Mehlwürmer (Foto: SWR)

Insekten als Nahrungsmittel

Bruchsaler Firma setzt auf Massenproduktion von Larven

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Martin Besinger
ein Bild von Martin Besinger (Foto: SWR)

Klimawandel, Überfischung, Tierseuchen und die wachsende Weltbevölkerung sind Herausforderungen für die Ernährung der Zukunft. Das Bruchsaler Start-Up Alpha Protein produziert Insekten - ist das die Lösung?

Mit Industrie-Abfällen leicht ernährt und einfach produziert, könnten sie möglicherweise das Ernährungsproblem lösen. Alpha Protein in Bruchsal setzt voll auf das Potential der Mehlwürmer-Larven als Grundnahrungsmittel - für Tiere und bald auch für Menschen. Sie sollen, so das Unternehmen, Fischmehl und sogar Soja ersetzen.

Noch ist es nicht soweit, die Kisten mit den Larven dienen hauptsächlich Testzwecken, ob die Technik funktioniert, mit der später die Massen davon hergestellt werden sollen.

Mehlwürmer (Foto: SWR)
Tausende Mehlwürmer pro Kiste, einfach zu lagern

"Mit dem Mehlwurm hat man die Möglichkeit, auf geringer Fläche viel Protein herzustellen."

Ein Endlosaufzug für die Zucht

Die Larven sollen unkompliziert gezüchtet, vollautomatisch gefüttert und in Kisten groß gezogen werden, die in einer Art Paternoster stehen. Das ist der technische Clou der Firma, die sich seit dem Ukraine-Krieg kaum noch vor Investoren retten kann. Weil die sogenannte Kornkammer Europas versiegt ist, hat man begonnen umzudenken.

Mehlwürmer (Foto: SWR)
Ein Paternoster als Clou für vollautomatische Züchtung

Das Konzept der Massenproduktion trifft den Nerv der Zeit: Die Firma wächst rasant.

"Wir sind jetzt auf 30 Leute angewachsen, wir werden Ende des Jahres unsere Pilotanlage auf drei Fussballfeldern aufbauen. Das ist nur der erste Schritt.“

Die Forschung prüft die Verträglichkeit

2.100 essbare Insekten gibt es weltweit. Larven wären erst der Anfang. Das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe untersucht diese neuen Nahrungsmittel unter anderem darauf, wie viel diese Form der Ernährung dem Menschen wirklich nutzt. Eine Erkenntnis: Das Protein der Larven kommt vielleicht nicht ganz im Organismus an.

"Proteinreichtum ist die eine Sache, aber das in den Insekten enthaltene Chitin kann die Aufnahme in den Körper verhindern."

Frau im Labor mit Mehlwürmern. (Foto: SWR)
Am Max Rubner-Institut in Karlsruhe werden die Larven auf Verträglichkeit geprüft.

Regeln gibt es noch nicht viele in dem jungen Markt

Auch Regeln für die Zucht gibt es bisher nicht. Das wäre aber wichtig, denn Insekten können zum Beispiel Schwermetalle über das Futter aufnehmen, das geben sie dann an den Menschen weiter. Trotzdem müsse man nicht zwangsläufig Bedenken haben, sagt Expertin Dr. Anna-Kristina Marel:

"Wenn Sie Spaß dran haben, das zu essen, essen Sie es. Es ist ja nichts Gefährliches“

Nur kochen oder braten sollte man die proteinreiche Mahlzeit vor dem Verzehr. Für Allergiker kann der Verzehr gefährlich sein. Man findet die Insekten verarbeitet übrigens schon heute im Supermarkt - als Nudeln im Regal.

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