Ab Montag, den 14. März, soll der PFC-Umweltskandal in einem Zivilprozess vor dem Landgericht Baden-Baden verhandelt werden. Ein erster Gerichtstermin vor knapp einem Jahr wurde wegen Corona abgesagt.
Komposthersteller soll für Verunreinigung des Grundwassers haften
Die Stadtwerke Rastatt klagen wegen der Vergiftung des Grundwassers mit PFC als Folge der Düngung mit der gesundheitsschädlichen Chemikalie gegen einen Komposthersteller aus Bühl (Kreis Rastatt). Bis Ende 2008 soll sein Unternehmen mit Papierschlämmen versetzten Kompost auf Äckern in der Region als Dünger verteilt haben.
Rund 6,5 Millionen Euro Schadenersatz fordern die Stadtwerke Rastatt von dem Unternehmer. Das Problem der Verhandlung: Das Gericht muss dem Komposthersteller konkret nachweisen, dass er in den Jahren 2006 bis 2008 Papierschlämme angenommen hat - was grundsätzlich nicht verboten war.
Weiter muss nachgewiesen werden, dass diese Papierschlämme PFC-verseucht waren und dann - wissend oder nicht wissend - auf den Böden in der Region ausgebracht worden sind. Fraglich ist, ob es gelingt, das in dem Prozess zu klären. Und selbst wenn die Stadtwerke den Prozess gewinnen sollten - ob der Unternehmer solche Summen bezahlen kann, ist ebenfalls ungewiss.
Mutmaßlicher Verursacher lehnt Verantwortung im PFC-Skandal ab
Der Kompostunternehmer aus Bühl bestreitet, für den Umweltskandal verantwortlich zu sein. Er räumte in bisherigen Gesprächen ein, ganz legal Papierschlämme dem Kompost beigemengt zu haben. Diese, so sagt er, seien aber definitiv nicht chemisch belastet gewesen.
Wasserwerk in Rastatt wegen PFC-Verseuchung stillgelegt
Durch die Verunreinigung des Bodens hatten die Stadtwerke unter anderem eines ihrer Wasserwerke stilllegen müssen und viel Geld in Filteranlagen investiert. Mit weiteren Kosten sei zu rechnen, so die Stadtwerke.
Sicherung eines Trinkwasserreservoirs Die Entfernung von PFC-belasteter Erde in Bühl hat begonnen
Auf dem Gelände des Wasserwerks im Bühler Ortsteil Balzhofen hat die Abtragung von PFC-verunreinigtem Erdreich begonnen. Ziel ist es, das Trinkwasserreservoir vor der giftigen Chemikalie im Boden zu schützen.
Die Gemeinde Bühl hat inzwischen eine Sondergenehmigung, die Erde im Ortsteil Balzhofen abzutragen und auf ein wenige Kilometer entferntes und ebenfalls stark PFC-belastetes Gebiet zu transportieren. Dort wird der Aushub nach unten hin versiegelt, damit nichts ins Grundwasser gelangt - dann zwischengelagert und bis 2025 in den Boden eingebaut. Später soll dort ein Gewerbegebiet entstehen. Die Frage, wohin verseuchte Erde gebracht werden könnte - außer auf ebenfalls belastetes Gelände - ist bisher unbeantwortet.
Trotz Prozess - riesiges Umweltproblem in Mittelbaden bleibt
Wie auch immer die Verhandlung ausgeht: Es bleibt ein riesiges Umweltproblem, dessen Ausmaße, aber auch Folgen überhaupt nicht absehbar sind. Seit Sommer 2013 wurden im Landkreis Rastatt und Baden-Baden erhöhte PFC-Werte im Grundwasser und auf Ackerflächen festgestellt, die von dem verunreinigten Kompost stammen. Mehr als 1.200 Hektar Ackerfläche sind verseucht, die Ernte muss regelmäßig untersucht werden.

Grund und Bodensanierungen kosten viel Geld und das Land sieht sich bisher finanziell auch nicht in der Pflicht. Es gelte das Verursacherprinzip - und genau darum geht es im PFC-Prozess vor dem Baden-Badener Landgericht am 14. März.