Sommerliche Temperaturen sind für die nächste Woche vorhergesagt. Viele Freibäder haben bereits geöffnet, andere stehen in den Startlöchern. Dort werden gerade die letzten Vorbereitungen getroffen. In Pforzheim ist der Saisonstart jedes Jahr eine Zitterpartie. Denn dort sind die Bäder allesamt marode und können nur noch mit großem Aufwand in Schuss gehalten werden.
Im Wartbergbad in Pforzheim laufen noch Reparatur-Arbeiten
Während im Nagold-Freibad bereits die ersten Badegäste ihre Runden drehen, wird im größten Freibad der Stadt auf dem Wartberg noch letzte Hand angelegt. Hier reparieren Schlosser ein defektes Tor, dort wird der Eingangsbereich neu gepflastert, städtische Mitarbeiter stutzen die Grünanlagen, entfernen und reinigen Abdeckungen und füllen die Schwimmbecken mit Wasser.

Saisonstart in Pforzheim jedes Jahr eine Zitterpartie
Die Badesaison im Wartberg-Freibad, das schon etwas in die Jahre gekommen ist, ist für dieses Jahr wieder mal gerettet. Am Wochenende kann der Badebetrieb losgehen. Auch dank unkonventioneller Lösungen. Denn Umkleiden und Kassengebäude waren so marode, dass sie teilweise abgerissen und durch Container ersetzt werden mussten.
Becken, Unterbauten, Leitungen, Gebäude - alles entstand in den 60er Jahren. Und das müsste eigentlich alles dringend erneuert werden, meint Betriebsleiter Georg Busch. Doch alles hänge miteinander zusammen und könne nur im Rahmen einer Komplettsanierung erneuert werden.
Wartbergbad ein einziger Flickenteppich
Doch dafür fehlt das Geld - schon seit Jahren. So ist das Wartbergbad - wie eigentlich alle Bäder in Pforzheim - ein einziger Flickenteppich. Sichtbar etwa unter den großen Becken, wo Leitungen und Betonröhren verlaufen. Feuchtigkeit lässt die Röhren korridieren, immer wieder mussten sie in den vergangenen Jahren geflickt werden.
"Das sind Uralt-Leitungen noch aus den 60er Jahren - hier gäbe es noch genug zu tun.“
Wie lange die Flickschusterei noch gut geht, könne keiner sagen, sagt Busch. Mit kleinen Reparaturen könne man sich immer wieder behelfen. Aber: "Schon morgen könnte ein Filter kaputtgehen, dann haben wir die Misere. Dann müssten wir das Bad schließen."

Nötige Investitionen in Bäder wurden jahrzehntelang aufgeschoben
Das Emma-Jaeger-Bad in der Innenstadt ist derart heruntergekommen, dass es schon vor drei Jahren dichtgemacht wurde. Demnächst wird das ebenfalls in den 60er Jahren gebaute Hallenbad abgerissen. In den vergangenen 30 Jahren sei nie genug Geld in der Kasse gewesen, erklärt Lutz Schweigert, städtischer Beauftragter für die Bäder in Pforzheim. Nicht dringende Sanierungen habe man vor sich hingeschoben. Ein Problem, das jetzt viele Kommunen bundesweit hätten, so Schweigert.
"Der Krug geht bekanntlich nur so lange zum Brunnen bis er bricht. Irgendwann ist Schluss - und die Folgen sehen wir jetzt."
Für das Emma-Jäger-Bad wurde bereits ein Neubau beschlossen - in abgespeckter Form. Doch auch der wackelt schon wieder. Grund: Die voraussichtlichen Kosten sind förmlich explodiert - von 25 auf 40 Millionen Euro. Deshalb wird derzeit im Gemeinderat neu darüber diskutiert, ob eine Erweiterung des Wartbergbades zum Ganzjahresbad nicht sinnvoller wäre. Allerdings, so Lutz Schweigert: "Das hieße: Alles auf Anfang und es würde eine Verzögerung um mehrere Jahre bedeuten."

Auch Bademeister und Rettungsschwimmer fehlen
Und so bleibt die Zukunft der Pforzheimer Bäder weiter ungewiss. Doch davon ahnen die Badegäste nichts, die auf dem Wartberg jetzt wieder ins kühle Nass springen, nichts.
Dazu kommt allerdings noch ein weiteres Problem: In vielen Bädern - nicht nur in Pforzheim - fehlen die Bademeister, also die Fachangestellten für Bäderbetriebe. Auch Rettungsschwimmer seien viel zu wenige da, erklärt Lutz Schweigert im Video: