Vom Klimawandel nach Norden verschlagen

Die Nosferatu-Spinne breitet sich auch im Raum Karlsruhe und Pforzheim aus

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Heiner Kunold
Das ist Heiner Kunold (Foto: SWR)

Erstmals ist die Nosferatu-Spinne in Pforzheim wissenschaftlich nachgewiesen worden – für Menschen mit Angst vor Spinnen keine gute Nachricht. Aber es gibt Hilfe bei Spinnenphobie.

Die Zoropsis spinimana ist eine fünf bis acht Zentimeter große, braune Jagdspinne, die vor allem im Mittelmeerraum verbreitet ist. Seit einigen Jahren ist sie - wahrscheinlich unbemerkt von Menschen mitgebracht – über die Rheinebene auch in den Raum Karlsruhe und Pforzheim gelangt. Auch aus der Südpfalz und weiter nördlich gelegenen Regionen wurden Funde gemeldet.

Zoropsis spinimana ist in Baden heimisch geworden

Der Karlsruher Wissenschaftler Hubert Höfer vom Naturkundemuseum bezeichnet die Nosferatu-Spinne bereits als heimische Art. Immer häufiger sei sie nun auch im Freiland zu finden. Erste Nachweise stammten zunächst nur aus Häusern.

Ihren Namen hat die Nosferatu-Spinne von der seltsamen Zeichnung auf ihrer Rückenpartie: Fantasiebegabte Menschen glaubten darin ein Abbild des Vampirs aus einem Stummfilm von 1922 gefunden zu haben – und damit hatte diese stattliche Vertreterin ihrer Art ihren Namen weg.

Biss der Spinne schwächer als ein Wespenstich

Als Jagdspinne ist Zoropsis spinimana zumeist in der Nacht unterwegs. Sie fallen über ihre Beute her und überwältigen sie. Ihr Biss ist giftig und wird in der Literatur mit dem Stich einer Wespe verglichen. Der auftretende Schmerz ist aber meist schwächer als ein Wespenstich.

Dagegen kann eine Hautrötung oder Schwellung um die Bissstelle einige Tage anhalten. Von einem direkten Kontakt mit einer ausgewachsenen Nosferatu-Spinne wird deshalb abgeraten, informiert das Naturkundemuseum Karlsruhe.

Nosferatu- und andere Neobiota-Spinnen

Wie die Nosferatu-Spinne gehören auch die sogenannten Bananenspinnen zu den Neobiota oder Neuankömmlingen in Mitteleuropa. Im Gegensatz zu Zoropsis spinimana ist es den Bananenspinnen aber noch nicht gelungen, hierzulande heimisch zu werden. Die bis zu zehn Zentimeter großen Tiere (mit Beinen gemessen) sind Zufallsfunde. Eine Auswahl dieser Spinnen ist derzeit im Karlsruher Naturkundemuseum in der Ausstellung "Neobiota, Natur im Wandel" zu sehen.

Arachnologe: Bananenspinnen noch nicht heimisch in Mitteleuropa

Nach Einschätzung des Arachnologen Hubert Höfer vom Naturkundemuseum werden pro Jahr weniger als zehn Fälle von eingeschleppten Spinnentieren gemeldet. Die allermeisten Arten seien aber für den Menschen nicht gefährlich.

Eine besonders giftige Bananenspinne stammt laut Höfer aus Brasilien. Bananenimporte kommen aber fast ausschließlich aus Mittelamerika. Deshalb sei die Gefahr, solchen Tieren zu begegnen, so gut wie ausgeschlossen.

Bananenspinnen aus Südamerika (Foto: SWR)
Bananenspinnen aus Südamerika

Weil die Zahl der eingeschleppten Bananenspinnen insgesamt so niedrig sei, besteht nach Einschätzung des Karlsruher Wissenschaftlers auch keine Gefahr, dass sie sich in Mitteleuropa ausbreiten könnten.

Therapie oder App hilft bei Angst vor Spinnen

Das Herz rast, der Blutdruck steigt, Schweiß bricht aus: Wer immer wieder unter Ängsten leidet, kann sich professionelle Hilfe holen. Das gilt auch bei der Angst vor Spinnen, der Arachnophobie. Die von Experten empfohlene Therapie ist die sogenannte Expositionstherapie. Sie ist eine verhaltenstherapeutische Methode, bei der Patientinnen und Patienten mit dem angstauslösenden Objekt oder der furchterregenden Situation konfrontiert werden.

Weitere Hilfe, die Angst vor Spinnen abzubauen, bietet eine App, die an der Universität in Basel entwickelt wurde. Die App zeigt virtuelle Spinnen. Sie können erst aus der Ferne, dann von Näherem betrachtet werden, schließlich bewegen sie sich.

Die App wurde in einer Studie getestet. 66 Menschen haben daran teilgenommen, es gab eine Vergleichsgruppe, die zunächst nichts gemacht hat – die andere Gruppe probierte die App zu Hause aus. Es zeigte sich, dass der Einsatz der App die Angst vor Spinnen deutlich reduziert hatte.

Ludwigshafen

Das große Krabbeln Familie aus Ludwigshafen hat giftige Nosferatu-Spinnen im Haus

Eigentlich lebt die Nosferatu-Spinne im Mittelmeerraum. Inzwischen haben es sich einige der bis zu 8 Zentimeter großen Tiere aber auch in der Pfalz gemütlich gemacht - auch bei einer Familie in Ludwigshafen.