Monatelang wissen Freunde und Familie von Aune Hartmann nicht, was mit ihr los ist. Sie finden es merkwürdig, dass sie sich nicht mehr meldet. Die damals 60-jährige Karlsruherin war 2009 als Aktivistin nach Südamerika ausgewandert. Und dort verlor sie auch ihr Leben. Bis heute ist der Hauptverdächtige nicht gefasst. Der peruanische Regisseur Roberto Pazos, ein Freund von Aune Hartmann, hat mit dem US-amerikanischen Produzenten Steve Hunsicker den Dokumentarfilm "The Gringa & the Musician" über den Tod von Aune Hartmann produziert. Am Freitagabend wird er in Karlsruhe gezeigt.
Mord am Titicacasee: Täter nach 16 Jahren nicht gefasst
Aune Hartmann war eine Karlsruher Rechtsanwältin und Grünen-Politikerin, die mehrere Jahre auch im Karlsruher Gemeinderat tätig war. Ihre Leidenschaft war auch, sich als Aktivistin einzusetzen. Vor allem in Peru, wo sie sich für benachteiligte Menschen einsetzte. Doch dort, wo sie anderen geholfen hatte, fand auch ihr Leben ein Ende. Im Dezember 2008 wird in Bolivien eine Leiche gefunden, bei der sich später herausstellt, dass es sich um die 60-Jährige handelt.
Die beiden Filmemacher sind bei ihrer Recherche auch auf den SWR Kulturpodcast "Sprechen wir über Mord?!" gestoßen. Auch hier wurde der Fall von Aune Hartmann besprochen. Darin äußerten sich der Karlsruher Kriminalhauptkommissar Wolfgang Metzger und der ehemalige Oberstaatsanwalt Rüdiger Rehring, die beide an den Ermittlungen beteiligt waren.
Mehr über die Ermittlungen rund um den Fall Aune Riehle in dem Podcast von SWR Kultur:
Zu den Ermittlungen sei es erst dann gekommen, als ihr Ex-Mann länger nichts mehr von Aune Hartmann gehört hatte. Im April 2009 wendete er sich an die Karlsruher Polizei. Die Ermittlungen beginnen und gehen sogar so weit, dass im Jahr 2011 Wolfgang Metzger und Rüdiger Rehring nach Bolivien fliegen, um direkt vor Ort zu ermitteln. Im Podcast erzählen sie, dass sie die Tatwaffe gefunden haben: einen Stein, mit dem Aune Hartman mutmaßlich getötet wurde.
Außerdem gibt es den Indizien zufolge einen Hauptverdächtigen. Dabei handelt es sich um einen Mann aus Peru, mit dem die damals 60-Jährige zeitweise wohl zusammengelebt hat. Nach ihrem Tod soll er in regelmäßigen Abständen ihr Bankkonto leer geräumt haben und ist seitdem verschwunden.

Haben die Behörden im Fall Aune Hartmann versagt?
Laut Roberto Pazos und Steve Hunsicker hat sich herausgestellt, dass vor allem die schlecht finanzierten Behörden in Peru und Bolivien versagt haben. Das Opfer ist Deutsche, der Mord ereignete sich in Bolivien und der Hauptverdächtige kommt aus Peru. Drei Länder mit drei verschiedenen Gesetzeslagen. Ein Problem, das laut dem Produzenten Steve Hunsicker mit Grund dafür ist, dass der Hauptverdächtige bis heute nicht gefasst werden konnte.
"Die peruanischen Behörden können ihn nicht anklagen, weil es in Bolivien passiert ist. Die bolivianischen Behörden können nicht einfach nach Peru einreisen und ihn verhaften, selbst wenn sie es wollten. Und die deutschen Behörden sind in keinem dieser Länder zuständig, auch wenn die deutsche Polizei viele Ressourcen investiert hat, um in diesem Fall zu helfen," so Steve Hunsicker.
Drei Gerichtsbarkeiten haben es zugelassen, dass dieser Fall ungelöst bleibt. Das liegt an den vielen verschiedenen Strafverfolgungsbehörden, die involviert sein müssen, es aber nicht können.
Die Motivation hinter dem Dokumentarfilm
Eine Geschichte mit vielen Fragezeichen, die Roberto Pazos und Steve Hunsicker dazu bewegt hatte, einen Dokumentarfilm über Aune Hartmanns Schicksal zu machen. Vor allem für Roberto Pazos ist es eine persönliche Angelegenheit. Er hat Aune Hartmann 1996 als Austauschstudent kennengelernt, sie wurden Freunde. So gute Freunde, dass sie ihn später besucht und seine Familie kennenlernt.
Sie war eine Freundin von mir.
Roberto Pazos möchte mit dem Film das Vermächtnis von Aune Hartmann darstellen. Für ihn war sie eine herzliche und gute Person, die zu früh gestorben ist. Ihm war außerdem wichtig, dass die Angehörigen der damals 60-Jährigen endlich Gerechtigkeit erfahren und der mutmaßliche Täter endlich gefasst wird. Pazos und Hunsicker sagen, dass sie es mit ihrem Film geschafft haben, die Polizei dazu zu bewegen, erneut aktiv nach dem Hauptverdächtigen zu suchen.
Zu sehen ist der Film in Karlsruhe in der Kinemathek. Am Freitag, den 16.05. um 19 Uhr und Sonntag, dem 18.05. um 15 Uhr.