Wenn die Tage grauer und kälter werden, schlägt eigentlich die Stunde der Hallenbäder. In Pforzheim kann man dagegen froh sein, überhaupt ein Schwimmbad zu finden, das genutzt werden darf. Für die breite Öffentlichkeit gibt es aktuell lediglich ein einziges Hallenbad im Stadtteil Eutingen - für mehr als 120.000 Bürgerinnen und Bürger. Geöffnet an vier Tagen pro Woche.
"Es ist absolut katastrophal. Ich müsste mit meinen Kindern mit dem Auto in irgendwelche Dörfer um Pforzheim herum fahren, um baden zu gehen."
Pforzheim seit Jahren in der Bäder-Krise

Die Pforzheimer Bäderlandschaft ist seit Jahren weitgehend marode. Anfang 2020 beschloss der Gemeinderat unter anderem den Neubau von zwei Hallenbädern - in Huchenfeld und am Standort des alten Emma-Jaeger-Bades in der Innenstadt.
Kürzlich wurde bekannt, dass allein der Abriss des alten "Emmas" und die Vorbereitungen für den Neubau 3,2 Millionen Euro teurer werden als geplant. Für das Gesamtprojekt kalkuliert die Stadt nach derzeitigem Stand mit etwa 29 Millionen Euro. Der Gemeinderat hielt trotzdem mit hauchdünner Mehrheit am Neubau fest.
DLRG Pforzheim befürchtet Aus für andere Bäder
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) befürchtet, dass diese Entscheidung das Todesurteil für die anderen Pforzheimer Bäder ist. Auch die seien marode und benötigten dringende Investitionen. Dafür sei dann kein Geld mehr vorhanden. Dies habe auch Folgen für Kinder und Jugendliche. Bereits jetzt betrage die Wartezeit auf einen Schwimmkurs in Pforzheim bis zu vier Jahre, so die DLRG.
"Wir wollen verhindern, dass weitere Wasserflächen wegfallen. Es können schon jetzt immer weniger Kinder und Jugendliche schwimmen."

Der geplante Neubau des Emma-Jaeger-Bades sei zudem nur ein "Schwimmbecken, das weder den Namen Sportbad noch Familienbad verdient hat und einer Großstadt nicht würdig ist", heißt es in einem offenen Brief der DLRG aus der vergangenen Woche.
Pforzheim hat kein Geld für weitere Bäder-Investitionen
Dirk Büscher ist als Erster Bürgermeister der Stadt zuständig für die Bäder und geht den vom Gemeinderat gezeichneten Weg mit. Gleichzeitig sieht auch er - wie seine CDU-Parteifreunde im Gemeinderat - die aktuelle Bäderpolitik kritisch.
"Meine Befürchtung ist, dass wir am Ende zwei neue Bäder haben, aber die sonstige Bäderfrage ungeklärt ist. Das ist das Damoklesschwert."
Ähnlich marode wie die Bäder-Landschaft ist die Finanzlage von Pforzheim. Er wisse nicht, wie man die anstehenden Sanierungen anderer Bäder finanzieren könne, auch nicht mittelfristig, sagte Dirk Büscher dem SWR. Und selbst wenn sich die Kassen der Stadt wieder mehr füllen sollten: Man müsse auch noch fällige Investitionen im Schulbereich in einer Größenordnung von etwa 100 Millionen Euro umsetzen.
SPD und FDP halten zum Emma-Jaeger-Bad
FDP-Fraktionsmitglied Monika Descharmes kann die Kritik an der jüngsten Gemeinderatsentscheidung, am Neubau des Emma-Jaeger-Bades festzuhalten, trotzdem nicht verstehen. Man habe sich damals darauf geeinigt, vor allem, weil es sich die Pforzheimer Bevölkerung gewünscht habe.
Auch die Pforzheimer SPD gehörte zu der hauchdünnen Mehrheit im Gemeinderat, die ein Aus des Emma-Jaeger-Bades verhinderte. Jede weitere Zeitverzögerung beim Bäderbau hätte dazu führen können, dass man auf absehbare Zeit kein größeres Bad in Pforzheim mehr habe, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Annkathrin Wulf.
Schwierige Suche nach Investoren
Als Alternative oder Ergänzung war auch lange ein neues Kombibad auf dem Pforzheimer Wartberg im Gespräch, wo es bisher ein in die Jahre gekommenes Freibad gibt. Eine Lösung, die auch die DLRG favorisieren würde.
Doch die Stadt sucht bisher vergeblich nach Investoren für das Projekt. Schwimmbäder mit moderaten Eintrittspreisen für alle Bürger seien eben ein Verlustgeschäft, betont der Erste Bürgermeister Dirk Büscher.