit ist sie viel schneller als jedes menschliche Gehör. Wenn man mit dem Ergebnis zufrieden ist, kann man den transkribierten Notensatz für 1,99 Euro kaufen.
"Wenn die Schüler jetzt kommen, muss ich nicht mehr sagen, dass wir keine Noten für das gewünschte Stück haben."
Auch aus eigenen Aufnahmen können Notenblätter entstehen
Auch seine eigenen Improvisationen kann David Epremian mit der App von piano2notes in Noten umwandeln. Er nimmt sich beim Spielen mit dem Handy auf, das Programm macht dann den Rest. So kann er Melodien, die ihm spontan einfallen, einfach archivieren.
Software kommt bei komplizierten Rhythmen an ihre Grenzen
David Epremian ist alles in allem sehr zufrieden mit piano2notes. Die Software könne die Melodien relativ präsize raushören und in Noten umschreiben. Bei rhythmisch anspruchsvollen Passagen würde es aber noch ein bisschen holpern.
"Wenn alles funktioniert, ist es das, was jeder Keyboarder und Musiker braucht."
Kleine Schwester hat den Erfinder auf die Idee gebracht
Das wissen auch Sebastian Murgul und Alexander Lüngen. Die beiden Karlsruher sind die Gründer von piano2notes und arbeiten in Vollzeit daran, den Algorithmus weiter zu verbessern. Bis heute haben piano2notes schon über 150.000 Musikerinnen und Musiker benutzt.

Auf die Geschäftsidee hat Sebastian Murgul seine kleine Schwester gebracht. Sie spielt selbst Klavier und wollte vor ein paar Jahren eine Melodie nachspielen, die auf ihrem E-Piano eingespeichert war. Was ihr gefehlt hat, waren die Noten dafür. Sebastian Murgul war sich sicher, dass es dafür einen Weg geben muss.
"Es muss doch einen Weg geben, um aus Musikaufnahmen automatisch Noten erzeugen zu können!"
Anfang 2018 war die erste Software programmiert. Seitdem haben Sebastian Murgul und Alexander Lüngen viel ausprobiert und verändert. Die finale Version ist seit wenigen Wochen fertig.
Probleme mit den Musikrechten?
Rechtlich sehen die beiden Gründer bei ihrer Idee kein Problem. Ihrer Meinung nach handelt es sich bei ihrem Produkt nämlich um ein Werkzeug die private Vervielfältigung von Musik. Das hätten sie sich von einem Fachmann bestätigen lassen. Den beiden Karlsruhern sind aber auch noch keine Präzedenzfälle bekannt.
Investorsuche und ein Rendez-vous mit Lang Lang
Von den Verkäufen können beide Karlsruher noch nicht ganz leben. Sie verdienen sich mit der Programmierung von Websiten nebenher noch was dazu. Deswegen soll im nächsten Schritt ein Investor für piano2notes her.
Und noch etwas haben sich Sebastian Murgul und Alexander Lüngen vorgenommen: Sie wollen den weltweit bekannten und erfolgreichen Pianisten Lang Lang kontaktieren. "Es wäre natürlich super, wenn wir mit ihm zusammenarbeiten könnten", sagt Sebastian. Aber bisher haben sich die beiden noch nicht getraut, Lang Lang anzusprechen.