Streetworkerinnen der Diakonie sprechen auf dem Werderplatz in Karlsruhe mit zwei Männern (Foto: SWR, SWR, Cornelia Stenull)

Treffpunkt Werderplatz

So leben Obdachlose und Wohnungslose in Karlsruhe - Streetworkerinnen helfen

Stand
AUTOR/IN
Cornelia Stenull

Sie leben ihr Leben in der Öffentlichkeit: Wohnungs- und Obdachlose in Karlsruhe. Der Werderplatz ist einer ihrer Treffpunkte. Hier bekommen sie Hilfe von Streetworkerinnen.

Seit es wärmer ist, sind Wohnungs- und Obdachlose im Stadtbild von Karlsruhe wieder häufiger zu sehen: in der Fußgängerzone, in der Südstadt oder am Entenfang im Stadtteil Mühlburg.

Einer der Brennpunkte in Karlsruhe, wo sich Wohnungs- und Obdachlose treffen, ist der Werderplatz. Es sind hauptsächlich Männer, die dort am Rand des Platzes stehen oder auf den Treppen vor der Kirche sitzen. Die Polizei ist ebenfalls regelmäßig vor Ort. Sie kontrolliert das Alkoholverbot, das auf großen Teilen des Werderplatzes gilt.

Streetworkerinnen informieren Wohnungslose über Hilfsangebote

Streetworkerinnen von der Diakonie schauen fast täglich auf dem Platz vorbei oder werden vom Ordnungsamt gerufen.

"Wir werden oft hinzugerufen, falls die vom Ordnungsamt einen Fall gemeldet bekommen haben, wo sie die Leute wegschicken müssen. Da kommen wir, bieten Hilfe an und stellen den Menschen Unterstützungsangebote vor."

Ganz konkret vermitteln sie Unterkünfte und helfen bei Problemen wie bei anstehenden Haftstrafen nach kleineren Diebstählen oder Schwarzfahrten. Dann vereinbaren sie Arbeitsstunden oder Ratenzahlungen, auch beim Gang zum Jobcenter unterstützen sie.

A3: der "Alkohol akzeptierende Aufenthaltsraum" von der Diakonie

In der Nähe des Werderplatz ist ein weiterer Treffpunkt, der von der Diakonie betreut wird: der A3, der "Alkohol akzeptierende Aufenthaltsraum". Hier können sich hilfsbedürftige Menschen tagsüber treffen - und auch Alkohol trinken, den sie selbst mitbringen. Harter Alkohol ist nicht erlaubt. In der Hauptsache ist der A3 ein Rückzugsort und ein Ort, wo sie Unterstützung finden.

SWR Reporterin Cornelia Stenull berichtet:

"Neben der Sozialberatung können die Klienten hier im A3 auf die Toilette gehen, ihre Wäsche waschen, sie bekommen Kaffee, Kuchen oder belegte Brote. Solche Sachen sind wichtig, gerade wenn das Geld knapp wird."

Obdachlos oder Wohnungslos - das ist der Unterschied

Menschen, die auf der Straße leben, werden oft pauschal als Obdachlose bezeichnet. Dabei ist nur ein kleiner Teil von ihnen wirklich obdachlos - also ohne festen Wohnsitz. In Karlsruhe sind das laut Angaben der Stadt derzeit etwa 100 Menschen. Die meisten, die auf der Straße zu sehen sind, sind Wohnungslose, sie leben in Unterkünften der Stadt, momentan sind das 481 Personen.

Der Männeranteil bei Wohnungs- und Obdachlosen ist deutlich höher. Nach Angaben der Diakonie liegt der Anteil bei etwa 70 Prozent Männer und 30 Prozent Frauen.

Neben der Diakonie kümmern sich in Karlsruhe noch weitere soziale Träger mit verschiedenen Hilfsangeboten um Wohnungs- und Obdachlose. Das sind zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Caritas oder auch Sozpädal.

Gespräch Armut und Gesundheit – Der Arzt Gerhard Trabert behandelt Obdachlose

Der Arzt Gerhard Trabert versorgt in Mainz Obdachlose dort, wo sie leben – auf der Straße. 1997 gründete er den Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland“. 

SWR2 Tandem SWR2

Stand
AUTOR/IN
Cornelia Stenull