Pläne könnten Milliarden kosten

Geplante Erhöhung der Mütterrente bewegt viele - auch in BW

Stand

Von Autor/in Felix Wnuck, Florian Doetsch

Der Koalitionsvertrag von Union und SPD will die Mütterrente ausweiten. Es soll die unbezahlte Arbeit von Eltern anerkennen. Doch es gibt auch Kritik.

Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung liegt vor. Ein Teil davon ist die Ausweitung der Mütterrente. Sie soll rund fünf Milliarden Euro mehr kosten. Damit würden vor allem ältere Mütter mehr Rente bekommen. Die einen finden sie gerecht, die anderen sagen, sie geht zu Lasten der jüngeren Generationen.

Cornelia Ries aus Bruchsal bei Karlsruhe ist selbst Mutter. Sie hat sich ihr Leben lang um ihre vier Kinder und den Haushalt gekümmert. Sie ist eine Befürworterin der Mütterrente und will diese bald beantragen.

Mütterrente für Menschen, die sich um Kindererziehung kümmern

Für Cornelia Ries ist Einkaufen mittlerweile keine Selbstverständlichkeit mehr. Um über die Runden zu kommen, geht sie seit zwei Monaten zur Tafel in Bruchsal. Rund 40 Jahre lang hat sie sich um den Haushalt und um die Kinder gekümmert. Dann kam die Scheidung von ihrem Ehemann. 800 Euro Unterhalt bekomme sie, zu wenig zum Leben, sagt sie. Und auch ihre Rente werde sehr klein ausfallen. Obwohl sie ja 40 Jahre lang für ihre Familie gearbeitet hat.

Viele Jobs seien in dem Begriff "Hausfrau" vereint, meint die 57-Jährige. Aktuell würden ihr etwa 420 Euro brutto Mütterrente zustehen, nach den neuen Plänen wären es rund 60 Euro brutto mehr. Für Cornelia Ries bedeutet das sehr viel. Kritik an der Erhöhung der Mütterrente kann sie deshalb nicht verstehen.

Mütterrente ja oder nein? Gerecht oder ungerecht? Die neuen Pläne im Koalitionsvertrag von CDUCSU und SPD werden heiß diskutiert.
Den Spargel gibt es im Tafelladen für einen Euro - sonst könnte sich Cornelia Ries diesen nicht leisten.

Man muss doch in Würde leben können. [...] Aber es ist halt auch der Ton, der Unterton einer Gesellschaft, die das auch einfach nicht besser weiß.

Damit Cornelia Ries die Rente bald bekommt, lässt sie sich vom Sozialverband VDK beraten. Auch hier begrüßt man die geplante Erhöhung der Mütterrente - denn die würde gerade älteren Müttern zugutekommen, da auch für vor 1992 geborene Kinder drei statt wie bisher maximal zweieinhalb Erziehungsjahre beziehungsweise Rentenpunkte angerechnet würden. Und gerade für ältere Mütter sei es besonders schwierig gewesen, arbeiten zu gehen.

Vor allem diese alten Mütter bekommen ja keine hohen Renten. Die sind darauf angewiesen.

Cornelia Ries freut sich über all die Hilfe, die sie in den letzten Monaten bekommen hat. Gleichzeitig hofft sie, dass sie bald mit etwas mehr Geld in der Tasche Einkaufen gehen kann - mit ihrer Mütterrente.

Wie blicken junge Menschen auf die Altersvorsorge? 

Pia Ensinger (19) und Marek Hilgarth (20) studieren Kommunikationswissenschaften in Stuttgart - sie verdienen beide ihr erstes Geld neben dem Studium. Auf ihrer Gehaltsabrechnung sieht Pia bereits die ersten Abzüge.

Und dann ärgere ich mich drüber, weil ich weiß, dass ich davon wahrscheinlich nichts mehr haben werde.

Besonders Marek findet, dass es immer bessere Möglichkeiten für die private Altersvorsorge gibt - und hat sich mit ETF-Sparplänen und einer fondsgebundenen Altersvorsorge aufgestellt. Von der Politik erwartet er mehr als nur Übergangslösungen und erhofft sich, dass sie eine Vision hat und eher nach langfristigen Lösungen sucht. Insgesamt blicken beide aber recht gelassen darauf, dass immer weniger junge Menschen immer mehr Beitragsempfänger finanzieren müssen.

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Pia Ensinger (links) und Marek Hilgarth (rechts) studieren und zahlen schon in die Rente ein.

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Zwar gebe es nicht die eine Lösung für das Rentenproblem, aber Ansätze: "Wir brauchen auch mehr Solidarität und soziale Gerechtigkeit, indem wir zunächst die Abgeordneten und die Beamten und die Selbstständigen und die anderen Gruppen einbeziehen, die bisher noch nicht einbezogen sind", fordert Jörg Tremmel.

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Jörg Tremmel, Geschäftsführer der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen

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