Rund 2.500 offene Stellen gibt es in Pforzheim und im Enzkreis. Diese Zahl macht der Chefin der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, bei der Jobmesse am Samstag in Pforzheim Hoffnung. Das Problem: Mehr als die Hälfte der Klingel-Beschäftigten ist über 50 Jahre alt. Im August gab die Klingel-Gruppe in Pforzheim bekannt, den Versandhandel einzustellen. Rund 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren dadurch ihren Job.
Lehmann befürchtet hier einige Schwierigkeiten. Das zeige die Erfahrung, erklärt sie. "Vor allem bei den Über-60-Jährigen und gerade wenn die Qualifizierung einseitig ist oder noch gesundheitliche Probleme da sind - da wird der Weg ein längerer."
Insolvenz von Klingel als Rückschlag
Das trifft auch Susanne Fuchs. Für sie ist das Klingel-Aus ein weiterer Rückschlag. Sie kam vor zwölf Jahren als Vesandhelferin zu Klingel, weil ihr vorheriger Arbeitgeber insolvent ging. Damals entschied sie sich gegen einen Job bei einer Schmuckfirma und für den scheinbar sicheren bei Klingel. Heute bezeichnet sie das als Fehlentscheidung.
Viele Klingel-Beschäftigte sind auf der Suche
Damit sie jetzt die richtige Entscheidung trifft, nimmt die 60-Jährige auf der Messe alle Stände genau unter die Lupe. Und das sind einige: 85 Aussteller sind auf der Messe der Stadt Pforzheim und der Arbeitsagentur. Bis zu ihrer Rente will Susanne Fuchs ihre Qualifikationen noch in den Arbeitsmarkt einbringen.
Dass die in vielen Jobs gebraucht werden, daran glauben hier auch die Aussteller. Am Stand der SRH-Kliniken steht Janine Kröhnert von der Berufsfachschule für Pflege. Sie ist der Meinung: Die Abrechnung bei Klingel ist nicht so viel anders als im Medizin-Controlling oder in der Abrechnung im Krankenhaus.
Ein Neuanfang nach der Messe in Pforzheim?
Der Pflegebereich ist nicht uninteressant für Susanne Fuchs. Sie hat auf der Messe den Entschluss gefasst: Sie will sich bei einem Sanitätshaus bewerben. Und auch sonst war sie auf der Messe erfolgreich: Sie geht mit vielen Flyern von Anlaufstellen nach Hause. Dort will sie als nächstes vor allem eins: Bewerbungen schreiben.
Außerdem will sie lernen, mit Online-Bewerbungen umzugehen. Das sei gar nicht so selbstverständlich in ihrem Alter, sagt die 60-Jährige. Aber sie versuche ihr Bestes. Susanne Fuchs ist sich sicher: Mit dieser Einstellung kann es für sie und die anderen Klingel-Beschäftigten auch im kommenden Jahr weitergehen.