Hoher Preis sorgt für Skepsis

Wie sich Mercedes vom neuen CLA die Wende in der E-Mobilität erhofft

Stand

Von Autor/in Geli Hensolt

Mercedes-Benz will mit dem neuen Modell seinen mäßigen Absatz bei E-Autos zum Erfolg führen. Manche Beobachter sind da eher skeptisch. Produziert wird der CLA im Werk in Rastatt.

Der neue CLA könnte aus Sicht vieler Experten das Schicksalsauto für Mercedes-Benz werden: Mit dem Fahrzeug will und muss der Hersteller zeigen, dass er technologisch mithalten kann mit der Konkurrenz. Und es soll den Beweis liefern, dass die Luxus-Strategie, die der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius verfolgt, finanziell aufgeht.

Experten, aber auch Aktionärsvertreterinnen und -vertreter, haben diese Pläne in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Aus ihrer Sicht muss Källenius jetzt liefern. Seit Mai ist der CLA erhältlich, gefertigt wird er im Mercedes-Werk in Rastatt, dem Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Källenius zum offiziellen Produktionsstart am Mittwoch einen Besuch abstatteten. Dabei betonte Kretschmann, entscheidend sei, dass die allerbesten E-Autos auch in Zukunft aus Baden-Württemberg kämen.

Mercedes CLA: Große Reichweite, niedriger Stromverbrauch

Der elektrische CLA soll der Auftakt für eine ganze Reihe neuer Fahrzeuge sein, die Mercedes in den nächsten Jahren auf den Markt bringt. Källenius selbst lobte schon auf der Hauptversammlung des Unternehmens die "Meisterleistung" seiner Ingenieurinnen und Ingenieure. Mit nur einem Ladestopp könne er ab sofort im Sommer seine Familie in Skandinavien besuchen, so der gebürtige Schwede: "Das war's mit Reichweitenangst."

Källenius betonte am Mittwoch beim offiziellen Produktionsstart, mit dem Fahrzeug beginne bei Mercedes-Benz eine neue Ära:

Mercedes-Benz-Vorstandschef Ola Källenius (l.) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Mercedes-Werk in Rastatt
Mercedes-Benz-Vorstandschef Ola Källenius (l.) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Mercedes-Werk in Rastatt

Auch Autoexperte Stefan Bratzel, Direktor des Centers of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, hält das neue Modell technologisch für "hoch innovativ": Es setze Maßstäbe mit einer Reichweite von bis zu 792 Kilometern und einem niedrigen Stromverbrauch. Zudem ist es das erste, das Mercedes mit seinem selbst entwickelten Betriebssystem MB.OS ausstattet. Ende des Jahres soll auch die Verbrenner-Variante des CLA verfügbar sein.

Autoexperte Bratzel: Preis für CLA schließt einige Käufersegmente aus

Klasse statt Masse - auf diese Pläne von Källenius soll der CLA einzahlen. Künftig soll das Fahrzeug das neue Einstiegsmodell bei Mercedes werden und die A- und die B-Klasse ersetzen.

Allerdings müssen die Kunden für einen CLA deutlich mehr bezahlen als für eine A-Klasse. Der Einstiegspreis liegt nach Angaben des ADAC bei 55.858 Euro. Zum Vergleich: Die günstigste A-Klasse kostet etwa 37.000 Euro, das Hybridmodell A 250e ist ab rund 44.300 Euro erhältlich. Ab Ende 2025 wird es ein CLA-Modell mit Verbrenner ab einem Preis von etwa 46.500 Euro zu kaufen geben.

Bratzel gibt zu bedenken: "Das schließt natürlich schon einige Käufersegmente aus, die sich diesen hohen Preis nicht leisten können." Zumal Einstiegsmodelle bei der Konkurrenz deutlich günstiger zu haben sind: Der Preis für den Audi A3 als Benziner beginnt bei etwa 31.300 Euro, BMW verlangt für seinen 1er ab 32.900 Euro.

Zweifel an der Luxus-Strategie von Mercedes-Chef Källenius

Kritiker - auch aus dem Konzern selbst - befürchten, der neue CLA werde im Gegensatz zur A-Klasse ein "Nischenfahrzeug". Das "Handelsblatt" zitiert einen Mitarbeitenden des Konzerns mit den Worten, man brauche kompakte Volumenmodelle wie die A-Klasse, um die Fixkosten zu decken. Die Investitionskosten für Software und Batterien müssten auf möglichst viele Autos umgelegt werden.

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Die Verkaufszahlen von Mercedes sinken weiter. Das liegt nicht nur an der schwächelnden Nachfrage, sondern auch an der wachsenden Konkurrenz auf dem wichtigsten Absatzmarkt China.

Die Luxus-Strategie, wie sie Källenius verfolge, biete Vor- und Nachteile, gibt Autoexperte Bratzel zu bedenken. In den Zeiten, in denen das Angebot knapp war, habe sich mit teuren Autos viel Geld verdienen lassen. Aktuell aber werde die Konkurrenz auf dem Markt immer größer, deshalb stelle sich die Frage, ob ein Hersteller allein im Luxus-Segment erfolgreich sein könne.

Vor allem in China gibt es schon jetzt einen deutlichen Preiskampf, der allen deutschen Herstellern Probleme macht. Denn auch die chinesische Hersteller haben mittlerweile Premium-Fahrzeuge im Angebot - zu deutlich günstigeren Preisen. Auf dem für Mercedes-Benz so wichtigen chinesischen Markt verkaufen sich die E-Luxus-Autos des Stuttgarter Herstellers lange nicht so gut wie erhofft. Und auch insgesamt läuft es schleppend bei der E-Mobilität: 2024 waren nicht mal zehn Prozent aller verkauften Mercedes-Autos reine Stromer.

Ein Risiko für Beschäftigte bei Mercedes in Rastatt

Kann der CLA den Hersteller zurück auf die Erfolgsspur bringen? Wenn die Pläne scheitern, könnte das zum Risiko für Mercedes werden - und langfristig auch Arbeitsplätze in Deutschland gefährden. Im Werk in Rastatt sind aktuell rund 6.000 Menschen beschäftigt. Dort wird der neue CLA hergestellt, außerdem die A- und die B-Klasse, das kompakte SUV GLA und der vollelektrische EQA.

In dem Werk werden allerdings schon seit Jahren weniger Autos gefertigt: Nach Daten des Marktforschungsunternehmens Inovev, die das "Handelsblatt" zitiert, waren es 2019 noch fast 340.000 Fahrzeuge, 2024 nur noch knapp 200.000. Mit dem verkündeten Aus der A-Klasse könnte die Zahl weiter sinken.

Autoexperte Bratzel sagt deshalb, mit dem CLA müsse der Autobauer jetzt beweisen, dass er "mit diesem vergleichsweise stolzen Preis genügend Kunden begeistern kann". Daran hängt die Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Werk in Rastatt - und möglicherweise auch die des Konzernchefs.

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