Jahrelang hat die Stadtverwaltung die Nagetiere in Kuppenheim gewähren lassen. Zuletzt hatten sich Nutrias und Bisamratten im vergangenen Jahr in Kuppenheim allerdings dermaßen vermehrt, dass das Landratsamt eine Sondergenehmigung für die Jagd erteilen musste.
Nutrias können erhebliche Schäden anrichten
Mit der Aufgabe betraut wurde der Stadtjäger Reinhold Gerstner. Er hat nach eigenen Angaben entlang des Gewerbekanals in Kuppenheim 25 Nutrias, 37 Bisamratten, einen Marder und einen Iltis erlegt. Weil aber laut Landesjagdgesetz Mitte Februar die Schonzeit für Nutrias beginnt, muss die Jagd nun unterbrochen werden. Nutrias gelten als invasive Art und können erhebliche Schäden an Wasserbauwerken anrichten.
Nutrias werden schnell handzahm
Das Problem mit den putzigen Tierchen mit den großen gelben Zähen ist, dass sie sehr schnell sogar handzahm werden können. Wenn sie wie in Kuppenheim mit Brot oder anderen Leckereien angefüttert werden, dann kommen sie auch immer wieder. Und zwar in immer größeren Zahlen.

Ein Nutriaweibchen kann bis zu drei Mal im Jahr werfen und hat dann jeweils fünf bis sechs Nachkommen. Die werden nach wenigen Monaten selbst wieder geschlechtsreif. Ganz schnell werden aus ein oder zwei Tierchen dann eine regelrechte Plage.
Der Gewerbekanal in Kuppenheim ist vor allem betroffen
Arnold Meiswinkel wohnt in Kuppenheim am Gewerbekanal. Das ist ein gemütliches Gewässer von vielleicht fünf Metern Breite. Der Kanal fließt mitten durch die Ortschaft. Und weil das Grundstück von Arnold Meiswinkel direkt an den Kanal angrenzt, war er auch als einer der ersten betroffen von der Nutriaplage. Seit dem vergangenen Sommer haben sie ihn nicht mehr in Ruhe gelassen, berichtet der Hausbesitzer.
"Der Stadtjäger hat die Falle am Gartenzaun abgestellt. Und er war noch nicht wieder zuhause, da saß schon das erste Nutria drin."
Seither hat Reinhold Gerstner 25 Nutrias und 37 der etwas kleineren Bisamratten allein am Kuppenheimer Gewerbekanal gefangen. So eine Jagdsaison hatte er noch nie, berichtet der Stadtjäger.
Landkreis erteilte Jagdgenehmigung für Kuppenheim
Man habe die Tiere und ihre Ausbreitung auch in Kuppenheim viel zu lange nicht beachtet, sagt der Stadtjäger. Am Ende musste der Landkreis eine Sondergenehmigung für die Jagt erteilen. Die Tiere werden gefangen und getötet. Denn es sind Schädlinge, die auch am Kuppenheimer Gewerbekanal einiges kaputt machen könnten. Mit allen Konsequenzen für die Anwohner.
In Gaggenau werden Nutrias von Spaziergängern gefüttert
In Gaggenau, nur ein paar Kilometer murgaufwärts, leben ebenfalls viele Nutrias. Die Tiere haben ihre Höhlen sogar mitten im Ort am Murgufer. Der Bürgerpark ist eines ihrer Lieblingsreviere, denn dort werden sie von Spaziergängern gefüttert. Und das wiederum ärgert die Stadtverwaltung.
"Der Auslöser für die Überpopulation von Nilgänsen und Nutrias ist in Gaggenau, dass zu viel gefüttert wird."
Und weil zu viel gefüttert wird, hat die Verwaltung im Park an der Murg Schilder aufgestellt. Das sind ausdrücklich keine Verbotsschilder, sagt Henschel. Nur Hinweise, das wilde Tiere das Futter der Menschen gar nicht brauchen.
Außerdem haben sie es in Gaggenau auch mit kniehohen Weidenrutenzäunen probiert. Der Effekt war spürbar. Inzwischen sind dort kaum mehr Nutrias gesichtet worden. Aber das die Maßnahme auf Dauer Erfolg hat, glaubt auch Elke Henschel nicht. Denn wenn die Oma mal wieder mit den Enkel im Park an der Murg unterwegs ist, dann gehört das Füttern halt einfach dazu. Und dann ist es auch egal, ob da Hinweisschilder stehen, oder nicht.