Bei einer Demonstration am Abend seien bis zu 600 Menschen, überwiegend aus dem linken Spektrum, Richtung Wartberg gelaufen. Dort protestierten sie gegen die dort geplante sogenannte Fackelmahnwache des rechtsextremen "Freundeskreises für Deutschland", so ein Polizeisprecher. Laut Polizei hätten mehrere Teilnehmende dieses Protestzugs dann Polizisten angegriffen und versucht, eine Absperrung zu durchbrechen - wobei unter anderem Regenschirme eingesetzt worden seien.
Ein Polizeibeamter wird verletzt
"Weiterhin bewarfen die Angreifer die Polizisten mit Knallkörpern, traten und schlugen auf sie ein", heißt es in dem Polizeibericht weiter. Die Polizei habe daraufhin Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Von rund 240 Personen seien nach Auflösung der Versammlung die Personalien aufgenommen worden - wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs und des tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte. Laut Mitteilung der Polizei habe ein Polizeibeamter Verletzungen davongetragen.
An der "Fackelmahnwache" mit Teilnehmern aus dem rechten Spektrum auf dem Wartberg hätten rund 40 Menschen teilgenommen. Eine dritte Kundgebung an Nachmittag mit rund 250 Teilnehmern blieb laut Polizei friedlich.
Pforzheimer Schülerinnen und Schüler gestalten Gedenktag mit
Der schwärzeste Tag in der Geschichte Pforzheims hat sich zum 77. Mal gejährt: Die Stadt erinnerte am Mittwoch an den britischen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg mit rund 18.000 Toten im Jahr 1945. Die offizielle Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof fand dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie nur im kleinen Kreis statt. Sie wurde aber im Internet übertragen. Das traditionelle Lichtermeer auf dem Marktplatz am Abend entfiel. Die Bürgerinnen und Bürger von Pforzheim wurden stattdessen aufgerufen, Kerzen in ihren Fenstern aufzustellen. Zudem brachten Pforzheimer Schülerinnen und Schüler in Plakaten und Bildern ihre Gedanken zum Jahrestag zum Ausdruck.
In seiner Rede anlässlich des Gedenkens an das Bombardement von Pforzheim im Zweiten Weltkrieg schaute Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) auch auf die Weltpolitik und den Konflikt in der Ostukraine. "Wir blicken auf eine Welt voller Unfrieden und Unmenschlichkeit. Überall sehen wir Konflikte und Kriege, Millionen von Menschen auf der Flucht", sagte Boch bei der Gedenkveranstaltung. Donezk sei knapp 2.000 Kilometer Luftlinie von Pforzheim entfernt. Er sehe mit Sorge in Richtung Ukraine.

Der Oberbürgermeister stellte auch die Frage, ob die Welt "die grausame Lektion des 23. Februar" wirklich gelernt habe.
"Hass und Unfrieden können nur um sich greifen, wenn wir es ihnen erlauben. Deshalb verwahren wir uns auch gegen alle Versuche, den 23. Februar zu missbrauchen. Der heutige Tag ist ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt und ein Tag des Gedenkens an die Opfer unserer Stadt."
Friedensgebete in mehreren Kirchen, Filme und Theaterstücke ergänzten das Programm des Gedenktages. Im "Trümmercafé" wurden für Besucherinnen und Besucher zwei Gerichte aus Kriegszeiten angeboten.
Innerhalb von 22 Minuten wurde Pforzheim am 23. Februar 1945 zerstört
Am 23. Februar 1945 war die Stadt beim Luftangriff von 379 britischen Bombern innerhalb von 22 Minuten fast völlig zerstört worden. Mindestens 17.600 Menschen fanden den Tod. Die Bomben und der Feuersturm in der eng bebauten Altstadt töteten fast ein Drittel der Bevölkerung. Gemessen an den Opferzahlen war es nach den Bombardierungen von Hamburg und Dresden der drittstärkste Angriff alliierter Bomber während des Zweiten Weltkriegs.
"Es war ein Pforzheim ohne Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit"
Oberbürgermeister Boch betonte in seiner Rede, dass in der Stadt auch vor dem Angriff bei weitem nicht alles gut gewesen sei. Die Nationalsozialisten und ihre Ideologie hätten vor Pforzheim keinen Halt gemacht. Jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden entrechtet, enteignet, vertrieben, deportiert und ermordet. Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden ausgebeutet. Menschen mit Behinderung, politisch Andersdenkende, Homosexuelle und als asozial bezeichnete Menschen wurden verfolgt, inhaftiert, ermordet.
"All dies geschah mit Duldung, mit Unterstützung, mit Beteiligung auch von Pforzheimerinnen und Pforzheimern", sagte Boch. "Es war ein Pforzheim ohne Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und ein Pforzheim ohne Frieden, schon lange vor dem 23. Februar 1945."